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Anhang Gemeinsamer Ministerrat, 7. 5. 1891

I. Der Ausbau einer strategischen Bahn von Máramorossziget nach Stanislau und in Fortsetzung derselben von Halicz nach Tarnopol

Siehe PDF-Daten https://hw.oeaw.ac.at/ministerrat/serie-2/oe_hu_mrp_IV/pdf/oe_hu_mrp_IV_zusatz6.pdf.

786 Nr. VI Konferenz, Wien, 7. 5. 1891

   FML. Freiherr v. Fejervary bezweifelt dies und bemerkt, daß es
nicht recht anginge, Schärfen des Gesetzes rückwirken zu lassen.

   Se. Majestät geruhen Ag. die Belassung zu genehmigen und die Sit¬
zung Ag. zu schließen.

Nr. VI Konferenz, Wien, 7. Mai 1891

    RS.
    Gegenwärtige: der k. u. k. gemeinsame Minister des Äußern Graf Kälnoky, der k. u. k. gemein¬
same Kriegsminister FZM. Freiherr v. Bauer, der k. k. Ministerpräsident und Leiter des Ministe¬
riums des Innern Graf Taaffe, der k. k. Minister für Landesverteidigung FZM. Graf Welsersheimb,
der k. k. Handelsminister Marquis de Bacquehem, der k. k. Finanzminister Steinbach, der Chef des
k. u. k. Generalstabes FZM. Freiherr v. Beck, der Generaladjutant und Vorstand der Militärkanzlei
Sr. k. u. k. apost. Majestät GM. v. Bolfras, der Chef des Eisenbahnbureaus des k. u. k. Generalsta¬
bes GM. Ritter v. Guttenberg.
    Protokollführer: Major v. Sprecher der Mihtärkanzlei Sr. k. u. k. apost. Majestät.
     Gegenstand: Der Ausbau einer strategischen Bahn von Mdramarossziget nach Stanislau und in
Fortsetzung derselben von Halicz nach Tamopol.1

   Protokoll über die am 7. Mai 1891 unter Ah. Vorsitze Sr. k. u. k. apost.
Majestät stattgehabte Konferenz.

   Se. k. u. k. apost. Majestät geruhten die Konferenz mit der Ag.
Mitteilung zu eröffnen, daß es sich darum handle, die seit geraumer Zeit schwe¬
benden Verhandlungen über der Bau der Karpatenbahn Märamarossziget-Sta-
nislau und der Bahn Halicz-Tarnopol endlich zum günstigen Ende zu führen.

   Se. Majestät geruhen hieran folgende Ag. Bemerkungen zu knüpfen: Die
Verhandlungen zwischen dem k. k. Handelsministerium einerseits und dem
Reichskriegsministerium andererseits haben bisher noch zu keiner Einigung
geführt, während der ung. Handelsminister sich mit dem Projekte bereits einver¬
standen erklärte.2

   Der Zweck dieser Konferenz ist es, die Minister der diesseitigen Reichshälfte
von der eminenten militärischen Wichtigkeit dieser Bahnen zu überzeugen, einer
Notwendigkeit, welche durch die politischen und militärischen Maßnahmen
Rußlands, insbesondere durch die andauernden Truppenanhäufungen an der
Nordostgrenze der Monarchie, nur noch erhöht wird. Se. Majestät geruhten Ag.
hinzufügen, daß diese Bahnen nicht nur wichtig, sondern daß deren Bau mit
Rücksicht auf die Fortschritte der Russen im Ausbau ihrer Wehrkraft geradezu
dringend geworden ist. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß in längstens drei
Jahren der Termin der gegenwärtigen Friedensperiode abgelaufen sein dürfte.
Bis dahin müssen diese für unsere Schlagfertigkeit so wichtigen Bahnen ausge-

 1 KA,, MKSM. 20-1/4 ex 1891.
 2 26!MT. Ung.MR. v. 8. 8.1890. 9. In Angelegenheit der Eisenbahn Märamarossziget-Körös-

         mezo-Landesgrenze, OL., K. 27, Karton 48.
<pb/>Nr. VI Konferenz, Wien, 7. 5. 1891  787

baut sein. Eine Verzögerung im Beginne ihres Baues ließe die Befürchtung zu,
daß selbe nicht rechtzeitig zur Benützung fertigstehen würden.

   Se. Majestät geruhten sodann, den Minister des Äußern aufzufordern, eine
Darlegung der gegenwärtigen politischen Situation zu geben.

   Der Minister des Äußern. Alle Berichte konstatieren, daß gegen¬
wärtig eine aggressive Tendenz seitens Rußlands nicht besteht, daß aber auf
jedem Gebiete fortdauernd mit größter Energie daraufhingearbeitet wird fertig¬
zuwerden. Der Kaiser von Rußland ist zwar als friedliebender Mann bekannt,
welcher seine Friedensliebe bei jedem Anlasse manifestiert. Wenn aber das
angedeutete Ziel der ,,Fertigkeit&quot; erreicht würde, ist zu befürchten, daß der
Kaiser sich zu Entschließungen gedrängt sieht, welche seinen Absichten und
seiner Friedensliebe geradezu widersprechen. Die Verhältnisse in Frankreich,
wo sich die Geister in lebhafter Bewegung befinden, können ebenfalls als Er¬
munterung der Russen zu gewalttätigen Aktionen aufgefaßt werden.

   Die allgemeine politische Lage drängt daher unaufhaltsam einer kriegeri¬
schen Lösung entgegen. Der Termin bis zu diesem Momente wird, wenn er sich
auch nicht genau bestimmen läßt, naturgemäß ein immer kürzerer, und alle
Versuche der konservativen Mächte, die Tendenz zu einer solchen Lösung zu
beseitigen, sind an der exzessiv slawischen Strömung gescheitert, welche das
jetzige Rußland beherrscht. Daher ist die politische Lage nach wie vor eine
unsichere zu nennen, sie läßt sich nicht ändern und vermehrt das Gefühl, daß
irgendein unvorherzusehender Zwischenfall den Krieg herbeiführen könne.

   Se. Majestät geruhten hieran anschließend Ag. zu bemerken, daß
sämtliche Nachrichten auf eine raschere Tendenz in den russischen Rüstungen
weisen und es gegenwärtig unmöglich scheine, dem Losschlagen der Russen mit
diplomatischen und politischen Mitteln je wirksam zu begegnen.

   Se. k. u. k. apost. Majestät geruhten hierauf Ag., dem Chef des
Generalstabes das Wort zu erteilen, um die militärische Wichtigkeit der in Frage
stehenden Bahnen zu beleuchten.

   Der Chef des Generalstabes. Bereits im Jahre 1887 wurde in dem
Memoire betreffend den Ausbau des Eisenbahnnetzes für den Kriegsfall R3
seitens des Generalstabes auf die dringende Notwendigkeit des Ausbaues der
Bahn Märamarossziget-Stanislau hingewiesen und dieselbe mit dem Bedürfnis
begründet, durch die Schnelligkeit des Aufmarsches den Vorsprung der Russen
in andern Kriegsvorbereitungen zu paralysieren. Aus finanziellen Gründen
wurde vorderhand die Ausführung dieses Projektes damals fallengelassen.

   Seither haben sich die Verhältnisse vollständig, u. zw. zu unseren Ungunsten,
geändert. Die Russen dürften in allem so große Fortschritte gemacht haben, daß
sie uns nicht nur von Haus aus an Stärke weit überlegen sind, sondern auch in
den Aufmarschterminen schon sehr nahe kommen. Statt den zwei Korps,
welche früher an der Grenze standen, sind jetzt deren fünf bereit, sofort in

3 K. k. Chef des Generalstabes. Memoire betreffend den Ausbau des Eisenbahnnetzes zur
       RoQphlpimipnng des Aufmarsches der Armee im Kriegsfälle gegen Rußland v. August 1887,
       KA., MKSM., Separatfaszikeln, Fase. 69, Nr. 12.
<pb/>788 Nr. VI Konferenz, Wien, 7. 5. 1891

Aktion zu treten, statt wie ehedem vier sind 15-20 Reservedivisionen für die
Feldarmee verfügbar, fünf große durchgehende Bahnlinien, davon vier doppel¬
gleisige, führen an unsere nordöstliche Grenze, so daß der russische Aufmarsch
zwischen dem 22. und 28. Mobilisierungstage beendet sein dürfte - früher war
dies gegen den 45. Mobilisierungstag hin der Fall. Unser Vorsprung beträgt
daher nur mehr zwei bis höchstens acht Tage.

   Alle Einleitungen auf russischer Seite deuten ferner daraufhin, daß gleichzei¬
tig mit einem Anfalle von Norden her der Hauptstoß von Osten erfolgen wird.
Unter den gegenwärtigen Verhältnissen bringen wir aber unmöglich zeitgerecht
so viele Truppen nach Ostgalizien, um den einbrechenden Russen daselbst im
ersten Momente, d. i. bis zum sechsten- achten Mobilisierungstage, das Gleich¬
gewicht halten zu können. Die bisher verfügbaren Linien genügen eben für
diesen Zweck umso weniger, als hiebei die Truppen nur bis Lemberg transpor¬
tiert werden können und dort auswaggonieren müssen, um hernach weiter
vorzugehen.

   Es sei hier der Schwierigkeiten gedacht, an einem Punkte (Lemberg) täglich
40 000-50 000 Mann sozusagen durchzupressen, um diese Massen dann wieder
zu entwickeln. Die Gefahr, zu spät zu kommen, liegt sehr nahe.

   Die Bahn Märamarossziget-Stanislau und ihre Fortsetzung Halicz-Tarnopol
sind geeignet, diesem schwerwiegenden Übelstande abzuhelfen. Durch die Her¬
stellung derselben ist die Gewähr gegeben, daß bis zum 15. oder 16. Mobilisie¬
rungstage so viele Truppen nach Ostgalizien geworfen werden können, als
mutmaßlich notwendig sind, um einen überraschenden Einfall der Russen
zurückzuweisen. Es ist nicht zu verkennen, daß die Geldopfer beträchtlich sein
werden. Angesichts der kolossalen Vorbereitungen aber, welche Deutschland
und Rußland für den Kriegsfall treffen, ist es auch unsere Pflicht, das Möglichste
zu leisten.

   Der Reichskriegsminister betont, daß die Verhältnisse den Bau der
in Frage stehenden Linien immer dringender erheischen.

    Die Verzögerung im Baue derselben käme einem nicht zu rechtfertigenden
Versäumnisse gleich. Wenn man auch den verschiedenen Nachrichten über
russische Rüstungen nicht immer und unbedingt Glauben schenken muß, so ist
doch durch den Zug der Eisenbahnen die Tendenz der Russen unzweifelhaft
indiziert, und man ist zu der Annahme berechtigt, daß sie die Absicht haben,
mit überwältigenden Massen in Ostgalizien einzubrechen. Um daher unsere
Korps möglichst schnell dahinzubringen, ist speziell für das 7. und 12. Korps
die Wichtigkeit der in Rede stehenden Linie so markiert, daß der Vorschlag, die
 Bahn Munkäcs-Stryj in eine doppelspurige Bahn umzuwandeln, durchaus nicht
als ein genügender Ersatz betrachtet werden kann, ja man müßte militärischer-
 seits auch dann auf dem Ausbau der in Frage stehenden Linien beharren, wenn
die Beskidenbahn wirklich zweigleisig wäre. Überdies würden die technischen
 Schwierigkeiten infolge der ungünstigen Trasse dieser Bahn fast die Kosten
 eines Neubaues erheischen.

    Es sei auch noch auf die unbedingt zu beseitigende Anomalie hingewiesen,
 welche in dem Umstande liegt, daß der militärisch wichtige Punkt Brzezan bis
<pb/>Nr. VI Konferenz, Wien, 7. 5. 1891   789

jetzt ohne Bahnverbindung ist, ein Umstand, welcher nur durch den Bau der
Linie Halicz-Tarnopol in zweckmäßiger Weise behoben werden kann.

   Der Chef des Generalstabes bemerkt, daß die Beskidenbahn auf
ungarischer Seite infolge des dort befindlichen Ruschterrains bei Legung eines
zweiten Gleises neugebaut werden müßte, daß der große Tunnel nur für ein
Gleis berechnet ist und daß auch die Strecke Stryj-Stanislau der galizischen
Transversalabahna in diesem Falle ganz umgebaut werden müßte, um selbe
leistungsfähig zu machen. Dies alles wäre in der gegebenen Frist von drei Jahren
schwer durchzuführen.

   Se. Majestät der Kaiser geruhten nunmehr den Handelsminister
zur Darlegung seiner Anschauungen aufzufordern.

   Der Handelsminister begründet den von ihm gemachten Vorschlag,
die Bahn Munkäcs-Stryj in eine zweigleisige Bahn umzuwandeln, mit dem
Hinweise auf die weit geringem Kosten, welche darauf für die diesseitige Reichs¬
hälfte erwachsen würden, wodurch es möglich wäre, im Rahmen des normalen
Budgets zu bleiben.

    Im Laufe der letzten acht Jahre sind 88 000 000 Gulden, bnach Abschlag der
Transversalbahn 54 000 000 fl.,b für militärische Bahnen ausgegeben worden,
während die für volkswirtschaftliche Zwecke erbauten Bahnen in den verflosse¬
nen fünf Jahren auf vier Lokalbahnen beschränkt blieben und die Unterneh¬
mungslust stets auf spätere Zeiten vertröstet werden mußte. Durch die Linie
Märamarossziget-Stanislau würde eine Ableitung des Verkehrs aus der Buko¬
wina und der Moldau zugunsten Ungarns stattfinden, welche eine schwere
Schädigung der galizischen Transversalbahn (250 000 Gulden jährhch) mit sich
brächte und durch keinen Tarifvertrag wirksam pariert werden könnte. Auf die
von der Kriegsverwaltung gleichzeitig gewünschte Bahnlinie Halicz-Tamopol
legen die galizischen Abgeordneten, wenigstens mit der angeregten Trasse, vom
volkswirtschaftlichen Standpunkte keinen besonderen Wert. Es würden daher
auch hier nationalökonomische Interessen ganz in den Hintergrund treten. Es
ist zu befürchten, daß mit den diesmaligen außerordentlichen Anforderungen
der Kriegsverwaltung ein Abschluß nicht erreicht sei.

   Der Handelsminister betont zum Schlüsse wiederholt die Notwendigkeit, eine
größere Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen neben den militärischen
Interessen nunmehr eintreten zu lassen.

   Der Chef des Generalstabes ist der Ansicht, daß man den Anfor¬
derungen für militärische Zwecke unmöglich eine Grenze stecken könne, betont
aber, daß ein anderer Bahnbau, cd. h. ein weiterer Übergang über die Karpaten,0
im Nordosten der Monarchie für strategische Zwecke in der nächsten absehba¬
ren Zeit nicht beabsichtigt ist.

   Se. k. u. k. apost. Majestät geruhten, dem Finanzminister zur
Besprechung des finanziellen Standpunktes das Wort zu erteilen.

a&#39;a Einfügung Becks.
b&#39;b Einfügung Becks.
°&quot;c Einfügung bzw. Korrektur Becks.
<pb/>790 Nr. VI Konferenz, Wien, 7. 5. 1891

   Der Finanzminister bezeichnet die finanzielle Situation der diesseiti¬
gen Reichshälfte als gar nicht freundlich. Durch die Kosten dieser Bahnen
kommt ein neues Element der Ungewißheit in den Staatshaushalt, welchem
ohnehin mancherlei finanzielle Gefahren drohen. Das wahrscheinliche Scheitern
der russischen Anleihebestrebungen wirkt verhängnisvoll auf den europäischen
Markt. Wenn Rußland wirklich bemüßigt wäre, seine in England und Frank¬
reich deponierten Geldvorräte im Gesamtbeträge von 300 Millionen Franken
auch nur zum Teile zurückzuziehen, so müßte man sich auf eine der schwersten
Krisen gefaßt machen.

   Die eminente Wichtigkeit der in Frage stehenden Bahnlinien für militärische
Bedürfnisse läßt sich zwar nicht bestreiten, der Finanzminister glaubt aber, daß
zu den Kriegsvorbereitungen auch die finanzielle Rüstung gehöre, und verweist
auf das Beispiel von Italien, wo durch die mißliche - vielleicht durch unpropor¬
tionierte militärische Ausgaben hervorgerufene - finanzielle Situation eine
Schwächung der Wehrkraft eingetreten ist. Der Hinweis auf Deutschlands
militärische Forderungen ist im Hinblicke auf dessen günstige finanzielle Lage
nicht ganz gerechtfertigt. Hieran anknüpfend betont der Finanzminister, wie
wünschenswert die Bildung eines Kriegsschatzes wäre. Um bei dem durchzufüh¬
renden Baue die finanziellen Interessen möglichst zu schonen, bittet der Finanz-
minister, denselben auf eine längere Periode zu verteilen und vorerst nur die
Linie Märamarossziget-Stanislau ins Auge zu fassen.

   Se. Majestät der Kaiser geruhten Ag. der Enuntiation des Finanz¬
ministers darin zuzustimmen, daß eine Budgetüberschreitung möglichst zu
vermeiden sei. Se. Majestät gibt Sich der Hoffnung hin, daß es bei sorgfältiger
Bauausführung und Kostenberechnung gelingen möge, die unabweislichen Ko¬
sten im normalen Budget zu bedecken.

   Der Handelsminister erlaubt sich im Anschlüsse an die Ausführun¬
gen des Finanzministers zu bemerken, daß bei Bedeckung der auf die diesseitige
Reichshälfte entfallenden approximativen Kosten von 20 Millionen Gulden in
einem Zeiträume von drei-vier Jahren jede volkswirtschaftliche Investition
zurückbestellt werden müßte, was umso nachteiliger wäre, als noch nie so wenig
Bahnen für volkswirtschaftliche Zwecke gebaut worden sind als gerade in den
letzten Jahren. Es ist daher dringend erwünscht, vorerst die Bahn Märamaros-
sziget zu bauen und deren Bedeckung (zirka 10 Millionen Gulden) in einem
Zeiträume von vier Jahren in Aussicht zu nehmen. Der Handelsminister be¬
merkt schließlich, daß für die Trassierungskosten ein für die Bahn Divaca-Laak
bestimmt gewesener Betrag zur Verfügung stünde.

   Der Reichskriegsminister bemerkt, daß sich die militärischen und
die wirtschaftlichen Anforderungen an eine Bahn leider nicht immer decken,
daß aber bei den jetzigen Verhältnissen erstere als die wichtigem erscheinen, und
daß der Bau der Linie Hahcz-Tamopol nicht hinauszuschieben wäre.

   Der Chef des Eisenbahnbureaus des Generalstabes macht
die au. Mitteilung, daß der ung. Handelsminister mit der Trassierung der ung.
Strecke Märamarossziget-Landesgrenze sofort beginnen wird. Bezüglich der
Dauer des Bahnbaues berechnet er, daß wenn mit dem großen Tunnel heuer im
<pb/>Nr. VI Konferenz, Wien, 7. 5. 1891  791

Herbste begonnen würde, die Strecke Märamarossziget-Stanislau zu Ende des
Jahres 1893 dem Verkehre übergeben werden könnte.

   Der Handelsminister bemerkt hierauf, daß eine Vorlage über den
Bau der in Frage stehenden Bahnen erst im November 1891 zur verfassungsmä¬
ßigen Behandlung gelangen kann.

   Se. k. u. k. apost. Majestät geruhen zu konstatieren, daß die
Überzeugung von der militärischen Wichtigkeit und von der Notwendigkeit der
Bahnlinien Märamarossziget-Stanislau und Halicz-Tarnopol allerseits vor¬
herrscht. Se. Majestät geruhten zu betonen, daß der Bau dieser Linien in der
kürzest möglichen Zeit wünschenswert ist, da bei der exponierten Lage Gali¬
ziens, bei der Gefahr, welche eine so große an der Grenze angehäufte Masse in
sich birgt, Schnelligkeit in den ausreichenden Bahnen beruht.

   Se. Majestät beauftragen demgemäß:
   den Handelsminister, sofort die Trassierung der Linie (Märamarossziget)
galizische Landesgrenze-Stanislau und Halicz-Tamopol durchführen zu las¬
sen;
   sich mit den übrigen notwendigen Vorarbeiten zu beschäftigen und mit der
ung. Regierung in Verhandlung zu treten, um in allen notwendigen Fragen,
auch bezüglich des Anschlusses, eine Verständigung zu erzielen, damit die zum
sofortigen Baue, u. zw. in erster Reihe der Linie Stanislau-galizische Landes¬
grenze (Märamarossziget) notwendige Vorlage im November d. J. den Vertre¬
tungskörpern vorgelegt werden könne;
   den Finanzminister, sich sobald als tunlich mit der Beschaffung der zum Baue
notwendigen Geldmittel zu befassen.
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