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Nr. 90f Károlyi an Mensdorff, Nikolsburg, 25. Juli 1866 (Beilage zu: MRP-1-6-02-0-18660726-P-0090.xml) - Retrodigitalisat (PDF)

  • Postskriptum ad Bericht Nr. 2 vom selben Datum; Ausfertigung in HHSTA., PA. III 93 ; Abschrift als Beilage zum MRProt. v. 26. 7. 1866.

MRZ. – KZ. –

[Tagesordnungspunkte]

Soeben kehre ich von einer Audienz bei Sr. Majestät zurück. Der französische Botschafter hatte sich einige Stunden früher sehr entschieden beim Könige zugunsten der Herabsetzung der preußischen Kriegsforderung auf 20 Millionen Taler verwendet. Eine größere Verminderung zu beantragen schien Herrn Benedetti unter den gegebenen Verhältnissen absolut untunlich. Er ging in seiner Verwendung so weit, daß er die Feststellung der Kriegsforderung auf 20 Millionen im Namen des Kaisers Napoleon verlangte. Der König hatte ihn entlassen, ohne eine ganz bestimmt zusagende Antwort ihm zu erteilen. Meine Audienz währte fast eine Stunde, und ich nahm Zuflucht zu allen denkbaren Argumenten, um Se. Majestät, welcher mit Zähigkeit dabei stehenblieb, daß wir uns auf halbem Wege begegnen sollten, zu bewegen, noch 5 Millionen nachzulassen. Der König meinte, daß er durch Gewährung von 25 Millionen schon bereits eine große Konzession an Österreich mache. Ich ließ in meinen Gegenvorstellungen nicht ab, und schließlich sagte mir der König, indem er sich zurückzog, daß Er mir Seine definitive Entschließung in einer halben Stunde bekanntgeben lassen würde. Graf Bismarck kam auch wirklich im Auftrage des Königs bald darauf zu mir und zu Baron Brenner und eröffnete uns, daß der definitive Vorschlag Preußens in folgendem bestehe: Die nominale Kriegsforderung wäre auf 40 Millionen festzustellen. Davon kämen 15 Millionen unter dem Titel der Kriegsentschädigung Österreichs in dem deutsch-dänischen Kriege abzuziehen sowie auch die Summe von anderen 5 Millionen, wogegen die preußische Armee während des Waffenstillstandes auf Kosten der okkupierten Länder verpflegt werden würde. Die faktische Kriegsentschädigung beläuft sich sonach auf 20 Millionen. Nach der Berechnung des Grafen Bismarck beträgt die Verpflegung eines Mannes fünf Silbergroschen täglich, daher von 300.000 Mann ungefähr 60.000 Taler und monatlich 1,800.000 Taler. In der Voraussetzung, daß die Friedensverhandlungen einen ganzen Monat dauern, würde Österreich im Vergleiche mit den bis zuletzt festgehaltenen 25 Millionen und bei eigener Verpflegung der preußischen Armee durch die vorgeschlagene Modalität 3,200.000 Taler gewinnen. Dieser Vorschlag ist als Ultimatum Preußens anzusehen. Im Interesse des Gelingens des Waffenstillstandes habe ich mich genötigt gesehen, dem Könige gegenüber 20 Millionen mit allem Aufwande meiner Kräfte zu beantragen. Auf einer größeren Herabminderung zu bestehen hätte die ganze Negoziation sofort scheitern machen können. Ich muß sonach im Einverständnisse mit meinem Kollegen dringend bevorworten, daß wir ermächtigt werden, auf die oben bezeichnete Weise die Friedenspräliminarien abzuschließen. Wir bitten womöglich um telegrafische Ermächtigung, indem Graf Bismarck darauf hinwies, daß, da die Befehle zur Konzentrierung der Armee bei Fortsetzung der Feindseligkeiten 24 Stunden vor Ablauf der Waffenruhe erteilt werden müßten, es durchaus notwendig || S. 191 PDF || sei, bis morgen mittag die Sicherheit wegen Abschlusses der Friedenspräliminarien und des Waffenstillstandes zu erlangen.

Ut in litteris Károlyi m. p.