Protokoll in Reinschrift überliefert
Ausführliche Editionsrichtlinien sind vermerkt in den Einleitungen zur Gesamtedition (Rumpler, MRP-1-0-00-0-00000000-edition.xml) sowie in den Dokumenten bzw. Abschnitten Probleme der Edition
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Bei der steigenden Anzahl von Personen und Konsortien, die sich Allerhöchstenortes um Verleihung von Eisenbahnkonzessionen bewerben, geruhten Se. k. k. apost.
Majestät
Allerhöchstsich Auskünfte über den Stand der Verhandlungen über den Bau der nachfolgenden Eisenbahnen erstatten zu lassen
a) Siebenbürgerbahn
Der
Leiter des Handelsministeriums
referierte, im bezüglichen Ausschusse des Abgeordnetenhauses mache sich die Meinung geltend, daß diese Bahn nicht durch einen Offerenten, sondern durch die Staatsverwaltung selbst herzustellen wäre, indem dabei eine wesentliche Ersparung erzielt werden dürfte. Referent hoffe jedoch es dahin zu bringen, daß man diese Idee wieder aufgibt. Nicht unwahrscheinlich ist es ferner, daß der Ausschuß die Regierung auffordert, die Bahn von Karlsburg nach Kronstadt statt nach Hermannstadt–Rotenturm zu führen. Mit dieser Absicht steht auch das vorhandene Bestreben im Zusammenhang, die Bahntrasse in das Kokeltal zu leiten. Da die Regierung darauf nicht eingehen kann, dürfte nötigenfalls ein dilatorisches Auskunftsmittel darin gefunden werden, vorläufig die Konzession auf die Strecke Arad–Alvincz–Karlsburg zu beschränken, worüber alle Teile einig sind. Dieser Antrag würde auch im Abgeordnetenhause selbst alle Chancen des Gelingens haben, indem man es dort als eine Ehrensache betrachtet, noch in der diesjährigen Session mit der Siebenbürger Bahn vorwärts zu kommen. Pickering hat sich auch bereit erklärt, diese kürzere Strecke zu bauen, jedoch gegen einen relativ höheren Betrag als bei Überlassung der ganzen Linie Arad–Rotenturm und unter der Bedingung, daß ihm ein Vorrecht für die Konzession der von Karlsburg aus, sei es nach Kronstadt oder nach Rotenturm weiter zu führenden Eisenbahn zugesichert werde.
b) Kaschau-Oderberger Bahn
Freiherr v. Kalchberg
brachte zur Ah. Kenntnis, daß der Gegenstand bereits im Ministerrate die Schlußberatung passiert hat, wobei man sich einigte, daß der Gesellschaft gewisse Erleichterungen im Bau zuzugestehen wären, wodurch sich die Garantiesumme um 6–8 Millionen niedriger stellen würde. Binnen acht Tagen schon gedenke der Referent seinen in diesem Sinne modifzierten au. Vortrag zu erstatten
c) Der Schwadowitzer Flügel der Pardubitz-Reichenberger Bahn
d) die Prag-Karlsbad-Egerer Bahn
Die Verhandlungen über diese Bahnen sind im Zuge und nähern sich dem Abschluß.
e) Die Wien-Znaim
Die Kostenüberschläge des Fürst Schwarzenbergschen Konsortiums für diese Bahnen werden eben definitiv insoweit richtiggestellt, so daß man eine Regierungsvorlage in betreff einer generellen Garantie noch während der gegenwärtigen Session wird einbringen können
f) Die Braunau-Rieder Bahn
Die Verhandlung über diese Bahn wird nach der Darstellung des Baron Kalchberg wohl dadurch vereinfacht, daß die Konzessionswerber keine Zinsengarantie in Anspruch nehmen; indes wird doch eine Regierungsvorlage an den Reichsrat durch den Anspruch auf zehnjährige Einkommensteuerfreiheit erforderlich gemacht. Dieses Zugeständnis dürfte unschwer erwirkt werden, nicht so aber die weiters begehrte Zollbefreiung für aus dem Ausland zu beziehende Schienen, und gerade darauf wird ein Wert gelegt, weil der Hauptfaiseur der Konzessionswerber namens Hirsch in gewissen Verbindungen mit ausländischen Eisenwerken steht. Da der Zoll für das benötigte Schienenquantum 250.000 fl. betragen würde, könnte man vielleicht durch ein anderweitiges Geldopfer
Finanzminister
würde lieber ein solches Opfer bringen, als den voraussichtlich ganz vergeblichen Versuch machen, die Zollbefreiung im Reichsrate durchzubringen. Übrigens dürfte den Proponenten an dieser Befreiung weit weniger gelegen sein, als an einer baldigen Erledigung des Konzessionsgesuchs. Beiläufig wolle der Minister noch bemerken, daß die subventionierte Kaiserin-Elisabeth-Bahn durch die Konkurrenz der Ried-Braunauer Bahn allerdings etwas leiden dürfte, daher auch der Verwaltungsrat – vielleicht auch nur ad salvandam animam – einen Protest gegen die neue Bahn einbringen will.
g) Kroatische Eisenbahnen
Der
Leiter des Handelsministeriums
referierte, daß ein Dr. Jaques in Brüssel und London tätig sei, um die allerdings wünschenswerte Fusion der zwei konkurrierenden Gesellschaften
h) Bodensee-Gürtelbahn
Die Verhandlung über deren für Tirol und Vorarlberg sehr wichtiges Zustandekommen sind dem Abschlusse eines Übereinkommens mit Bayern und der Schweiz schon ganz nahe gerückt
Auf die von Ah. Sr. Majestät gestellte Frage, in welchem Stadium sich der neue Zolltarifentwurf befinde, erstattete der
Leiter des Handelsministeriums
die au. Anzeige, er hoffe binnen wenig Tagen in der Lage zu sein, denselben mit au. Vortrag überreichen zu können. Es handle sich nur um die Schlußredaktion des Gesetzentwurfs und der sich daran reihenden Vollzugsvorschrift, welche zwar in den Bereich der Exekutive gehört, aber zur Beleuchtung des Gesetzentwurfs nicht entbehrt werden kann, daher dieselbe unter einem dem Reichsrate vorzulegen wäre. Die infolge der Berliner Übereinkunft eintretenden Änderungen des dermaligen Tarifentwurfs würden nachträglich veranlaßt werden. Der