Nr. 409 Ministerrat, Wien, 17. August 1882
RS.Reinschrift; P. Jaeger; VS.Vorsitz Taaffe; BdE.Bestätigung der Einsicht und anw.anwesend (Taaffe 17. 8.), Pražák, Conrad, Pino; abw.abwesend Ziemiałkowski, Falkenhayn, Welsersheimb, Dunajewski.
- I. Erwirkung der Würde eines Geheimen Rates für den Bischof in Spalato, Marcus Calogerà.
- II. Vorschlag wegen Besetzung des erledigten Bischofsstuhles von Parenzo-Pola.
- III. Au. Dank der Stadtvertretung Reichenberg wegen des Neubaues für die Staatsgewerbeschule daselbst und au. Dank des Fürstbischofs von Breslau, Dr. Herzog, anlässlich der Installation in die hierländigen Bistumstemporalien.
- IV. Erwirkung des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für den Akademiedirektor Dr. Alwens in Graz.
- V. Erwirkung des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für den Rechnungsrat Joseph Pizzala in Wien.
- VI. Erwirkung je des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für die griechisch-katholischen Pfarrer Nicolaus Lewicki und Zeno Ritter v. Korczak-Korytyński.
- VII. Wegen Ernennung des außerordentlichen Professors an der böhmischen Technischen Hochschule in Prag, Dr. Johann Lambl, zum ordentlichen Professor.
- VIII. Erwirkung je des Ritterkreuzes des Leopoldordens für die Hofräte am Obersten Gerichtshofe, Dr. Johann Scholz und Alexander v. Achbaur.
- I. Erwirkung der Würde eines Geheimen Rates für den Bischof in Spalato, Marcus Calogerà
- II. Vorschlag wegen Besetzung des erledigten Bischofsstuhles von Parenzo-Pola
- III. Au. Dank der Stadtvertretung Reichenberg wegen des Neubaues für die Staatsgewerbeschule daselbst und au. Dank des Fürstbischofs von Breslau, Dr. Herzog, anlässlich der Installation in die hierländigen Bistumstemporalien
- IV. Erwirkung des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für den Akademiedirektor Dr. Alwens in Graz
- V. Erwirkung des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für den Rechnungsrat Joseph Pizzala in Wien
- VI. Erwirkung je des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für die griechisch-katholischen Pfarrer Nicolaus Lewicki und Zeno Ritter v. Korczak-Korytyński
- VII. Wegen Ernennung des außerordentlichen Professors an der böhmischen Technischen Hochschule in Prag, Dr. Johann Lambl, zum ordentlichen Professor
- VIII. Erwirkung je des Ritterkreuzes des Leopoldordens für die Hofräte am Obersten Gerichtshofe, Dr. Johann Scholz und Alexander v. Achbaur
KZ. 80 – MRZ. 65
Protokoll des zu Wien am 17. August 1882 abgehaltenen Ministerrates unter dem Vorsitze Sr. Exzellenz des Herrn Ministerpräsidenten Grafen Taaffe.
I. Erwirkung der Würde eines Geheimen Rates für den Bischof in Spalato, Marcus Calogerà
I. ℹ️Der Minister für Kultus und Unterricht beabsichtigt zufolge des Antrages des Statthalters in Dalmatien für [den Bischof in Spalato Marcus Calogerà die Würde e]ines geheimen Rates zu erwirken. Der Minister hebt hervor, dass Calogerà bereits seit 26 Jahren als Bischof in pflichteifrigster Weise wirke und sich stets durch eine regierungsfreundliche Haltung und eminent patriotische und dynastische Gesinnung hervorgetan habe. Speziell habe sich aber derselbe in jüngster Zeit dadurch verdienstlich gemacht, dass er durch seinen entscheidenden Einfluss den im Interesse der Regierung sehr günstigen Ausfall der letzten Gemeindewahlen in Spalato bewirkte. Der Ministerrat erklärt seine Zustimmung1.
II. Vorschlag wegen Besetzung des erledigten Bischofsstuhles von Parenzo-Pola
II. ℹ️Der Minister für Kultus [und] Unterricht referiert über [d]ie Besetzung des erledigten Bischofstuhles von Parenzo-Pola. Von den Bischöfen der Kirchenprovinz schlagen drei, nämlich der Erzbischof von Görz, der Bischof von Triest und der Fürstbischof von Laibach, in erster Linie für die Stelle vor den Domherrn und Direktor des Zentralseminars in Görz, Dr. Alois Zorn2. In zweiter Linie werden von zwei Bischöfen der Domherr in Veglia, Dr. Johann Bolmarčić, und der Kuratkanonikus in Montona, Hieronymus Franco, vorgeschlagen. Der Bischof von Veglia mache die Triester Domherren Dr. Johann Šust3 und Andreas Sterk namhaft. Der Statthalter beantrage die Ernennung des von der Mehrheit der Bischöfe der Kirchenprovinz in erster Linie benannten Domherrn Dr. Zorn, indem er denselben []ten hält. [Der Minist]er schließe sich der [Anschau]ung der Mehrheit der Bischöfe und des Statthalters an und beabsichtige daher, die Ernennung des Domherrn Dr. Zorn zum Bischofe von Parenzo-Pola au. zu beantragen, zumal Zorn auch wegen seiner entsprechenden Sprachkenntnisse sowie wegen seiner Objektivität in politischer Beziehung als besonders geeignet erscheine.
Der Handelsminister kann nur wünschen, dass Dr. Zorn, dem, wie er wisse, der Ehrgeiz zur Erlangung einer so hohen kirchlichen Würde fremd sei, die Stelle auch annehme. Jedenfalls würde mit Zorn die glücklichste Wahl getroffen.
Der Ministerrat erklärt [sich] mit dem Antragsvorhaben des Ministers für Kultus und Unterricht einverstanden4.
III. Au. Dank der Stadtvertretung Reichenberg wegen des Neubaues für die Staatsgewerbeschule daselbst und au. Dank des Fürstbischofs von Breslau, Dr. Herzog, anlässlich der Installation in die hierländigen Bistumstemporalien
III. Der Minister für Kultus und Unterricht erlaubt sich im Wege des Ministerratsprotokolles zur Ah. Kenntnis Sr. k. u. k. apost. Majestät zu bringen ℹ️den au. Dank der Stadtvertretung von Reichenberg für die von Sr. Majestät Ag. genehmigte Herstellung eines Neubaues für die Staatsgewerbeschule in Reichenberg5, ℹ️ferner den anlässlich der Installation des Breslauer Fürstbischofes Dr. Robert Herzog in die hierländigen Bistumstemporalien von diesem Fürstbi[schofe] [] [fü]r die [ihm] zuteil geworde[ne] [A]h. Gnade6.
IV. Erwirkung des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für den Akademiedirektor Dr. Alwens in Graz
IV. ℹ️Der Minister für Kultus und Unterricht erbittet sich die Zustimmung des Ministerrates zu dem Vorhaben, für den pensionierten Direktor der Akademie für Handel und Industrie in Graz, Dr. Friedrich Alwens, in Anerkennung seines vieljährigen vorzüglichen Wirkens an dieser Anstalt das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens zu erwirken und teilt aus dem Inhalte des diesfalls zu erstattenden au. Vortrages die wesentlichsten Verdienstmomente mit. Der Ministerrat erklärt seine Zustimmung7.
V. Erwirkung des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für den Rechnungsrat Joseph Pizzala in Wien
[V.] ℹ️Der Minister für Kultus und Unterricht beabsichtigt infolge der vom Handelsminister gegebenen Anregung für den Rechnungsrat bei der Direktion der administrativen Statistik und Leiter der handelsstatistischen Abteilung dieser Direktion, Joseph Pizzala, in Anerkennung seiner vorzüglichen Dienstleistung das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens zu erwirken und teilt aus dem Inhalte des diesfalls zu erstattenden au. Vortrages die näheren Verdienstmomente mit. Der Ministerrat erklärt seine Zustimmung8.
VI. Erwirkung je des Ritterkreuzes des Franz-Joseph-Ordens für die griechisch-katholischen Pfarrer Nicolaus Lewicki und Zeno Ritter v. Korczak-Korytyński
VI. ℹ️Der Minister für Kultus und Unterricht beabsich[tigt] [] für [den Titulatur-]Konsistorialrat und griechisch-katholischen Pfarrer in Turka, Nikolaus Lewicki, dann für den griechisch-katholischen Pfarrer in Waręż, Zeno Ritter v. Korczak-Korytyński, in Anerkennung ihrer um Kirche und Staat erworbenen Verdienste je das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens zu erwirken. Beide haben sich durch ein vorzügliches priesterliches Wirken verdienstlich gemacht und zeichnen sich namentlich auch durch ihre vollkommen korrekte und loyale Gesinnung sowie auch durch das Bestreben aus, das Gefühl der Liebe, Treue und Dankbarkeit gegen Se. Majestät und das Ah. Herrscherhaus bei ihren Pfarrlingen wach und rege zu erhalten. Der Statthalter lege be[son]deren Wert auf die Berücksichtigung dieser beiden Persönlichkeiten, zumal es dabei zugleich gelte, dem Vorgehen gegenüber anderen griechisch-katholischen Geistlichen im Lande eine Folie zu geben9. Der Ministerrat erklärt sich mit dem Antragsvorhaben des Ministers für Kultus und Unterricht unter der Voraussetzung einverstanden, dass dagegen von Seite des Ministers Freiherrn v. Ziemiałkowski keine Einwendung erhoben werde10.
VII. Wegen Ernennung des außerordentlichen Professors an der böhmischen Technischen Hochschule in Prag, Dr. Johann Lambl, zum ordentlichen Professor
VII. ℹ️Der Minister für Kultus und Unterricht referiert über die von ihm beabsichtigte au. Antragstellung, dass der außer[ordentliche Professor an der] böhmi[schen Technisch]en Hochschule in [Prag, Dr.] Johann Baptist Lambl, zum ordentlichen Professor an dieser Anstalt ernannt werde. Er bringe die Angelegenheit aus dem Grund vor den Ministerrat, weil, als die Ernennung Lambls zum ordentlichen Professor schon im Jahre 1876 angeregt wurde11, der bezügliche Antrag damals im Ministerrate auf Hindernisse stieß, indem Gerüchte über die Bestechlichkeit Lambls zur Erwähnung gebracht wurden. Man stand damals von der Ernennung ab, ohne weiter in die Sache einzugehen oder Lambl Gelegenheit zur Rechtfertigung zu bieten.
Indessen wurde seither fast alljährlich vom Professorenkollegium der Antrag, Lambl zum ordentlichen Professor zu [er]nennen, erneuert12. Schon die über den bezüglichen im Jahre 1879 gestellten und vom Statthalter befürworteten Antrag des Professorenkollegiums eingeleiteten besonderen Erhebungen hinsichtlich der Begründung des über Lambl verbreiteten Gerüchtes führten zu dem Resultate, dass keine Anhaltspunkte zu einer Beschuldigung Lambls vorliegen13. Neuerlich wurden durch den jetzigen Statthalter in Böhmen wieder Erhebungen eingeleitet und berichte der Statthalter, dass kein einziger Fall der Bestechlichkeit Lambls sichergestellt werden konnte und dass das gedachte Gerücht seine Entstehung teils einem gewissen Antagonismus, teils der Charaktereigentümlichkeit Lambls, an seinen einmal []it festzuhal[ten,] []nken dürfte. Unter diesen Umständen und nachdem Lambl als Fachmann und Professor einen ausgezeichneten Ruf besitze und nachdem ferner die von Lambl versehene Lehrkanzel die eines ordentlichen Professors sei, beabsichtige der Minister mit dem vorerwähnten Antrage vorzugehen und erbitte er sich hierüber die Anschauung des Ministerrates.
Dem Handelsminister erscheinen insbesondere die wiederholten Ernennungsanträge des Professorenkollegiums von Gewicht, weil diese bezeugen, dass die Kollegen Lambls, welche mit ihm in näherer Verbindung stehen, den Gerüchten über [un]ehrenhafte Handlungen Lambls [ke]inen Glauben schenken.
Der Ministerrat erklärt sich mit dem Vorhaben des Ministers für Kultus und Unterricht einverstanden14.
VIII. Erwirkung je des Ritterkreuzes des Leopoldordens für die Hofräte am Obersten Gerichtshofe, Dr. Johann Scholz und Alexander v. Achbaur
VIII. ℹ️Der Leiter des Justizministeriums Dr. Pražák beabsichtigt infolge des von dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes vorgebrachten Antrages, für die Hofräte am Obersten Gerichtshofe Dr. Johann Scholz und Alexander v. Achbaur in Anerkennung ihrer vieljährigen und vorzüglichen Dienstleistung je das Ritterkreuz des Leopoldordens zu erwirken. Scholz diene 43 Jahre, Achbaur 51 Jahre, beide seien sehr verdienstvolle Beamte [des] [] [Obe]rsten Gerichts[hofes]. Der Ministerrat erklärt seine Zustimmung15.
Wien, am 17. August 1882. Taaffe.
Ah. E.Allerhöchste Entschließung Ich habe den Inhalt dieses Protokolls zur Kenntnis genommen. Wien, 3. September 1882. Franz Joseph.