Nr. 345 Ministerrat, Wien, 25. April 1863 – Protokoll II - Retrodigitalisat (PDF)
- ℹ️ anwesend:
- RS.Reinschrift; P.Protokoll Schurda; VS.Vorsitz Erzherzog Rainer; BdE.Bestätigung der Einsicht und anw.anwesend (Erzherzog Rainer 25. 4.), Rechberg, Mecséry, Schmerling; BdR.Bestätigung des Rückempfangs Erzherzog Rainer 11. 5.
MRZ. 1149 – KZ. 1468 –
Protokoll II der zu Wien am 25. April 1863 abgehaltenen Komiteesitzung des Ministerrates unter dem Vorsitze Sr. k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Rainer.
I. Wegen Ausfolgung eines Passes an Langiewicz durch den französischen Botschafter
Der Minister des Äußern setzte die Versammlung von einer Unterredung in Kenntnis, welche er mit dem französischen Botschafter aus Anlaß des an denselben vom Fr[äulein] Pustowojtoff gestellten Ansuchens, dem internierten Langiewicz einen Reisepaß zu erteilen1, gehabt hatte, und aus welcher sich ergebe, daß der genannte Botschafter dieser Bitte zu willfahren geneigt wäre, jedoch in dieser Sache ohne Einverständnis der österreichischen Regierung nicht vorgehen wolle, daher dem Langiewicz keinen Paß geben werde, solange er sich nicht ausweisen kann, daß die kaiserliche Regierung nichts dagegen hat. Graf Rechberg sehe sich daher veranlaßt, zunächst die Frage in Erwägung zu ziehen, ob man etwa auf die Ansicht einzugehen gewillt wäre, daß Langiewicz, im Falle er Garantie gibt, nicht nach Polen zurückzukehren, auf die obige Weise freigelassen werden könnte. Er könnte seinerseits unmöglich darauf einraten, indem dieses nicht bloß den internationalen Verpflichtungen entgegen wäre, sondern auch für unsere eigenen Interessen nur von nachteiliger Wirkung sein würde, wenn man gerade einem der gefährlichsten Insurgentenführer aGelegenheit biete, sich wieder an die Spitze der Insurrektion zu stellena . Sowohl der Staatsminister als auch der Polizeiminister teilten vollkommen diese Meinung, indem der letztere hervorhob, daß es sich hier hauptsächlich um die Frage handelt, ob man den Langiewicz grundsätzlich ganz anders als alle übrigen Internierten behandeln solle, wozu doch gewiß keine Gründe vorhanden sind, und was, wenn es geschähe, nur die größte Sensation machen würde.
Wien, am 25. April 1863. Erzherzog Rainer.
Ah. E. Ich habe den Inhalt dieses Protokolls zur Kenntnis genommen. Franz Joseph. Schönbrunn, 10. Mai 1863. Empfangen 11. Mai 1863. Erzherzog Rainer.