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Nr. IV Militärkonferenz, Wien, 13. Mai 1866 - Retrodigitalisat (PDF)

  • RS.; KA., MKSM., Separatfasz. 14/1866; P. Beck; VS. Kaiser; anw. und BdE. am Schluß des Protokolls: Franz Joseph, Benedek, Crenneville, Franck, Mensdorff, Henikstein, Krismanić, Schönfeldt.

MRZ. – KZ. –

Konferenz unter dem Ah. Vorsitze Sr. Majestät des Kaisers am 13. Mai 1866.

  Verstärkung der Brigade Kalik in Holstein und Kooperation mit den deutschen Bundestruppen

Se. Majestät : Der von FML. Baron Gablenz vorgelegte Bericht über die eventuelle Kooperation der Brigade Kalik mit dem hannoveranischen Armeekorps weist zunächst auf die wünschenswerte Ergänzung der in Holstein stehenden Truppen hin, und es ist daher die Frage zu erörtern, ob und wie die Ergänzungen zur Brigade Kalik abgesendet werden sollen1. Nach Erörterung dieser Frage wird beschlossen: daß die 4. Bataillone der Regimenter Graf Khevenhüller Nr. 35 und Baron Ramming Nr. 72 nicht zu ihren Regimentern nachgesendet werden, sondern als Verstärkung der Festungsbesatzung von Josefstadt zu benützen sind, dagegen sind alle Vorbereitungen zu treffen, daß die Ergänzungen, Munition, Fuhrwerke etc. – mit Ausnahme der Pferde, die FML. Gablenz in Holstein oder Hannover zu kaufen hätte – von einigen Sammelpunkten (Pilsen und Linz) aus unter Führung eines Stabsoffiziers auf weiteres Aviso alsogleich in Marsch gesetzt werden können. Nachdem es nicht ratsam erscheint, unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Etappenlinie durch Preußen zu benützen, so müßte auf die Eisenbahnlinie durch Bayern, Kurhessen und Hannover reflektiert werden und wird diesbezüglich das Ministerium des Äußern unverweilt die betreffenden Gesandtschaften wegen Ankündigung dieser Truppenbeförderung durch Bayern, Kurhessen und Hannover bei ihren Regierungen in entsprechender Weise beauftragen, während durch einen Generalstabsoffizier die Fahrdispositionen festzustellen sind.

Se. Majestät: Die zweite Frage, welche zu beraten ist, betrifft die Kooperation der deutschen Bundestruppen, insbesondere jener des 8. deutschen Armeekorps2, und ist festzustellen, wo sich zunächst letzteres zu konzentrieren hätte und welche Aufgabe diesem Korps zufallen dürfte. Die ungenauen Nachrichten, welche über die Rüstungen der verschiedenen deutschen Staaten vorliegen, lassen es nur schwer beurteilen, in welchem Zeitpunkte eine schlagfertige Konzentrierung und Kooperation des 8. Armeekorps und der bayerischen Armee möglich würde, auch macht es die schwankende Haltung von Bayern vor allem wünschenswert, daß ein bayerischer höherer Offizier nach Wien gesendet werde, welcher zu Unterhandlungen über gemeinsame Operationen autorisiert sein müßte. Vorausgesetzt, daß die Bayern sich den kaiserlichen Operationen anschließen, müßten die von Bayern aufzustellenden beiden Armeekorps – sozusagen || S. 427 PDF || –, als linker Flügel der großen Armee betrachtet, gegen die thüringischen Staaten, und zwar gegen Hof und Erfurt, vorgeschoben werden, um sich im weiteren Verlaufe der Operationen an der mittleren Elbe mit der kaiserlichen Armee zu vereinigen. Dem 8. Armeekorps fällt zunächst die Aufgabe zu, die Festung Mainz als Sammel- und Stützpunkt zu erhalten, und dürfte unter dieser Voraussetzung den günstigsten Sammelplatz für den Aufmarsch in der Linie Frankfurt–Mainz finden. Es hat sonach der Prinz Alexander zu Hessen mit der nassauischen Regierung und jetzt oder später auch mit der kurhessischen Regierung wegen Heranziehung und Vereinigung [von] deren Truppen in Verbindung zu treten und hat Oberst Schönfeldt hieher telegrafisch anzuzeigen, ob etwa eine Einwirkung von hier aus auf diese Regierungen noch wünschenswert wäre; auch auf der Durchreise durch München hat sich Oberst Schönfeldt einen Tag aufzuhalten, um sich zu orientieren, und hat bei seiner Ankunft in Darmstadt dem Prinzen Alexander die hier ausgesprochene Ansicht über die Sicherung von Mainz gegen einen Handstreich und über den zweckentsprechendsten Aufmarsch des 8. Armeekorps zu eröffnen.

Krismanić, Schönfeldt, Mensdorff, Henikstein, Crenneville, Franck, Benedek, Franz Joseph.