Nr. 62 Ministerrat, Wien, 4. Mai 1849 - Retrodigitalisat (PDF)
- ℹ️ anwesend: Cordon
- RS.Reinschrift; P.Protokoll Ransonnet; VS.Vorsitz Schwarzenberg; BdE.Bestätigung der Einsicht und anw.anwesend (Schwarzenberg 6. 5.), Krauß, Bach 8. 4., Thinnfeld, Kulmer; anw.anwesend Cordon; abw.abwesend Stadion, Bruck.
MRZ. 1403 – KZ. 1194 –
- I. Genaue Erhebung des Truppenstandes in Ungarn
- II. Unterstützung für die nach Wien geflüchteten Ungarn
- III. Verteidigung der von Mähren nach Ungarn führenden Pässe
- IV. Zollfreie Einfuhr von Heu und Stroh aus russisch Polen
- V. Verbot jeder Intabulation oder Belastung der Güter ungarischer Revolutionäre
- VI. Unbefugter Aufenthalt vieler Offiziere im Hauptquartier des Baron Welden
- VII. Ankunft des Kaisers in Wien
Protokoll der am 4. Mai 1849 in Wien abgehaltenen Ministerratssitzung unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten, dann Ministers des Äußern und des Hauses Fürsten Felix Schwarzenberg.
I. Genaue Erhebung des Truppenstandes in Ungarn
Aus Anlaß der Klagen des FZM. Baron Welden über die Unzulänglichkeit seiner Streitkräfte den Ungarn1 gegenüber erklärte der Finanzminister Baron Krauß , er müsse darauf bestehen, daß der eigentliche Stand der Truppen in Ungarn baldmöglichst genau erhoben werde, nachdem ganz unerklärlich sei, wie das Korps Weldens nur 34.000 Mann stark sein könne2, während die ungeheure Zahl von 600.000–700.000 Mann aus dem Staatsschatze besoldet wird und alle nur disponibeln Truppen nach Ungarn abgesendet worden sind.
Die Notwendigkeit, dieser Sache auf den Grund zu sehen, wurde einstimmig anerkannt3.
II. Unterstützung für die nach Wien geflüchteten Ungarn
Minister Bach eröffnete, daß zur Unterstützung der hierher geflüchteten loyalen Ungarn, welche sich zum Teil in der traurigsten Lage befinden, 3000 f. angewiesen und auf zweckmäßige Weise verteilt worden seien4.
III. Verteidigung der von Mähren nach Ungarn führenden Pässe
Die von dem Hradischer Kreishauptmann vorgebrachte Klage, daß wegen Besetzung der Pässe gegen Ungarn noch gar nichts vorgekehrt worden sei, wird von den Ministern des Inneren und des Krieges zum Anlaß genommen, ihre bereits früher früher an die Zivil- und Militärlandesbehörden in Brünn erlassenen Befehle wegen Vorkehrungen zur Verteidigung dieser Pässe zu erneuern5.
IV. Zollfreie Einfuhr von Heu und Stroh aus russisch Polen
Der Finanzminister referierte über einen Antrag des Hofrates Ettmayer in Krakau, daß der Einfuhrzoll auf Heu, Stroh und Getreide aus russisch Polen aufzulassen wäre, um einer Teuerung dieser Artikel infolge des Einmarsches der Russen zu begegnen6.
Sämtliche Stimmführer vereinigten sich mit dem Antrage des Baron Krauß, daß die zollfreie Einfuhr von Heu und Stroh, woran wirklicher Mangel ist, zu gestatten, dagegen der Zoll auf Getreide beizubehalten wäre, nachdem der Preis desselben keineswegs zu hoch steht, die freie Einfuhr den Urproduzenten Galiziens schaden und einen schlimmen Eindruck auf das Landvolk machen würde7.
V. Verbot jeder Intabulation oder Belastung der Güter ungarischer Revolutionäre
Baron Krauß besprach vorläufig einen Vorschlag, in Ungarn jede Intabulation oder Belastung der Güter von Revolutionärs zu verbieten, damit die Durchführung der Konfiskationen behufs des Schadenersatzes seinerzeit nicht vereitelt werde8.
VI. Unbefugter Aufenthalt vieler Offiziere im Hauptquartier des Baron Welden
Über die Anzeige des Ministers Baron Kulmer , er habe durch Graf Moritz Almásy erfahren, daß bei einhundert Offiziers sich an das schreibende Hauptquartier des Baron Welden unbefugterweise angeschlossen haben, statt bei ihren Truppenkörpern zu verbleiben, forderte der Ministerpräsident den Kriegsminister auf, diesen Gegenstand genau untersuchen zu lassen9.
VII. Ankunft des Kaisers in Wien
Schließlich wurde die am kommenden Tage zu erwartende Ankunft Sr. Majestät des Kaisers und die diesfalls zu treffenden Einleitungen besprochen10.
Wien, 6. Mai 1849. Schwarzenberg.
Ah. E. Ich habe den Inhalt dieses Protokolles zur Wissenschaft genommen. Franz Joseph. Schönbrunn, den 10. Mai 1849.