Inhaltsverzeichnis des Bandes

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Nr. 251 Ministerkonferenz, Wien, 31. Oktober 1854 - Retrodigitalisat (PDF)

  • ℹ️ anwesend:
  • RS.; P. Wacek; VS. Buol-Schauenstein; BdE. und anw. (Buol 1. 11.), Thun, K. Krauß, Baumgartner; abw. Bach.

MRZ. – KZ. 4179 –

[Tagesordnungspunkte]

Protokoll der am 31. Oktober 1854 in Wien abgehaltenen Ministerkonferenz unter dem Vorsitze des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten und des kaiserlichen Hauses Grafen v. Buol-Schauenstein.

I. Stipendien für Kandidaten der Chemie an der Prager Universität

Der Minister des Kultus und Unterrichtes Graf v . Thun referierte über den von dem Prager philosophischen Professorenkollegium und der dortigen Statthalterei gestellten Antrag auf den unveränderten Fortbestand der mit || S. 352 PDF || Ah. Entschließung vom 14. Oktober 1843 vorläufig auf die Dauer von zehn Jahren bewilligten, aus dem böhmischen Studienfonds fließenden zwei Stipendien zu je 300 fr. für Kandidaten der Chemie an der Prager Universität1 auf weitere zehn Jahre und unterstützte aus den in seinem au. Vortrage vom 24. Oktober 1854, MCZ. 3366, angeführten Gründen diesen Antrag mit dem Beifügen, daß jene Stipendien bei dem Umstande, daß im Studienjahre 1853/54 keines derselben wegen der darüber schwebenden Verhandlung verliehen werden konnte, bis zum Schlusse des Schuljahres 1856 zu dauern haben, daß sie nur an mittellose, fleißige und fähige Kandidaten der praktischen Chemie unter Voraussetzung einer ununterbrochenen fleißigen Verwendung, und zwar für jeden einzelnen, auf die Dauer von höchstens zwei Jahren verliehen werden und daß das Recht der Entziehung eines bereits verliehenen Stipendiums aus vollkommen begründetem Anlasse über Vorschlag des Professors der Chemie an der Prager Universität dem dortigen philosophischen Professorenkol­legium zustehen soll.

Gegen diesen Antrag fand die Ministerkonferenz nichts zu erinnern2.

II. Entwurf des Handelsrechts

Fortsetzung der Beratung über den Entwurf eines österreichischen Handelsrechtes nach den Anträgen des k. k. Justizministeriums in dem besonderen darüber angelegten Protokolle3.

Wien, am 1. November 1854. Gr[af] Buol.

A[h]. E. Ich habe den Inhalt dieses Protokolls zur Kenntnis genommen. Franz Joseph. Schönbrunn, 10. November 1854.

Anmerkungen

1 Ah. E. v. 14. 10. 1843 zum Vortrag der Studienhofkommission v. 12. 9. 1843, HHSTA., ÄStr. 4842/1843.
2 Der Entwurf der Ah. Entschließung Thuns ist in dem im Protokoll zit. Vortrag gestrichen. Die Ah. E. v. 19. 11. 1854 erfolgte auf Vorschlag des Reichsrates (siehe HHSTA., RR., GA. 664/1854 und GA. 709/1854, mit Referat des Reichsrates Buol-Bernburg, Gutachten Kübecks v. 17. 11. 1854 und Protokoll der Reichsratssitzung v. 9. 11. 1854). Mit dieser Ah. Entschließung wurde der Antrag Thuns bewilligt, allerdings mit der Einschränkung, daß die Entziehung der Stipendien von der böhmischen Statthalterei über Antrag des Professors der Chemie und des Professorenkollegiums zu erfolgen habe. In diesem Zusammenhang wurde ein Gutachten Thuns über folgende Fragen gefordert: 1. Ob überhaupt in Zukunft und wenn, dann in welchem Ausmaß und an welchen Lehranstalten, solche Stipendien zu vergeben wären. 2. Ob es nicht zweckmäßiger wäre, die mit solchen Stipendien Beteilten über die Wahl zu hören, an welchen Lehranstalten der österreichischen Monarchie und unter gewissen Bedingungen auch des Auslandes sie sich […] dem Studium der Chemie widmen wollen. Im übrigen wurde Thun dazu ermahnt, in solchen Fällen immer mit dem Finanzminister Rücksprache zu pflegen. Thun erstattete über diese Fragen den Vortrag v. 3. 11. 1856, HHSTA., Kab. Kanzlei, MCZ. 911/1857, nachdem er Vorschläge der Professoren der Chemie von sämtlichen Universitäten entgegengenommen hatte. Darin wurde vorgeschlagen: Stipendien für Chemie an den Universitäten Wien, Prag und Pest zu vergeben in der Höhe von 400 fl. jährlich und mit einem Zuschuß an das jeweilige Laboratorium von 200 fl. An den übrigen Universitäten, Graz, Innsbruck und Lemberg, an denen nicht so perfekt eingerichtete Laboratorien bestünden, wäre es diesen Fakultäten zu überlassen, von Fall zu Fall für einen in seinem Fach besonders ausgezeichneten Studenten nebst allgemeiner Bildung und tadellosem Verhalten um Stipendien in der Höhe von 400 fl. oder 300 fl. anzusuchen. Die Zweckmäßigkeit von Auslandsstipendien für besonders befähigte Kandidaten — in der Höhe von 1500 fl. — wurde anerkannt. Mit Ah. E. v. 7. 11. 1856 wurde der Antrag im allgemeinen bewilligt; bezüglich der Auslandsstipendien erfolgte der Hinweis auf den allgemeinen Wirkungskreis des Ministeriums für Unterricht (§ 25). Der Reichsrat hatte auch darüber Gutachten erstattet, siehe vor allem HHSTA., RR., Ga. 264 ex 1856.
3 MK. v. 21., 28. und 31. 10., 4., 7., 11., 14., 18., 21. und 28. 11., 9., 23. und 30. 12. 1854 und 16. 1. 1855.

Zitierhinweis

Sitzung 251, in: ÖMR, Abteilung III, Das Ministerium Buol–Schauenstein, Band 3 (=Die Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867Die Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867 online), URL: https://mpr.oeaw.ac.at/pages/show.html?document=MRP-1-3-03-0-18541031-P-0251.xml, abgerufen 21.11.2024.