Nr. 63 Ministerrat, Wien, 5. Mai 1849 - Retrodigitalisat (PDF)
- ℹ️ anwesend: Cordon
- RS.Reinschrift; P.Protokoll Ransonnet; VS.Vorsitz Kaiser; BdE.Bestätigung der Einsicht und anw.anwesend Schwarzenberg (7. 5.), Krauß 9. 5., Bach 9. 5., Thinnfeld, Kulmer; anw.anwesend Cordon; abw.abwesend Stadion, Bruck.
MRZ. 1404 – KZ. 1238 –
- I. Reise des Kaisers zur ungarischen Armee
- II. Übernahme des Armeeoberkommandos in Ungarn durch Julius Freiherr v. Haynau
- III. Geschützaufstellung am Neugebäude bei Simmering
- IV. Proklamation des Kaisers an die Bewohner Ungarns
- V. Antwort des Kaisers an den Wiener Gemeinderat
- VI. Antwort des Kaisers an eine Deputation der Wiener Bischofsversammlung
Protokoll der zu Schönbrunn am 5. Mai 1849 in Ah. Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers abgehaltenen Sitzung des Ministerrates.
I. Reise des Kaisers zur ungarischen Armee
Nachdem Se. Majestät die Ah. Willensmeinung zu erkennen gegeben hatten, die Armee in Ungarn in Augenschein zu nehmen, so wurde der Entwurf eines Ah. Handschreibens verfaßt, wodurch dem FZM. Baron Welden diese Ah. Absicht bekanntgegeben und er zugleich aufgefordert wird, sich über den hiezu geeigneten Zeitpunkt zu äußern. Se. Majestät geruhten sofort, dieses Ah. Handschreiben, wie es dem gegenwärtigen Protokolle beiliegt, zu erlassen1.
II. Übernahme des Armeeoberkommandos in Ungarn durch Julius Freiherr v. Haynau
Der Kriegsminister berichtete über eine Besprechung mit dem FZM. Baron Welden bezüglich der Wahl eines Generalen, dem für den Fall seiner Erkrankung das Oberkommando der Armee in Ungarn mit Beruhigung anvertraut werden könne. Baron Welden hatte den FML. Haynau für den geeignetsten erklärt, vorausgesetzt, daß derselbe schon vorläufig Zeit gewinne, den Kriegsschauplatz und die Kriegsführung in Ungarn kennenzulernen2.
III. Geschützaufstellung am Neugebäude bei Simmering
Baron Welden hatte darauf angetragen, das Neugebäude bei Simmering und die Position am Wienerberge durch Geschützstellungen zu verstärken. Der Kriegsminister glaubte jedoch, daß die Gefahr noch nicht dermaßen dringend sei, um Verteidigungsanstalten dieser Art zu treffen, welche die größte Beunruhigung in der Residenz hervorrufen würden3.
|| S. 278 PDF || Bei diesem Anlaß äußerte der Finanzminister , er habe vernommen, daß bedeutende Waffenvorräte in hölzernen Schoppen außerhalb des Neugebäudes untergebracht seien, was unter den dermaligen Verhältnissen bedenklich wäre.
FML. Baron Cordon wird der Sache auf den Grund sehen und das Erforderliche zur sichern Aufbewahrung der Waffen erlassen4.
IV. Proklamation des Kaisers an die Bewohner Ungarns
Minister Bach brachte in Anregung, daß Se. Majestät eine Proklamation an die Bewohner Ungarns zu erlassen geruhen, nachdem der dortige Aufstand durch die Beschlüsse des sg. Parlaments vom 14. April in eine neue Phase getreten sei, in welcher auch eine andere Sprache als bis jetzt von Seite der Krone geführt werden dürfte5.
V. Antwort des Kaisers an den Wiener Gemeinderat
Hierauf wurde die Frage in Erwägung gezogen, ob Se. Majestät aus Anlaß Ah. Ihrer Ankunft in Schönbrunn Sich bestimmt finden dürften, eine Ansprache an die Bewohner der Residenz zu erlassen. Der Ministerrat vereinigte sich zu dem au. Antrage, daß eine direkte Ah. Ansprache nicht notwendig erscheine und die von Sr. Majestät dem Wiener Gemeinderat bei der bevorstehenden Audienz zu erteilende Antwort die beste Gelegenheit darbiete, sowohl um die Motive der Verlegung des Ah. Hoflagers nach Schönbrunn auszusprechen, als auch um den gutgesinnten Wienern die huldvollen Gesinnungen Sr. Majestät zu eröffnen.
Se. Majestät der Kaiser geruhten diesen au. Antrag wie auch den vom Ministerrat ehrerbietigst vorgelegten Entwurf der Ansprache an den Gemeinderat Ag. zu genehmigen6.
VI. Antwort des Kaisers an eine Deputation der Wiener Bischofsversammlung
Ebenso erhielt auch der im Ministerrate verfaßte Entwurf der Ah. Antwort auf die von einer Deputation demnächst zu überreichende Adresse der in Wien versammelten Bischöfe die Ah. Genehmigung7.
Wien, 7. Mai 1849. Schwarzenberg.
Ah. E. Ich habe den Inhalt des hier vorgelegten Protokolles zur Wissenschaft genommen. Franz Joseph. Schönbrunn, den 16. Mai 1849.