Digitale EditionDie Ministerratsprotokolle Österreichs und der österreichisch-ungarischen Monarchie, digitale EditionMinutes of Ministers’ Councils of Austria and the Austro-Hungarian Monarchy, digital editionDie Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867Abteilung IIDas Ministerium SchwarzenbergBand 1Dezember 1848–7. Jänner 1850Sitzung 100WienThomasKletečkaProjektverantwortung: Research Unit Digital Historiography and Editions, Institute for Habsburg and Balkan Studies (IHB), Austrian Academy of SciencesDigitalisierung der gedruckten Quellen Verlag der Österreichischen Akademie der WissenschaftenConversion to TEI-conformant markup StephanKurzIHBÖsterreichische Akademie der WissenschaftenLizenziert unter CC-BY-4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)https://zenodo.org/badge/latestdoi/342235542Edition der Ministerratsprotokolle Österreichs und der österreichisch-ungarischen Monarchie online (MRP)Die Ministerratsprotokolle Österreichs und der österreichisch-ungarischen MonarchieMinutes of Ministers’ Councils of Austria and the Austro-Hungarian MonarchyDie Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867Bearbeitet und herausgegeben an der Österreichischen Akademie der WissenschaftenTextverantwortungbei den jeweiligen Bandbearbeitern und Herausgebern der Serie und ihrer BändeHauptbearbeiter Digitale VersionStephan Kurz
28 Bände Retrodigitalisate, vgl. den Editionsplan und die Bandübersicht unter
https://mrp.oeaw.ac.at/pages/volumes.html. Vollständige bibliographische Referenzen zur Gesamtedition siehe https://www.zotero.org/groups/2042149/mrp-bib/collections/TR58LL9A.
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The XML data mentioned in the note is available through both http://doi.org/10.5281/zenodo.3580414 and http://hw.oeaw.ac.at/ministerrat/ThomasKletečkaDie Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848–1867, Abteilung II Das Ministerium Schwarzenberg, Band 1 Dezember 1848–7. Jänner 1850WienÖBV200220181804
Protokoll in Reinschrift überliefertWien
Quellbestand: AT-OeStA/HHSTA KA KK ÖMR-Prot Österreichische Ministerratsprotokolle, 1848-1866 (Teilbestand)
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=946Quelle für diese TEI-Datei ist die im notesStmt beschriebene Druckedition.RS.; P. Ransonnet; VS. Schwarzenberg; anw. Krauß, Bach, Gyulai, Thinnfeld, Kulmer; BdE. (Schwarzenberg 20. 6.), Krauß 23. 6., Bach 23. 6., Gyulai 23. 6., Thinnfeld 23. 6., Kulmer 23. 6.; abw. Stadion, BruckRansonnetSchwarzenbergKraußBachGyulaiThinnfeldKulmerSchwarzenbergBdE. 1849-06-20 (nur am Ende des Protokolls, nicht aber auf dem Mantelbogen)KraußBdE. 23. 6.BachBdE. 23. 6.GyulaiBdE. 23. 6.ThinnfeldBdE. 23. 6.KulmerBdE. 23. 6.StadionBruckStrafverfolgung der ScheidemünzeagiotageDeutsche AngelegenheitenTruppensendung nach UlmKomplettierung der österreichischen Besatzung in MainzVersetzung Olmütz’ in den BelagerungszustandVerwendung des Ludwig Freiherr v. WohlgemuthReise des Kaisers nach Brünnfont-weight:bold;vertical-align:super;font-size:.7em;text-decoration:line-through;text-decoration:underline;text-decoration:line-through;text-decoration-style:double;display:block;text-align:right;letter-spacing:0.15em;
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Protokoll der in Wien am 19. Juni 1849 abgehaltenen Ministerratssitzung unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten, Ministers des Äußern und des Hauses Fürsten Schwarzenberg.
Strafverfolgung der Scheidemünzeagiotage
Der Ministerpräsident las eine von dem Gouverneursstellvertreter an ihn gerichtete Anfrage, ob nicht auf die Agiotage mit Scheidemünze die kriegsrechtliche Behandlung und Strafe zu setzen wäre, unter Zuerkennung eines bedeutenden Denunziantenanteils an dem mit Beschlag zu belegenden Gelde. Denn der künstlich erzeugte Mangel an Scheidemünze sei ein neuer Hebel, den die Umsturzpartei im Bunde mit jüdischer Gewinnsucht anwende, um Unzufriedenheit und Beunruhigung unter den mindern Volksklassen, womöglich selbst Konflikte, herbeizuführenSchreiben Böhms an Schwarzenberg v. 18. 6. 1849 in FA., FM., Präs. 7054/1849. Böhm schlug vor, den Handel mit Scheidemünzen unter Androhung eines kriegsgerichtlichen Verfahrens und von Geldstrafen zu verbieten..
Es wurde hierüber anerkannt, daß es allerdings zweckmäßig wäre, hier in Wien, wie es bereits in Triest geschehen ist, ein warnendes Beispiel zu geben, um dem Wucher Einhalt zu tunAm 4. 6. 1849 war es u.a. auch wegen des Mangels an Metallmünzen unter den Triester Hafenarbeitern zu Unruhen gekommen, worauf der dortige Militärkommandant die Verfügung traf, daß Banknoten zum Nennwert angenommen werden mußten, daß Maßnahmen gegen das Verschwinden der Metallmünzen getroffen würden, und drohte bei Wiederholung von Unruhen kriegsgerichtliche Verfolgung an, Wiener Zeitung (A.) v. 8. 6. 1849. Der Akt FA., FM., Präs. 7219/1849, der sich laut Protokollbuch auf das in Anm. 1 zit. Anliegen Böhms bezog, liegt nicht mehr ein..
Deutsche Angelegenheiten
Der Minister des Äußern eröffnete den Inhalt der mit dem bairischen Minister von der Pfordten gepflogenen Verhandlungen über die deutschen Angelegenheiten, den Zweck der Reise des letzteren nach Berlin und die Annahme des diesseitigen VorschlagsStreichung aus Verfassungsentwurfs. vom 16. Mai 1849 von Seite BayernsFortsetzung des MR. v. 15. 6. 1849/III. Zu den Verhandlungen siehe das bairische Memorandum mit Vorschlägen zu einem gemeinsamen Vorgehen Bayerns und Österreichs, datiert mit 17. 6. 1849 und laut Vermerk von der Pfordtens am 18. 6. 1849 übermittelt; anbei – mit Bleistift – Kommentar von österreichischer Seite, HHSTA., PA. IV, Karton 15, Fasz. Varia (Notenwechsel zwischen von der Pfordten und Schwarzenberg), fol. 54–63; siehe dazu auch die als k. bairisches Kommunikat bezeichnete Instruktion die Verständigung in der deutschen Verfassungsfrage betreffend betreffend o.D., in der die bairischen Vorbehalte gegenüber der deutschen Verfassung paragraphenweise dargelegt werden, ebd., fol. 65–76..
Zugleich berührte Fürst Schwarzenberg die Wünsche Bayerns in Bezug auf Herstellung der Kontiguität seines Territoriums mit Hinblick auf die Stipulationen des Rieder VertragesDer Präliminarfriedens- und Allianzvertrag zwischen Österreich und Bayern war am 13. 10. 1813 in Ried geschlossen worden, Vesque von Püttlingen, Österreichische Staatsverträge 23. Fortsetzung des Gegenstandes in MR. v. 21. 6. 1849/I und II..
Truppensendung nach Ulm
Nachdem das deutsche Reichsministerium das Ansinnen gestellt hat, 1500 bis 2000 österreichische Truppen nach Ulm zu verlegen, um diese Festung vor dem Schicksal Rastatts zu bewahren, welches sie sonst leicht treffen könnteDas Reichskriegsministerium hat dieses Ansuchen mit Schreiben v. 14. 6. 1849 an Rechberg gestellt, der es mit seinem Bericht vom selben Tag an Schwarzenberg weiterleitete, HHSTA., PA. II, Karton 11, fol. 335–344. Die Bundesfestung Rastatt hatte sich der badischen Revolution Mitte Mai 1849 angeschlossen, siehe dazu Valentin, Deutsche Revolution 2, 511, 513 und 521., so wurde über Antrag des Ministerpräsidenten beschlossen zu erwidern, daß man bereit sei, die gewünschte militärische Hülfe zu gewähren, jedoch unter den Bedingungen, 1. daß Ulm in Belagerungsstand erklärt werde, und 2. daß das Kommando einem völlig verläßlichen, tüchtigen württembergschen Generalen anvertraut werdeMit Schreiben v. 18. 6. 1849 hatte Schwarzenberg bereits Rechberg von diesen österreichischen Bedingungen unterrichtet, Abschrift in HHSTA., PA. VI, Karton 47, Fasz. Weisungen 1849, fol. 76 f. Die Situation war allerdings überaus kompliziert: zwar hatte der König von Württemberg den Wunsch ausgesprochen, österreichische Truppen nach Ulm einrücken zu lassen, vgl. dazu das Schreiben des österreichischen Gesandten in Württemberg an Schwarzenberg v. 27. 6. 1849ebd., Karton XIII, Fasz. Berichte 1849, fol. 616–624, doch war der württembergische Ministerpräsident Römer dagegen; das hatte zähe Verhandlungen zwischen der württembergischen Regierung und der deutschen Zentralgewalt zur Folge, siehe dazu den Bericht Rechbergs an Schwarzenberg v. 1. 7. 1849, ebd., PA. II, Karton 11, Fasz. Juli, fol. 1–4. Inzwischen instruierte Schwarzenberg Rechberg dahin, daß eine derartige Verstärkung der österreichischen Truppen in Ulm derzeit nicht stattfinden könne, daß aber das österreichische Truppenkorps, das nach Ulm schon früher beordert worden war, über genügend Artilleriemannschaft verfügte, Schreiben (K.) Schwarzenbergs an Rechberg v. 25. 6. 1849, ebd., Karton 12, Fasz. Weisungen 1849, fol. 292–296. Der Bericht des FML. Augustin v. 25. 7. 1849 über die Absendung eines Artilleriekorps nach Ulm KA., KM., Präs. 5808/1849, ist skartiert worden..
Komplettierung der österreichischen Besatzung in Mainz
Der Kriegsminister stellte die Anfrage, ob der Abgang der österreichischen Garnison in Mainz nicht durch Absendung von Militärtransporten zu ergänzen wäre, worauf der Minister des Äußern entgegnete, daß er von seinem Standpunkte aus mit dieser Maßregel nur einverstanden sein könneDer Bericht des FML. Augustin v. 25. 7. 1849 über die Absendung eines Artilleriekorps nach Mainz, ebd., ist skartiert worden..
Versetzung Olmütz’ in den Belagerungszustand
Der Kriegsminister eröffnete, das Olmützer Festungskommando sei darum eingeschritten, daß dieser Platz in Belagerungszustand versetzt werde, um das dort erscheinende Blatt „Neue Zeit“, dessen Redakteur der gewesene Oberleutnant Janowsky ist, zügeln zu können. Dieses Journal erlaube sich nämlich, die von dem Festungskommandanten getroffenen Verteidigungsanstalten, Geschützaufstellungen etc. bekanntzumachen, was nachteilige Folgen haben könne.
Der Ministerrat fand jedoch, daß derlei indiskrete Plaudereien eines Journals noch kein genügender Grund sind, um die Verhängung einer so ernsten Maßregel wie der Belagerungszustand zu rechtfertigen. Der Festungskommandant werde unschwer gelindere Mittel finden, um den Journalisten von dem Einrücken wahrhaft bedenklicher Notizen abzuhaltenDer Akt mit der entsprechenden Beschwerde FML. Wezlars KA., KM., Präs. 4636/1849, ist skartiert worden..
Verwendung des Ludwig Freiherr v. Wohlgemuth
Hierauf wurde in Erwägung gezogen, welche Bestimmung dem FML. Wohlgemuth zu geben wäre, um ihm jene Erleichterung zu gewähren, welche sein Gesundheitszustand gebieterisch fordertZu Ludwig Freiherr v. Wohlgemuth siehe Wurzbach, Biographisches Lexikon 57, 238–242; zu seiner damaligen Tätigkeit als Korpsführer in Ungarn vgl. Kiszling, Revolution 2, 61.. Die Übertragung der Zivil- und Militärverwaltung in Triest, worauf FML. Graf Gyulai hindeutete, schien dem Ministerpräsidenten eine zu große Aufgabe für einen der Ruhe BedürftigenDie Zivil- und Militärverwaltung Triests wurde seit der Berufung Gyulais zum Kriegsminister provisorisch geführt, siehe dazu MR. v. 3. 6. 1849/V und VI.. Die Verleihung des Präsidiums des obersten Justizsenats bei dem Kriegsministerium fand der Justizminister für FML. Wohlgemuth noch nicht an der Zeit.
So kam es hierüber zu keinem BeschlußFortsetzung des Gegenstandes in MR. v. 21. 6. 1849/IX..
Reise des Kaisers nach Brünn
Schließlich setzte der Vorsitzende den Ministerrat in Kenntnis, daß Vizepräsident Graf Lažanzký seine Bitte erneuert habe, daß Se. Majestät demnächst die Stadt Brünn mit einem Besuche zu beglücken geruhen möchten.
Wien, 20. Junius 1849. Schwarzenberg.Ah. E. Ich habe den Inhalt dieses Protokolles zur Wissenschaft genommen. Franz Joseph. Schönbrunn, den 26. Juni 1849.