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Nr. II Militärkonferenz, Wien, 14. März 1866 - Retrodigitalisat (PDF)

  • RS.; KA., MKSM., Separatfasz. 14/1866 ; P. Beck; VS. Kaiser; anw. und BdE. im Verzeichnis der Anwesenden: (Franz Joseph), Franck, Crenneville, Henikstein, Rossbacher 17. 3., Schroth 17. 3.; anw. ohne Vidierung (unmittelbar nach der Konferenz nach Verona abgereist): Benedek.

MRZ. – KZ. –

Konferenz unter dem Ah. Vorsitze Sr. Majestät des Kaisers, abgehalten am 14. März 1866.

  Marschbefehle und Marschbereitschaft. – Kommandofragen

Die am heutigen Tage von Seite des Kriegsministeriums telegrafisch angeordneten Märsche und Marschbereitschaften werden nochmals verlesen und zur Ah. Kenntnis genommen und befehlen Se. Majestät , daß auch die beiden Husarenregimenter der Brigade Boxberg aus Oberösterreich nach Böhmen in Marsch gesetzt, der GM. Baron Boxberg aber die Kavalleriebrigade Fürst Auersperg zu übernehmen habe. Das 24. Jägerbataillon und die Infanterieregimenter Nr. 71 und 74 werden, sobald der au. Vortrag erstattet sein wird, mit dem GM. Graf Rothkirch aus Italien nach Wien in Marsch gesetzt werden. Von den Kavalleriedepoteskadronen kommen 22 nach Ungarn, 10 in die Umgebung von Wien, 4 zwischen Krakau und Tarnow, 3 nach Kärnten, 2 nach Steiermark und benötigen fünf Kavalleriebrigadiers zur Respizierung. In der Ordre de bataille ist der Brigadieroberst Jonak wegen des rangälteren Obersten Lebzeltern mit adem Kommandoa einer anderen Brigade desselben Armeekorps zu betrauen. Der Armeekommandant FZM. v. Benedek erhält die Bewilligung, nach bewirktem Aufmarsche der Armee eine Brigade des vierten Korps – welches aus lauter ungarischen Regimentern zusammengesetzt ist – mit einer Brigade eines anderen Korps zu verwechseln. Se. Majestät befehlen, daß GM. Graf Gondrecourt und Oberst Graf Leiningen gleich auf ihre Posten abgehend gemacht werden (ohne Arrangement), dann daß die als Festungskommandanten designierten Generale nach Theresienstadt, Josefstadt und Königgrätz beordert werden. Das 30. Jägerbataillon bistb in der nächsten Zeit nach Mähren vorzuschieben.

FML. Baron Henikstein hält unter den gegebenen Verhältnissen eine Zentralstellung der Armee in der Gegend von Olmütz für das zweckmäßigste; alle Entwürfe für ähnliche Kriegsfälle verlangen zwar die Aufstellung in Böhmen, dieselben sind aber auf eine bedeutende numerische Überlegenheit und auf eine Befestigung von Wien basiert, was beides – als nicht existierend – außer der Rechnung gehalten werden muß. Se. Majestät weisen darauf hin, daß die sächsischen Truppen höchstwahrscheinlich sich anschließen und im Falle eines Angriffes der Preußen sich auf österreichisches Gebiet zurückziehen werden. Es sind daher für den kommandierenden General in Böhmen die nötigen Instruktionen auszuarbeiten und derselbe anzuweisen, für die Aufnahme der sächsischen Truppen wie auch für deren Verpflegung die nötigen Voreinleitungen zu treffen. Das erste Armeekorps selbst hat nur eine Bewegung gegen Sachsen auszuführen, || S. 421 PDF || um dessen Truppen aufzunehmen, und kann dann gleich wieder nach Ermessen des Armeekommandanten näher an die Hauptarmee gezogen werden. Während der Abwesenheit des FZM. v. Benedek in Italien hat sich dessen Hauptquartier hier unter FML. Baron Henikstein zu konstituieren1, alle erforderlichen Organe sind zu kommandieren, ohne sie zu ernennen. Der Generalstab hat alsogleich die nötigen Rekognoszierungen in Mähren und demonstrative auch in Böhmen zu bewirken. Oberst Gallina des Generalstabes wird zum Unterintendanten bei der Armee gegen Preußen bestimmt, statt seiner könnte Oberst Drechsler nach Ungarn kommandiert werdenc . Die Festungsartilleriedirektoren sind zu ernennen, nach Theresienstadt, Josefstadt und Königgrätz werden je eine Festungsartilleriekompanie abgesendet. Die Kommandanten der Genieregimenter haben vorderhand in ihren Stabsstationen bei den Depots zu verbleiben. In Königgrätz ist ein Artilleriezeugsposten aufzustellen. Sobald die Armee mobil gemacht wird, werden Se. Majestät die Publizierung eines sehr strengen Preßgesetzes anbefehlen.

Vidi Franz Joseph.