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Nr. 12 Ministerrat, Wien, 31. Jänner 1868 - (PDF)

RS. fehlt. Abschrift des Tagesordnungspunktes VIII, Ava., HM. Präs., Ktn. 837. Wortlaut und Datum der Ah. Entschließung: Hhsta., Kab. Kanzlei, Protokoll 1868.

P. Hueber; VS. Auersperg; anw. Taaffe, Plener, Hasner, Potocki, Giskra, Herbst, Brestel, Berger.

KZ. 64 – MRZ. 12

[I.–VII. fehlt]

VIII. Landtägliche Adressen wegen Fortsetzung der Kronprinz-Rudolf-Bahn nach Süden - (PDF)

[VIII.] ℹ️ Der Handelsminister bemerkte zuerst, den auf der Tagesordnung stehenden Gegenstand, die Konzessionierung der Bahnstrecke St. MichaelLeoben betreffend, wegen einer von ihm mit der Kronprinz-Rudolf-Bahn eingeleiteten und noch nicht beendeten Verhandlung erst in einer der nächsten Sitzungen vortragen zu können1, und erbat sich, über ein anderes, die Rudolfsbahn betreffendes Objekt referieren zu dürfen.

Hiebei erinnerte er zunächst daran, dass, als es sich um die Konzessionierung der Kronprinz-Rudolf-Bahn handelte, die Herstellung einer Trasse von St. Valentin auf österreichischem Gebiete bis zum adriatischen Meere beabsichtigt gewesen, dass jedoch wegen des Verlustes Venetiens die Konzession nur für die Strecke bis Villach erteilt worden sei2. Man habe daher wiederholt die Erwägung aufgenommen, in welcher Weise die Fortsetzung dieser Bahn bewerkstelligt werden sollte, wobei man zur Ansicht gelangte, dass die Fortsetzung dieser Bahn von Pontebba nach Udine zum Anschlusse an die italienischen Bahnen der natürliche Weg für den österreichischen Handel mit Italien wäre, zumal die gänzliche Herstellung der Bahn auf österreichischem Gebiete bis zum Meere unter den geänderten Verhältnissen der Territorialität mit bedeutenden Kosten verbunden wäre. Es habe auch der Stadtrat in Triest und der Landtag in Görz und Gradiska in der letzten Landtagsperiode Adressen an Se. Majestät votiert, worin dieselben die übereinstimmende Bitte stellen, dass die Fortsetzung der Kronprinz-Rudolf-Bahn gegen Süden der über den Predil durch das Isonzotal und über Görz zum adriatischen Meere beziehungsweise nach Triest führenden Linie der Vorzug gegeben werde, welche Bitte auch von den Landesbehörden und den dabei beteiligten Ministerien unterstützt wird3. Die zur Prüfung dieser Trasse zusammengesetzte Kommission habe zwar den Übergang über den Predil als kostspielig erklärt, sich jedoch gleichfalls für die Fortführung der Bahn bis zum Meere auf österreichischem Gebiete mit Entschiedenheit ausgesprochen.

Es handle sich jetzt darum, diese Adresse zu beantworten um Interpellationen bei dem bevorstehenden Zusammentritte des Reichsrates zuvorzukommen. Nach seinem Dafürhalten wäre die Antwort dahin zu erteilen, dass die Fortsetzung der Bahn zum Meere auf österreichischem Gebiete von der Regierung intentioniert werde und dass für eine Abzweigung nach Udine jedenfalls werde Bedacht genommen werden. Er beabsichtige demnach die beiden Adressen mit einem au. Vortrag Sr. Majestät zu unterbreiten und sich die Ah. Ermächtigung zu erbitten, die genannten Korporationen von dem dermaligen Stande der fraglichen Eisenbahnangelegenheit mit dem Beifügen unterrichten zu dürfen, dass von Seite der kaiserlichen Regierung die Verbindung der in Villach zusammentreffenden Bahnlinien mit den österreichischen Häfen des adriatischen Meeres zunächst durchgehends nur auf österreichischem Gebiete werde angestrebt werden.

Der Finanzminister war zwar, obgleich er die Verbindung mit Italien mit Rücksicht auf die Eisenindustrie in Kärnten für die wichtigere hielt, unter den obwaltenden Verhältnissen mit der Erledigung der vorliegenden Adressen in beantragter Weise einverstanden. Da jedoch nach seinem Dafürhalten von der Erteilung einer Konzession für die Fortsetzung dieser Bahn von Villach zum Meere in nächster Zeit keine Rede sein könne, wenn man nicht neuerdings in eine Eisenbahnkrise geraten wolle, glaubte er, dass die beabsichtigte Antwort noch um eine Phrase mehr abgeschwächt werden solle, allenfalls in der Art, dass gesagt werde „möglichst werde angestrebt werden“.

Die übrigen Konferenzmitglieder waren mit dem Antrage des Handelsministers sowohl in merito als in textueller Beziehung einverstanden, wobei die Ansicht ausgesprochen wurde, dass in dem Beisatze „möglichst“ eher eine Bestärkung als eine Abschwächung gelegen wäre4.

[IX.–XII. fehlt]

Ah. E. Ich habe den Inhalt dieses Protokolls zur Kenntnis genommen. Wien, 21. Februar 1868. [Franz Joseph].