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Nr. 275 Ministerrat, Wien, 8. Februar 1850 - Retrodigitalisat (PDF)

  • ℹ️ anwesend:
  • RS.; P. Ransonnet; VS. Schwarzenberg; BdE. und anw. (Schwarzenberg 11. 2.), Krauß 11. 2., Bach 11. 2., Gyulai 11. 2., Schmerling 11. 2., Bruck, Thinnfeld, Thun, Kulmer 11. 2.; abw. Stadion.

MRZ. 610 – KZ. 497 –

[Tagesordnungspunkte]

Protokoll der am 8. Februar 1850 zu Wien abgehaltenen Ministerratssitzung unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten, Ministers des Äußern und des Hauses Fürsten v. Schwarzenberg.

I. Statuten des Demokratenvereines in Berlin

Der Ministerpräsident las einige Paragraphen aus den Statuten der reorganisierten Demokratenvereine in Berlin, welche über Zweck und Treiben dieser Vereine merkwürdige Aufschlüsse geben, so daß beschlossen wurde, diese Statuten durch ein Journal veröffentlichen zu lassen1.

II. Lehrerdotierung der Wiener Elementarschulen

Der Minister des Unterrichtes referierte, es sei mit dem Wiener Gemeindeausschusse eine Verhandlung wegen Dotierung der Lehrer und Gehilfen bei den Trivialschulen zu Wien im Zuge2. Nachdem lange Zeit diese deutschen Schulen eine Art Monopol der Schullehrer bildeten, welche dieselben auf eine für die Schulgehilfen sehr drückende und für den Unterricht selbst nachteilige Weise ausbeuteten, sind neuerlich mehrere wesentliche Verbesserungen, namentlich auch in der Lage der Gehilfen, eingeführt worden. Die Gemeinde will aber diese wesentliche Ausgabsvermehrung, welche damit verbunden ist, nur unter der Bedingung auf sich nehmen, daß ihr ein gewisser Einfluß auf die Bestellung der Lehrerstellen eingeräumt werde3.

Graf Thun findet diesen Anspruch nicht unbillig und wäre geneigt demselben in der Art Folge zu geben, daß dem Gemeinderate bei Besetzungen die Auswahl unter drei von der Regierung bezeichneten völlig tauglichen Kandidaten eingeräumt werde. Hiemit war der Ministerrat völlig einverstanden4.

Wien, 11. Februar 1850. Schwarzenberg

Ah. E. Ich habe den Inhalt des Protokolles zur Wissenschaft genommen. Franz Josef. Wien, den 13. Februar 1850.

Anmerkungen

1 Der entsprechende Akt 2. 2. 1850 Correspondenz aus Berlin vom 25. Jänner 1850: über die Haltung der demokrat. Partei; über das Central Comité der demokr. Parteien in Berlin; und deren Stauten. Schwarzenberg mitgeteilt, HHSTA., Informationsbüro, A-Akten, GZ. 1418/1850, liegt nicht mehr ein.
2 Zu den Verhandlungen siehe die Akten AVA., CUM., Unterricht, Allg. 7844, 8086 und 8161, alle ex 1849. Zur Situation des Volksschulwesens in Wien knapp nach der Revolution von 1848 siehe Hannak, Die Schule 16 ff.
3 Mit Schreiben v. 6. 2. 1850 hatte der Vorstand des Gemeinderates dem Unterrichtsministerium mitgeteilt, daß die Gemeinde Wien bereit sei, die gesamte Besoldung der Lehrer zu übernehmen, wenn ihr ein Mitspracherecht bei der Errichtung neuer oder Erweiterung bestehender Schulen und bei der Anstellung neuer Lehrer eingeräumt würde, AVA., CUM., Unterricht, Allg. 1249/1850.
4 Mit Erlaß (K.) v. 9. 2. 1850 teilte Thun dem Statthalter von Niederösterreich die angenommenen Vorschläge des Wiener Gemeinderates mit, ebd.

Zitierhinweis

Sitzung 275, in: ÖMR, Abteilung II, Das Ministerium Schwarzenberg, Band 2 (=Die Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867Die Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867 online), URL: https://mpr.oeaw.ac.at/pages/show.html?document=MRP-1-2-02-0-18500208-P-0275.xml, abgerufen 21.11.2024.