Vorwort - Retrodigitalisat (PDF)
Der vorliegende Band setzt mit dem 1. Mai 1861 ein, dem Tage der Eröffnung des konstitutionellen Reichsrates durch Kaiser Franz Joseph. Dieses Ereignis als Zäsur zwischen dem vorhergehenden Band dieser Abteilung und dem vorliegenden zu verwenden geht auf eine Anregung der ungarischen Kollegen anläßlich einer gemeinsamen Sitzung des Ungarischen und des Österreichischen Komitees für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle im November 1975 in Budapest zurück. Diese Anregung hat sich bewährt; in dem neuen Band werden die Anfänge des konstitutionellen Lebens in Österreich – wenn wir vom Revolutionsjahr 1848/49 absehen – dokumentiert; damit tritt auch ein zusätzlicher Quellenbestand, die Stenographischen Protokolle des Herren- und des Abgeordnetenhauses, in den Umkreis der für die Kommentierung der Ministerratsprotokolle relevanten Materialien. – Als weiterer Schwerpunkt, für diesen wie für die weiteren Bände der Abteilung, tritt naturgemäß die „ungarische Frage“ hervor; der vorliegende Band behandelt insbesondere die großen Auseinandersetzungen um Landtagsadressen und königliche Reskripte im Sommer 1861. Die neuerliche Rückkehr zum Absolutismus in Ungarn mit der Auflösung des Landtages am 22. August 1861 und der Vorbereitung des sogenannten Provisoriums im Oktober und Anfang November 1861 markiert die Evolution der ungarischen Frage im Rahmen dieses Bandes.
Die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Ungarischen Komitees für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle hat sich auch diesmal sehr bewährt. Klärende Gespräche konnten während eines Archiv-Aufenthaltes des Bandbearbeiters, Dr. Stefan Malfèr, in Budapest ebenso wie anläßlich verschiedener Forschungsaufenthalte ungarischer Kollegen in Wien geführt werden. Insbesondere ist das Österreichische Komitee für die Herausgabe der Ministerratsprotokolle Frau Dr. Éva Somogyi vom Historischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zu herzlichem Dank für hilfreiche Anregungen, sowohl in persönlichen Gesprächen wie in Ihrem Gutachten vom 27. Jänner 1981, verbunden.
Der Fortgang der österreichischen und der ungarischen Editionen wurde anläßlich einer Begegnung ungarischer und österreichischer Mitglieder der beiden Komitees für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle im Rahmen einer gemeinsamen Tagung der Historikerkommissionen der Österreichischen und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften im Oktober 1980 in Wien besprochen. Eine gemeinsame Arbeitstagung findet Ende November 1981 ebenfalls in Wien statt.
Wie bereits in dem zuletzt erschienenen Band III/2 der Ministerratsprotokolle wurde auch bei diesem Band die Einführung in die inhaltlichen und die formalen Aspekte der Edition dem Bandbearbeiter, Dr. Stefan Malfèr, anvertraut. Ihm, aber auch dem weiterhin umsichtig die Redaktion der Gesamtedition wahrnehmenden O. Univ.-Prof. Dr. Helmut Rumpler gilt mein besonderer Dank. Für manche Vorarbeiten sind Bandbearbeiter und Herausgeber Herrn Dr. Horst Brettner Messler zu Dank verbunden. Die Herausgeber sind allen Institutionen, die diesem Editionsvorhaben ihre Förderung angedeihen lassen, zu größtem Dank verpflichtet, insbesondere dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien. Die Herausgeber wissen es hoch zu schätzen, daß Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger und Bundesminister Dr. Hertha Firnberg dieser Edition stets ihr wohlwollendes und förderndes Interesse bekunden.