MRP-2-0-07-0-19150618-P-0011.xml

|

Gemeinsamer Ministerrat, 18. 6. 1915

I. Mit dem Kriege zusammenhängende wirtschaftliche und finanzielle Fragen. Provisorische Vorsorge hinsichtlich der gemeinsamen Einnahmen und Ausgaben des kommenden Budgetjahres

Siehe PDF-Daten https://hw.oeaw.ac.at/ministerrat/serie-2/oe_hu_mrp_VII/pdf/oe_hu_mrp_VII_z11.pdf.

        steht: »Gern. Min. R. Protokoll. No. 521. Über die unter Allerh. Vorsitz stattgehabte
        Beratung vom 8. März 1915. Bereitwilligkeit, das Trentino an Italien abzutreten.« Im
        Konzept einige, vom Protokollführer stammende Korrekturen.

                                                                                                    11.

                                                                                     Wien, 18. Juni 1915

        Außenminister Buriän informiert den Ministerrat kurz über die außenpolitische
        Lage, mit besonderer Berücksichtigung des Kriegseintritts Italiens. Es wird beschlossen,
        das Armeeoberkommando zu ersuchen, den Krieg sparsamer zu führen und die
        Kriegsmaterialbestellungen auf die Erfordernisse des gegenwärtigen Krieges zu
        beschränken. Dann wurde die finanzielle Lage besprochen, auf Grund der Vorlage des
        ungarischen Finanzministers Teleszky an den ungarischen Ministerrat vom 3. Juni
        über die Modalitäten der Deckung der außerordentlichen Kriegsausgaben. In diesem
        Zusammenhang kam die Zollunion mit Deutschland zur Sprache, sowie das Problem
        des Goldfonds. Ebenfalls die Einberufung der Delegationen, schließlich die Frage der
        Heranziehung von Kriegsgefangenen zu landwirtschaftlichen Arbeiten.

            Über die Antezedenzien der im kurzen außenpolitischen Bericht Burians behandel¬
        ten Fragen siehe das Material des gemeinsamen Ministerrats vom 7. Juli 1914 und 8.
         März 1915.

            Über das Problem der Mobilisierungskredite und der Finanzplanung des Krieges
        siehe die im Kommentar zum Protokoll vom 3. Februar 1915 zitierten Arbeiten
        (E. Ivanyi, I. Teleszky und S. Popovics). -- Zur Deckung der gemeinsamen Ausgaben
        beschloß die Konferenz, die Voranschläge des vorangegangenen Jahres als Grundlage
        zu nehmen; wenn spezielle Kredite notwendig wären, müßten diese von den Regierun¬
        gen bereitgestellt werden. Bei Meinungsverschiedenheiten muß der gemeinsame
        Ministerrat entscheiden. Diese Frage tauchte übrigens auf der gemeinsamen Minister¬
        konferenz vom 6. Oktober 1915 von neuem auf, wobei das Vorgehen der beiden
        Regierungen im Sinne der von der Konferenz gemachten Vorschriften vom Ministerrat
        gutgeheißen wurde.

Protokoll des zu Wien am 18. Juni 1915 abgehaltenen Ministerratesfür gemeinsame
Angelegenheiten, unter dem Vorsitze des Ministers des k.u.k. Hauses und des
Äußern Baron Buriän.

   K.Z. - G.M.K.P.Z. 522.

   Gegenwärtige: der k.k. Ministerpräsident Graf Stürgkh, der kgl. ung-
Ministerpräsident Graf T i s z a, der k.u.k. gemeinsame Finanzminister Dr. von
K o e r b e r, der k.u.k. Kriegsminister FZM. Ritter von Krobatin, der
k.k. Minister für Landesverteidigung G.d.I. Freiherr von G e o r g i, der kgl.
ung. Landesverteidigungsminister G.d.I. Baron H a z a i, der kgl. ung. Finanz¬
minister Dr. Teleszky, der k.k. Handelsminister Dr. von Schuster,
der kgl. ung. Handelsminister Baron Harkänyi, der k.k. Finanzminister
Freiherr von Engel, der Chef des k.u.k. Generalstabes G.d.I. Freiherr von

                                                                                                               233
<pb/>Conrad, der Stellvertreter des Chefs der k.u.k. Marinesektion Vizeadmiral
von Kailer, der Gouverneur der Österreichisch-Ungarischen Bank Dr.
P o p o v i c s.

   Protokollführer: k.u.k. Generalkonsul Ritter von Günther und k.u.k.
Legationssekretär Graf Walterskirchen.

   Gegenstand: Mit dem Kriege zusammenhängende wirtschaftliche und finan¬
zielle Fragen. Provisorische Vorsorge hinsichtlich der gemeinsamen Einnahmen
und Ausgaben des kommenden Budgetjahres.

   Der Vorsitzende eröffnet die Besprechung mit der Bemerkung, er wolle
zunächst mit einigen Worten die aussenpolitische Lage beleuchten.

   Es eröffne sich noch nirgends ein Ausblick auf ein Ende des Weltkrieges, in
dem wir uns befänden, und möchte er die gegenwärtige Lage mit den Worten
»die Jagd nach den Neutralen« bezeichnen.

   Diese Phase habe schon früher begonnen und sei man während der Verhandlun¬
gen mit Italien der Ansicht gewesen, dass deren Ausgang die Haltung der Balkan¬
staaten entscheiden würde. Dies sei nicht eingetroffen und seien die Augen der
Balkanstaaten ausser auf den bisherigen Kriegsschauplatz nunmehr auch auf
die Ereignisse des italienischen Kriegsschauplatzes gerichtet. Nach wie vor befän¬
den sich die Neutralen in einem Zustande der Beobachtung und Erwartung. Die
Balkanstaaten würden von allen Seiten umworben. Diese Bewerbungen und der
Glaube, dass es an ihnen liege, durch ihr Eingreifen eventuell eine Entscheidung
im Weltkriege herbeizuführen, habe ihr Selbstgefühl ins Masslose gesteigert und
seien dadurch alle Versuche, dieselben zu gewinnen, sehr erschwert. Es handle
sich darum, ob den ihnen von der Entente oder von den Zentralmächten angebote¬
nen Vorteilen mehr Überzeugungskraft innewohne. Das beredteste Argument, das
mit donnernder Stimme für uns spreche, seien die Erfolge unserer heldenmütigen
Armee in Galizien, wenn die Entente in Bukarest und Sofia auch alles versuche,
um dieselben zu verkleinern.

   Die Vorteile, die wir den Balkanstaaten bieten könnten, seien im Gegensätze
zu jenen der Entente durchführbar und deren dauernden Interessen dienlich. Unser
Bestreben sei daher darauf gerichtet, dieser Einsicht zum Durchbruch zu verhelfen
und damit die gegnerischen Angebote zu bekämpfen. Wir müssen es vermeiden,
hiebei ungestüm vorzugehen, da hiedurch leicht der Eindruck erweckt werden
könnte, dass wir uns in einer Notlage befinden, was die bedauerliche Folge hätte,
dass die gegnerischen Angebote höher eingeschätzt würden.

   Was Rumänien anbelangt, so sei es unter den gegebenen Umständen nahezu
ausgeschlossen, dessen sofortige aktive Kooperation an unserer Seite zu erreichen,
da ein aktives Eingreifen in dem jetzigen Zeitpunkte gegen das von demselben
aufgestellte und bis jetzt konsequent durchgeführte Programm-abwarten, welche
Partei Sieger sei, und sich dann dem Sieger anschliessen-verstosse. Es sei daher
derzeit auch nicht möglich, eine Änderung dieser Haltung herbeizuführen. Dro¬
hungen seien gefährlich; ein Überbieten der seitens der Entente gemachten Anträge
sei unmöglich, da hiedurch die Lebensinteressen der Monarchie tangiert würden.

234
<pb/>Es bleibe uns daher nur offen, im Wege der gütlichen Überredung in Bukarest
einzuwirken. Auf diesem Wege würde unermüdlich weitergeschritten, doch dürfe
man sich keine schnelle Wirkung erwarten. Die Hauptsache für uns sei gegen¬
wärtig, den Weg der Verständigung offen zu halten und uns die Neutralität
Rumäniens zu sichern. Hiezu seien auch alle Aussichten vorhanden.

   Auch Bulgarien sei stark umworben, mehr noch vielleicht als Rumänien, da
sich die Entente von dem Eingreifen Bulgariens die Entscheidung bei den Meeren¬
gen erwarte. Es bestünden günstige Aussichten, unsere Beziehungen zu Bulgarien
zu sichern. Die Angebote, die wir Bulgarien zu machen in der Lage wären, seien
solche, dass hiedurch die berechtigten Aspirationen des Königreiches befriedigt
würden. Wir müssten auch demnach trachten, die bulgarischen Staatsmänner
vor taktischen Fehlern zu bewahren, wie sie solche in den Jahren 1912/1913
begangen hätten. Wenn sich auch die beiden Königreiche dessen bewusst seien,
dass sie in der Lage sind, durch ihr Eingreifen eventuell die Entscheidung im Welt¬
kriege herbeizuführen, so legen sie keine Eile an den Tag, dieser Erkenntnis auch
die Tat rasch nachfolgen zu lassen. Sie möchten das Zünglein doch erst an der
sich schon stark neigenden Wage sein.

   Was Griechenland betrifft, so herrsche noch ein gewisses Dunkel über das Resul¬
tat der letzten Neuwahlen. Venizelos scheine eine Majorität erlangt zu haben.
Dies bedeute aber noch nicht, dass sein Programm ausgeführt werde. Venizelos
sei ja nicht deshalb zurückgetreten, weil sein Programm des Eintretens für die
Entente abgelehnt worden sei, sondern sein Rücktritt sei erfolgt, weil er nur mit
einem kleinen Kontingente an dem Kämpfen bei den Dardanellen teilnehmen
wollte, um sich so mit geringem Risiko ein entscheidendes Wort bei der Frage
um die Zukunft von Konstantinopel zu sichern, während die Entente die Koopera¬
tion der ganzen griechischen Wehrmacht zu Wasser und zu Land gefordert hätte.
Übrigens dürfe man nicht übersehen, dass der Eintritt Italiens in den Weltkrieg
nicht ohne Einfluss auf die Haltung Griechenlands bleiben könne, da die Absichten
Italiens in Albanien den griechischen Interessen entgegenstünden.

   Es sei kein Zweifel, dass die Entschlüsse der Balkanstaaten durch die Ereignisse
bei den Dardanellen beeinflusst würden. Es sei daher umso bedauerlicher, - dass
es derzeit unmöglich sei, Munitionsnachschub in die Türkei gelangen zu lassen.
Man habe verschiedene Wege eingeschlagen und sei doch nicht ans Ziel gelangt.
Das Nächstliegende wäre, die Munition durch Rumänien zu führen, doch wolle
das Königreich trotz aller von uns und Deutschland unternommenen Versuche
hiezu nicht seine Einwilligung geben, wegen der Befürchtung, es könne dadurch
seine Politik der freien Hand gefährden.

   Hiemit schliesst der Vorsitzende seine pohtischen Ausführungen und teilt den
 Teilnehmern der Konferenzen mit, dass er den Gouverneur der Österreichisch-
 Ungarischen Bank eingeladen habe zu erscheinen, um gewisse Aufklärungen
 bezüglich einiger wichtiger finanzieller Fragen zu geben, deren Behandlung auf
 der heutigen Tagesordnung stünde.

    Uber Vorschlag des Vorsitzenden wird nunmehr zur Besprechung
 der Frage der Ausdehnung der Mobilitäts-Kredite geschritten, da sich in diesem
 Belange eine Differenz der Auffassungen über die am 3. Februar 1915 gefassten

                                                                                                    235
<pb/> Beschlüsse zwischen den beiden Regierungen einerseits und dem Armee-Ober¬
 kommando anderseits ergeben zu haben scheine.

    Graf T i s z a ergreift das Wort und führt aus, dass ihn diese Differenz eigent¬
 lich überrasche, da seiner Ansicht nach der seinerzeit zum Ausdruck gebrachte
 Standpunkt aller Konferenzteilnehmer, dass die Bestellungen in dem Rahmen zu
 machen wären, der notwendig ist, um die Fabriken bis zur maximalen Leistungs¬
 fähigkeit vollauf zu beschäftigen, vollkommen genügt. Was darüber hinaus für
 spätere Bedürfnisse erforderlich sei, könne nicht unter den Mobilitäts-Kredit
 fallen. Dabei wolle er Zukunftsfragen durchaus nicht a limine abweisen, dieselben
 müssen jedoch von Fall zu Fall der Beschlussfassung der beiden Regierungen unter¬
 breitet werden. Bestellungen für diesen Krieg könnten nur dann gemacht werden,
 wenn die bestellten Waren auch wirklich für diesen Krieg benötigt würden. Die
 Ergänzung des nach dem Frieden nötigen Kriegs- und Ausrüstungs-Materials
 gehöre in eine andere Phase und müsse durch seinerzeitige Beschlüsse später
 erledigt werden.

    G.d.I. Baron Conrad bringt in Erinnerung, dass in den Beschlüssen der er¬
 wähnten Ministerkonferenz auch von einer zeitlichen Limitierung (etwa 3 Monate)
 der auf den Mobilitäts-Kredit entfallenden Bestellungen die Rede gewesen sei
 und dass eine solche zeitliche Beschränkung für die Schlagfertigkeit der Armee
 die verhängnisvollsten Folgen haben könnte.

    FZM. von K r o b a t i n schliesst sich dieser Bemerkung an. Er habe in Ent¬
sprechung dieses Beschlusses an seine Unterbehörden Weisungen ergehen lassen,
 sich tunlichst an diese zeitliche Beschränkung zu halten, und gedenke auch nicht
dieselben abzuändern. Das Kriegsministerium müsse aber für alle Fälle Vorsorgen
und sei es ihm im Bewusstsein der Grösse der auf ihm lastenden Verantwortung
unmöglich, sich mit Rücksicht auf die lange Spanne Zeit, die zwischen Bestellung
und Ablieferung von Geschützen verfliessen müsse speziell bei Geschützbestellung
durch zeitliche Begrenzung binden zu lassen.

   Der kgl. ung. Finanzminister führt zur Aufklärung des entstandenen
Missverständnisses Nachstehendes aus. In der gemeinsamen Ministerkonferenz
vom&#39;3. Februar 1915 wurde vorerst die Frage der Munitionsbestellungen erörtert.
Die für die Munitionsergänzung tätigen Fabriken sollten vollauf beschäftigt sein,
doch sollte vermieden werden, dass durch zu weit gehende Bestellungen die Kriegs¬
verwaltung in die unerwünschte Situation käme, noch jahrelang nach dem Friedens¬
schluss grosse, früher bestellte Munitionsquantitäten übernehmen zu müssen;
aus diesem Grunde wurde auch die zeitliche Begrenzung von zirka 3 Monaten
für Munitionslieferungen ausgesprochen. Es heisse auch in dem Protokolle vom
3. Februar 1. J. »Es könne an Munition auf einen nicht längeren Zeitraum als
2V2 Monate, von der Bestellung bis zum Endtermine der Ablieferung gerechnet,
bestellt werden, was für den Krieg notwendig sei und für denselben mit Rücksicht
auf die Leistungsfähigkeit der Munitionsfabriken geliefert werden kann.«

   Vorher habe Graf Tisza die bekannte Formel ausgesprochen, welche sich damals
vorwiegend nur auf Munitionslieferungen bezogen hätte. Eine weitere Frage sei
jene der Bestellung der Geschütze und Gewehre gewesen, über welche an zweiter
Stelle ein Beschluss hätte gefasst werden sollen. Redner habe diesbezüglich seiner

236
<pb/>Ansicht dahin Ausdruck gegeben, »dass darauf bestanden werden müsse, dass in
Hinkunft keine derartigen Anschaffungen, wie Geschütze und andere Anschaf¬
fungen solcher Art, die nicht unbedingt als Mobilisierungsauslagen betrachtet
werden können, vorzunehmen sind und dass Bestellungen solcher Art nur vor¬
genommen werden dürfen, wenn beide Regierungen vorher zustimmen.« Da dies
und die Formel des Grafen Tisza angenommen wurden, sei man nicht mehr in
die Erörterung der Geschütz- und Gewehrfrage eingegangen und sei dann später
im Laufe der diesbezüglichen Verhandlungen die Formel des Grafen Tisza mit
der zeitlichen Einschränkung auch auf die Bestellung von Geschützen angewendet
worden.

   Eine Verschiedenheit in der Auffassung bestehe nun jedenfalls in der Frage der
Bestellung von Geschützen und sei er der Ansicht, dass die Frage der Bestellung der
Geschütze in der Weise entschieden werden sollte, wie er es am 3. Februar bean¬
tragt hat. Er habe den Eindruck, dass vielfach Geschützbestellungen gemacht
worden seien, die weit über den Rahmen des gegenwärtigen Krieges hinausgingen.
Auch habe er gehört, dass in Ungarn Bestellungen von 1 Million Gewehren ver¬
geben worden seien.

   Anknüpfend an diese letzte Bemerkung des kgl. ung. Finanzministers führt
der k.u.k. Kriegsminister aus: Für Herstellung der Gewehre Modell 95
sei die grösste Leistungsfähigkeit der Fabriken in Anspruch genommen und müsste
alles übernommen werden, was bis Ende des Jahres gehefert würde. Es sei aber
nicht zu übersehen, dass wir uns im Stadium der Umbewaffnung befänden,
und dass nach dem Kriege die Frage auftauchen würde, welches Gewehr
zu wählen sei, das alte oder das neue Modell. Er habe daher an die Gewehrfabriken
der Monarchie die Frage gestellt, unter welchen Bedingungen sie seinerzeit die
Herstellung der neuen Gewehre übernehmen würden, wenn einmal die gesetz-
mässige Bewilligung für diese Umbewaffnung erteilt sei. Er hätte dann die Absicht
den Gewehrfabriken Österreichs 2 Millionen, jenen Ungarns 1 Millionen Gewehre
zuzuweisen. Da die Bedingungen der Fabriken unannehmbare gewesen seien,
wäre die Sache nicht weiter verfolgt worden.

   Was die dermalige Produktion von Gewehren anlange, so könnten die Fabriken
der Monarchie derzeit 67.000 Gewehre per Monat erzeugen; hievon kämen 50.000
auf Österreich und 17.000 auf Ungarn. Durch eine weitere Steigerung der Produk¬
tionsfähigkeit seien ihm 80.000 Stück per Monat in Aussicht gestellt worden,
wovon Österreich 60.000 und Ungarn 20.000 Stück erzeugen würde. Der Aus¬
rüstungsbedarf für die Armee im Felde betrage aber monatlich 180.000 Gewehre.
Die fehlende Summe von 10.000 Stück müsste also auf anderem Wege beschafft
werden. Diesbezüglich könne er über die von der Armee zur Reparatur zurück¬
kommenden beschädigten eigenen Gewehre und die zur Adaptierung gelangenden
russischen Gewehre verfügen. Bis jetzt seien ihm 450.000 eigene und 189.000
Beute-Gewehre zugekommen. Von ersterer Zahl seien bereits 415.000 der Armee
wieder zur Verfügung gestellt worden. Das Rückströmen der Gewehre von der
Armee in das Hinterland erfolgt sehr unregelmässig, daher müsse der Mann nach
seiner Einrückung oft längere Zeit auf ein Gewehr warten und käme nur mit
kurzer Schiessausbildung an die Front. Die Bestellungen müssten daher weiter

                                                                                                                             237
<pb/>gehen und hoffe er, dass nie wirklicher Mangel eintreten und jeder Mann bei seinem
Einrücken sofort mit einem Gewehr werde versehen werden können. Zu diesem
Zwecke habe er auch von den Deutschen 80.000 russische Beute-Gewehre über¬
nommen.

  Was die Geschütze betreffen, so seien nicht nur zahlreiche Neuformationen
erfolgt, wodurch die Armee nunmehr artilleristisch wesentlich stärker sei als zu
Beginn des Krieges, sondern man habe auch für Ersatz sorgen müssen. Es seien
bereits über 2000 Feldgeschütze ersetzt worden. Es sei daher begreiflich, dass die
Vorräte zu Ende gingen. An der Hand von statistischen Tabellen wies FZM.
Krobatin nach, welche Geschützbestellungen bis jetzt im Laufe des gegenwärtigen
Krieges erfolgt sind und solche lange Spanne Zeit zwischen der Bestellung und
der Lieferung von Geschützen erfahrungsgemäss liege. Da aber die Bedürfnisse
sehr gross seien und dieselben unbedingt gedeckt werden müssen, so müsse man
auch beizeiten an die Bestellung denken.

   Dr. Teleszky konstatiert, dass das Vorgehen der Kriegsverwaltung bei Bestellung
von Handfeuerwaffen und Munition der Abmachung entspreche, es ihm aber
scheine, dass bei der Bestellung von Geschützen eine zu lange Zeitspanne in Be¬
tracht gezogen wurde. An dem was bereits bestellt ist, sei nichts zu ändern, er
bitte aber die Konferenz, dieselbe möge beschliessen, dass weitere Ge¬
schützbestellungen nicht ohne Zustimmung der bei¬
den Regierungen erfolgen.

   Der k.k. Ministerpräsident verweist auf die Korrespondenz, die
sich bezüglich der Interpretation der Beschlüsse vom 3. Februar 1. J. ergeben habe
und führt aus: beide Regierungen stünden auf dem Standpunkt, zwischen den
auf den Mobilisierungskredit entfallenden und den andern Bedürfnissen der
Armee unterscheiden zu wollen. Da aber eine Reihe von Dingen, wie gerade Ge¬
schütze, deren Lieferung vielleicht erst nach dem Kriege erfolgen könne, tatsäch¬
lich den Mobilitäts-Kredit belasten, so sei die beabsichtigte Unterscheidung
sehr schwer. Ausserdem müsse die Armee alles bekommen, was für dieselbe
erforderlich sei. Es sei daher eine strenge Scheidung zwischen den zwei Begriffen
äusserst verantwortungsvoll, da dadurch eventuell die Armee gefährdet werden
könne. Der königlich ungarische Finanzminister habe den Antrag gestellt, die
weitere Bestellungen von Geschützen möge von der vorgängigen Zustimmung
der beiden Regierungen abhängig gemacht werden. Er könne sich dieser Anregung
nur dann anschliessen, wenn die Militärverwaltung der Ansicht sei, das hiedurch
die Zwecke der Anschaffung nicht tangiert würden.

   Der Kriegsminister habe auch die Frage der Umbewaffnung berührt. Wenn
dieselbe auch erst nach dem Kriege zu lösen sein werde und daher eigentlich
nicht in diesen Zusammenhang gehöre, erscheine sie aber doch so wichtig, dass
er sie hier berühren wolle. Die Fabriken hätten der Kriegsverwaltung auf ihre
Anfrage unannehmbare Bedingungen gestellt, wodurch die Sache ins Stocken
gekommen sei. Dies sei aber bedauerlich, da hiedurch viel Zeit verloren ginge.
Die Fabriken benötigten eine gewisse Zeit, um ihre Vorkehrungen für die Fabrika¬
tion des neuesten Gewehr-Modells zu treffen. Wenn da nicht vorgearbeitet
würde, so würde nach dem Kriege eine bedenkliche Lücke entstehen: Die alten

238
<pb/>Gewehre angebraucht und ausgeschossen und in den Fabriken keine Vorkehrun¬
gen getroffen, um die Herstellung des neuen Modells in Angriff zu nehmen. Nie¬
mand wüsste, was nach dem Kriege sein werde. Es könnte die Aera des ewigen
Friedens anbrechen, es könnte aber in kürzerer oder längerer Zeit abermals zu
einem Kriege kommen. Er frage sich daher, ob es sich nicht empfehlen würde,
den Kriegsminister zu ermächtigen, den Fabriken betreffs der ihnen einmal
zuzuweisenden Bestellungen gewisse Zusicherungen zu geben.

   G.d.I. Baron Conrad konstatiert, dass beide Regierungen auf dem Stand¬
punkte stünden, dass alles für die Armee Nötige geschaffen werden müsse. Er
frage sich warum man dann eigentlich noch Verhandlungen über die Art der
Bestellung führe, da ja doch der Kriegsminister der einzige dazu Berufene sei zu
beurteilen, was notwendig sei. Der einzige richtige Standpunkt sei der, dem
Kriegsminister vollkommen freie Hand zu lassen, sonst könnte man immer
wieder Konferenzen wegen Bestellungen einberufen. Die Armee benötige ja nicht
nur Geschütze, Gewehre und Munitiop, sondern noch viele andere Sachen. Wenn
diese Fragen auch streng genommen in das Ressort des Kriegsministers fallen,
so sei es doch seine Pflicht zu verlangen, dass alles Nötige vorhanden sei.

   Graf S t ü r g k h weist daraufhin, dass es sich darum gehandelt habe, zwischen
den Anschaffungen für die Kriegsdauer und solchen für die Zeit nach dem Kriege
zu unterscheiden. Während die ersteren so rasch als möglich bewilligt werden
sollten, könnte für die letzteren der Weg separater Beschlüsse betreten werden.

   Graf T i s z a konstatiert die Übereinstimmung seiner Ansichten mit jenen
seines Vorredners. Niemand könne aber voraussehen, wie lange der Krieg dauern
werde. Die direkt für den Krieg nötigen Bestellungen müssten gemacht werden.
Alle anderen Fragen, wie Einführung eines neuen Gewehr-Modells, die nicht den
Mobilitätskredit belasten, müssen gesondert erledigt werden und die ungarische
Regierung sei gerne bereit, dieselben eingehend zu studieren. Als praktisches
Resultat ergebe sich, dass Bestellungen, deren Effektuierung zwar geraume Zeit
in Anspruch nehme, die aber doch noch für den gegenwärtigen Krieg in Betracht
kämen, gemacht werden sollten. Bei Bestellungen aber, deren Effektuierung ein
Jahr und mehr in Anspruch nehme, würde es sich empfehlen, dem Anträge
Dr. Teleszkys zuzustimmen. Auch die Marine-Sektion verfolge diese Vorgangs¬
weise und habe man damit gute Erfahrungen gemacht. Die beiden Regierungen
würden es sich gewiss angelegen sein lassen, bei Erledigung der ihnen seitens der
Kriegsverwaltung zukommenden Anträge mit tunlichster Beschleunigung
vorzugehen.

  Der kgl. ung. Finanzminister bemerkt, die Geschütz-Fabriken
seien für heuer und das nächste Jahr vollauf beschäftigt und sei es schwer abzu¬
grenzen, welche der ihnen übergebenen Bestellungen für den gegenwärtigen
Krieg bestimmt seien und welche für die Zeit nach dem Kriege. Dies lasse sich
aber jetzt nicht mehr ändern. Er wiederhole aber seine Bitte, die Konferenz
möge beschliessen, dass weitere Bestellungen an Geschützen ohne Zustimmung der
beiden Regierungen nicht erfolgen dürften. Da die Bestellungen des andern für
die Armee nötigen Materials nie den Gegenstand einer Differenz gebildet hätte, so
wäre hiemit eine vollkommene Übereinstimmung in den Anschauungen hergestellt.

                                                                                                                            239
<pb/>  Der k.u.k. Kriegsminister stellt fest, dass er keinerlei Bestellung für
Retablierung oder Umbewaffnung gemacht habe. Auch die Verhandlungen mit
den beiden Waffenfabriken wegen der neuen Gewehre hingen noch ganz in der
Luft. Wenn diese Frage einmal spruchreif geworden sei, werde er nicht ermangeln,
diesbezüglich an die beiden Regierungen heranzutreten. Was aber unbedingt
nötig sei, müsse bestellt werden. Übrigens sei er bereit, der Anregung des könig¬
lich ungarischen Finanzministers zuzustimmen.

   Graf Stürgkh bemerkt nun, dass der Kriegsminister dem Anträge des
königlich ungarischen Finanzministers zugestimmt habe und er daher keinen
Anstand nehme, dies auch seinerseits zu tun. Er brauche wohl nicht besonders
zu betonen, dass auch die k.k. Regierung ihrerseits es als ihre Pflicht betrachten
werde, die jeweiligen Anträge mit tunlichster Beschleunigung zu erledigen. Er
nehme mit Befriedigung davon Akt, dass der königlich ungarische Minister¬
präsident zugestimmt habe, dass die Einführung eines neuen Gewehrmodelles
Gegenstand der seinerzeitigen Erwägung bilden werde, und erwarte, dass der
Kriegsminister diesbezüglich bald an die beiden Regierungen herantreten werde.

   Der Vorsitzende konstatiert nunmehr, dass die aufgetauchten Differen¬
zen als behoben erscheinen und dass der Antrag des königlich ungarischen Finanz¬
ministers dahin gehend, dass weitere Bestellungen von Geschützen ohne vorherige
Zustimmung der beiden Regierungen nicht gemacht werden sollten, angenom¬

men sei.
   G.d.I. Baron Conrad betont, es sei notwendig, sowohl für die Dauer der

Mobihtät als auch für spätere Bestellungen vorzusorgen.
   Man müsse darüber bald schlüssig werden, um die Armee nach dem Kriege

in jener Verfassung zu haben, in welcher sie sich befinden müsse. Die Auffassung,
dass erst nach der Kriegsperiode die Periode des Aufbaues der Armee folgen könne,
sei falsch. Man müsse sukzessive aufbauen und damit schon während des Krieges
beginnen. Er sei der Ansicht, dass auch diese Frage heute zur Erörterung kommen
solle, da auch die jetzigen Bestellungen damit im Zusammenhänge stünden.

   An der Armee sei seit einer Reihe von Jahren konsequent gespart worden und
dies habe der Monarchie grosse Opfer an Gut und Blut gekostet. Die Armee hätte
von Anfang an um 22 Divisionen und 14 Gebirgsbrigaden stärker sein müssen
und hätte sich dann die numerische Überlegenheit des Gegners nicht so empfind¬
lich fühlbar gemacht, wie dies anfänglich der Fall gewesen sei. Armee müsse daher
auch nach dem Kriege um 22 Divisionen und 14 Gebirgsbrigaden vermehrt werden
und müssten daher auch die Bestellungen in diesen Rahmen gemacht werden.
Die Frage der laufenden Bestellungen sei nun wohl geregelt, nicht aber die der
zukünftigen, und gebe er seiner Meinung Ausdruck, dass diese auch gleichzeitig
einer Lösung zugeführt werden müsse.

   Der Vorsitzende konstatiert, dass die Anregung des Chefs des General¬
stabes, Beschlüsse zu fassen für den Wiederaufbau der Armee, nicht auf der
heutigen Tagesordnung stehe. Der k.k. Ministerpräsident habe diese Frage zwar
auch besprochen, habe aber strenge unterschieden zwischen den für jetzigen
Krieg notwendigen Bestellungen und den für den Wiederaufbau der Armee seiner¬
zeit zu fassenden Beschlüssen. Seiner Ansicht nach sei die Tagesordnung der

 240
<pb/>heutigen Sitzung zu belastet, als dass es möglich wäre, dass die Anregung Baron
Conrads auf derselben noch Platz finden könne, und wende er sich daher an die
Konferenz um Bekanntgabe ihrer Ansicht.

   Baron Conrad hebt hervor, es sei nicht seine Absicht gewesen, die Ordnung
zu stören, er habe nur die Gelegenheit benützen wollen, seinen Standpunkt einmal
bekannt zu geben. Übrigens falle die Vertretung der Angelegenheit in die Kompe¬
tenz des Kriegsministers.

   Graf S t ü r g k h weist auf die Bedeutung der Anregung Baron Conrads hin
und gibt der Erwartung Ausdruck, dass die Kriegsverwaltung demnächst mit
konkreten Anträgen an die beiden Regierungen herantreten werde.

   Der Vorsitzende stellt nun die Vorlage des kgl. ung. Finanzministers
zur Diskussion, welche Dr. Teleszky unter dem 3. Juni 1915 an den kgl. ung.
Ministerrat gerichtet hat1 und die sich auf die mit dem Kriege zusammenhängen¬
den wirtschaftlichen und finanziellen Fragen und auf die Modalitäten der weheren
Geldbeschaffung und der Deckung der durch den Krieg verursachten ausser¬
ordentlichen Ausgaben bezieht. Hiebei handle es sich um folgende Fragen:

   1. Besprechung über die Zeitdauer, für welche die Fortführung des Krieges
vom Gesichtspunkte des Menschen- und des Kriegsmaterials fraglich wird, und
über die durch den Krieg während dieser Zeit verursachten finanziellen Wirkungen.

   2. Aufnahme einer grösseren Anleihe auf dem ausländischen Markte.
   3. Die Modahtäten der Erzielung einer grösseren Sparsamkeit auf dem Gebiete
der Kriegsführung.
   4. Die ausserordentlichen Mittel zur Aufbringung der Deckung der Kriegs¬
 bedürfnisse: Zwangsanleihe, Inanspruchnahme der Notenbank, Emission von
 Staatsnoten,
    Zu diesem Gegenstände ergreift zunächst der gemeinsame Finanz¬
 minister das Wort und führt folgendes aus:
   Die Darlegungen des königl. ungar. Finanzministers geben ein recht düsteres
 Bild der finanziellen Situation Ungarns. Sie sind aber so ernst und so sachlich,
 dass sie überall auf das entgegenkommendste Verständnis rechnen können.
    Die königl. ungar. Regierung muss bereits im Monate Juli neue Geldmittel
 beschaffen; für die österreichische Regierung wird diese Notwendigkeit voraus¬
 sichtlich erst im August eintreten.
    Es sei tatsächlich undenkbar, an das österreichische und ungarische Publikum
 im gegenwärtigen Zeitpunkte mit neuen Anleihen heranzutreten. Dr. von Koerber
 glaubt, dass dieser Weg nicht vor dem Spätherbst wird betreten werden können,
 vorausgesetzt, dass die militärischen Operationen grosse Erfolge bringen, die der
 Opferfreudigkeit der Bevölkerung einen neuen Antrieb geben.
    Der kgl. ung. Finanzminister perhorresziere mit Recht die Gedanken der Aus¬
 gabe von Staatsnoten oder Zwangsanlehen. Es ist auch volkswirtschaftlich sehr
 richtig, die Inanspruchnahme der Österreichisch-Ungarischen Bank, welche ja
 doch nur vorübergehend sein darf und von Anlehenstransaktionen abgelöst

   1 Teleszkys Vorlage, die vom ungarischen Ministerrat angenommen wurde, s. bei Ivanyi
a.a.O., S. 147-155.

16 Komjäthy: Protokolls  241
<pb/> werden muss, tunlichst zu beschränken. Die Vorschläge des königl. Ungar. Finanz¬
 ministers wegen einer Auseinandersetzung der beiden Regierungen mit der Leitung
 der Österreichisch-Ungarischen Bank über die Gewährung weiterer Kredite an
 die beiden Staatsverwaltungen sind wohl, nach Ansicht des gemeinsamen Finanz¬
 ministers, prinzipiell gerechtfertigt, denn es müssen für alle Fälle bezügliche Vor¬
 sorgen getroffen werden, da es doch schliesslich denkbar ist, dass längere Zeit
 hindurch Staatsanlehen nicht gegeben werden können. Es hege jedoch gewiss
 auch im Sinne der Ideen des königl. ungar. Finanzministers, eine weitere starke
 Inanspruchnahme der Österreichisch-Ungarischen Bank nur als ultima ratio ins
 Auge zu fassen. Die unausbleiblichen Rückwirkungen auf die Kaufkraft und
 den Wert unserer Währung fordern gebieterisch, alles daran zu setzen, eine weitere
 Steigerung des bereits übermässigen Notenumlaufes zu verhindern.

   Aus den Ausführungen des kgl. ung. Finanzministers gehe hervor, dass die
ungarische Volkswirtschaft bei der Zeichnung der zweiten Kriegsanleihe nicht
mehr mit dem quotenmässigen Verhältnisse, das für die Verrechnung zwischen
den beiden Staatsverwaltungen massgebend ist, Schritt halten konnte und das
auch sonst die staatswirtschaftliche Lage Ungarns verhältnismässig ungünstiger
ist als die Österreichs. In Wien sind die Banken -- die Konferenzteilnehmer könnten
dies von jedem Finanzmann bestätigt finden -- trotz der grossen Einzahlungen auf
die erste und zweite österreichische Kriegsanleihe sehr flüssig und führen ausser¬
ordentlich hohe Kassenbestände.

   Dr. von Koerber möchte sich anzuregen erlauben, ob nicht die österreichische
Regierung den österreichischen Mitgliedern des Konsortiums für ungarische
Staatsgeschäfte gestatten könnte, gewisse Beträge dem königl. Ungar. Finanz¬
minister gegen kurzfristige Kündigung zur Verfügung zu stellen. Die Banken
dürften hiefür nur mässige Zinsen beanspruchen und hätten selbstverständlich
das Interesse, ihre überschüssigen Kassenbestände, an denen sie derzeit Zinsen¬
verluste erleiden, bereitzustellen und diese Gelder nur im Bedarfsfälle wieder
zurückzufordern. Es ist also gedacht, dass die Österreichisch-Ungarische
Bank nur dann und nur soweit von den beiden Staatsverwaltungen in
Anspruch genommen werden soll, als die anderen Banken den Notenbedarf
der Regierung nicht befriedigen können. Vielleicht wäre es dadurch möglich,
den Rückstand in der Geldbeschaffung bei der ungarischen Staatsverwaltung
vorerst wettzumachen.

   Es sei richtig, dass die ungarische Volkswirtschaft in Friedenszeiten stets den
österreichischen Kapitalsmarkt offen hatte. Österreich war immer der treueste
und zuverlässigste Geldgeber Ungarns und Störungen gab es bloss in jener Epoche
während welcher ungarische Politiker und grosse wirtschaftliche Kreise Ungarns
gegen die Zoll- und Handelsgemeinschaft mit Österreich eine feindselige Haltung
eingenommen haben. Es ist eben von der grössten Wichtigkeit, die Stimmung im
österreichischen Publikum darüber zu beruhigen, dass Österreich auch in jenen
Fragen, in welchen es Leistungen Ungarns erwartet, auf eine brüderliche Hilfe
auf wirtschaftlichem Gebiete rechnen kann.

  In der zuversichtlichen Voraussetzung, dass dies für alle Zukunft auch der Fall
sein wird, und um ihrerseits einen weithin sichtbaren Akt in der Richtung voller

242
<pb/>Harmonie zwischen beiden Staatsgebieten zu setzen, wäre ernstlich zu erwägen,
ob nicht die österreichische Regierung Ungarn die folgende Zusagemachen könnte:
Österreich erklärt sich bereit, bei der Auflage der nächsten Kriegsanleihe nicht
nur eine österreichische, sondern auch eine ungarische Anleihe dem österreichi¬
schen Publikum durch das Konsortium für österreichische Staatsgeschäfte anbieten
zu lassen und zwar in der Weise, dass etwa für je 1000 Kronen Nominale 70%
d.i. 700 Kronen österreichisches Anlehen und 30% d.i. 300 Kronen ungarisches
Anlehen zur Subskription angeboten werden. Die näheren Modalitäten wären
zu gelegener Zeit zwischen der österreichischen und ungarischen Regierung
zu vereinbaren.

   Was nun die Unterstützung durch das Deutsche Reich anbelangt, so muss man
tatsächlich konstatieren, dass die finanziellen Leistungen Deutschlands für Öster¬
reich-Ungarn bisher nicht im Verhältnisse zur Bedeutung der wirtschaftlichen
Kraftaufwendung der Monarchie gestanden sind. Es gibt hiefür keinen besseren
Massstab als den Vergleich der Goldbestände der beiden Noteninstitute. Während
der letzte Ausweis der Deutschen Reichsbank die imponierende Golddeckung
von 45 % aufweist, ist die Österreichisch-Ungarische Bank bei einer Golddeckung
von 15% angelangt. Das Deutsche Reich hat den beiden Staaten der Monarchie
bis jetzt während der Kriegsdauer insgesamt 600 Millionen Mark zur Verfügung
gestellt, ein Betrag, der kaum ausreicht den staatlichen und privatwirtschaftlichen
Schuldendienst im befreundeten und neutralen Auslande zu decken und die Waren¬
bezüge aus dem Auslande zu begleichen. Die deutsche Währung wird Österreich-
Ungarn zum Kurse von 135.5 gehandelt; Agio beträgt 13%. Vergleiche man die
finanziellen Leistungen Englands an Russland, Belgien und Italien und berück¬
sichtige man die wirtschaftliche Kraft des Deutschen Reiches im Verhältnis zur
österreichisch-ungarischen, müsse man wohl sagen, dass das Deutsche Reich auf
diesem Gebiete noch eine bedeutende Bündnispflicht zu erfüllen habe. Die deutsche
Regierung, welche eine Milliarde opfern wollte, um Italien zur Neutralität zu
bewegen, und welche derzeit gewillt ist, Rumänien einen sehr grossen Betrag
zur Verfügung zu stellen, müsste seinem treuen Verbündeten die Aufnahme eines
Milliardenanlehens beim deutschen Volke ermöglichen. Dies sei der einzige Weg,
der die Österreichisch-Ungarische Monarchie aus ihrer staatswirtschaftlichen
Bedrängnis herauszuführen vermag.

   Wenn der monatliche Kriegsaufwand von nun ab wirklich 1100 Millionen be¬
tragen und der Krieg noch Monate fortdauern sollte, dann müsse man sich auch
darüber klar sein, dass die Erhöhung der Steuern und sonstige staatsfinanzielle
Massnahmen nicht ausreichen werden, um den Dienst der durch die beiden
Regierungen aufgenommenen und noch aufzunehmenden Anleihen zu gewähr¬
leisten. Diese Verhältnisse drängen der Monarchie als wichtigstes Kriegsziel die
Erlangung einer ausreichenden Kriegsentschädigung auf, durch die selbst die
Frage des Ländererwerbes zurücktritt. Da für das Deutsche Reich die Verhältnisse
wohl ganz anders liegen, sollte hierüber eine Verständigung mit unserem Ver¬
bündeten rechtzeitig gepflogen werden.

   Der k.k. Ministerpräsident möchte nur sofort feststellen, dass die
Staatsfinanzielle Lage in Österreich durchaus nicht so günstig sei, wie man nach

    16* 243
<pb/>den Ausführungen des Vorredners beziehungsweise der Vorlage des königl.
ungar Finanzministers glauben könnte. Das Nähere werde in dieser Hinsicht der
k.k. Finanzminister darlegen.

   Der kgl. ung. Finanzminister sagt, der Hauptzweck sei festzustellen,
was für Folgen der Krieg in finanzieller Beziehung bis jetzt hatte, und ein klares
Bild darüber zu gewinnen, was der Krieg für jeden weiteren Monat kosten werde.

   Die Deckung des Zinsenerfordernisses der tatsächlich erwachsenen Kriegs¬
kosten werde für jeden weiteren Monat den Haushalt beider Staaten jährlich mit
einer ständigen Zinsenlast von 82.5 Milhonen Kronen beschweren, was zum
Beispiele einer Erhöhung des Erträgnisses der direkten Steuern um 10.4% ent¬
spricht. Man müsse in der Lage sein, einen Finanzplan aufstellen zu können, und
hiezu sei es notwendig, dass sich die Herren der Kriegsverwaltung darüber äussern,
bis wie lange die mihtärische Möglichkeit zur Führung des Krieges vorhanden sei.

   Der Chef des Generalstabes führt aus, dass das Menschenmaterial
bis Februar durch Nachschübe gesichert sei. Im Februar käme dann das neue
Rekrutenmaterial, das man auf 350.000 Mann schätzen könne.

   Auf eine Einwendung des Grafen Tisza schränkt Baron Conrad diese Ziffer
auf 300.000 ein. Auch für das tote Material sei man bis zu diesem Zeitpunkte
gesichert. Dasselbe gelte unter Berücksichtigung der neuen Ernte für die Naturalien.

   Diese Mitteilungen werden durch den Kriegsminister mit Details
ergänzt.

   Der k.k. Ministerpräsident kann die ernsten Bedenken nicht ver¬
hehlen, welche er bezüglich des Mangels an Futter für die Pferde hege. Auch die
neue Ernte werde einen Ausfall an Hafer ergeben. Er richte daher an den Kriegs-
minister die Bitte, bei der Verwendung der Futtermittel die weitestgehende
Vorsicht walten zu lassen.

   Der Kriegsminister gibt die Rationen an, welche für die Pferde im
Etappenrayon und im Hinterlande festgesetzt wurden. Dieselben seien auf das
äusserste Mass beschränkt und die sogenannten Landespferde erhielten überhaupt
keinen Hafer.

   Der k.k. Finanzminister stellt das Bild, welches der ungarische und
der gemeinsame Finanzminister über die finanzielle Lage Österreichs gegeben,
richtig. Er sei leider gleichfalls in einer sehr ungünstigen Situation.

   Die österreichische Finanzverwaltung habe bisher 61jli Milliarden an Mobilisie¬
rungsauslagen aufbringen müssen. Hiezu kommen eine halbe Milharde an Unter¬
haltsbeiträgen, dann die Auslagen der Zivilverwaltung, die unmittelbar mit dem
Kriege Zusammenhängen, ferner die Zinsensteigerung der Staatsschuld, die
Approvisionierungsauslagen, insbesondere für Gahzien und die Bukowina, die
Kosten für die Flüchtlinge, welch letztere bisher schon sich auf 150 Millionen
belaufen usw. Es war also in Summe neben den Mobilisierungserfordernissen
noch ungefähr eine Milliarde erforderlich. Dazu käme, dass die Einnahmen bedeu¬
tend zurückgehen. So weisen indirekte Abgaben einen Rückgang von mehr als
100 Millionen, die Eisenbahnen eine Mindereinnahme von 204 Millionen, die
Post eine solche von 50 Millionen aus. Das gleiche gelte von den Montaner¬
trägnissen. &#39;.

244
<pb/>  Nach seinem Wissen sei die Auffassung, dass die Banken gar so hohe Kassen¬
bestände hätten, nicht ganz zutreffend. Er habe grosse Vorschüsse nehmen müssen.
Auch benötigen die Banken Geld für die Bindung durch die Kriegsanleihe. Diese
werde beiläufig so hoch wie die erste sein. Die Einzahlung auf die Zeichnung
verteile sich aber auf mehrere Monate. Inzwischen aber habe er auch für seinen
Bedarf eine vorläufige Verfügung treffen müssen.

   Momentan sei die Aufnahme eines Anlehens nicht möglich. Auch ein Zwangs-
anlehen halte er sowohl für jetzt als auch in der Zukunft für ausgeschlossen.

   Man dürfe aber der ganzen Frage mit Mut entgegensehen. Allerdings müsse
bei der Geldbeschaffung der Appell an die Österreichisch-Ungarische Bank immer
offen stehen und gesichert sein.

   Jetzt sei die Situation nicht so gefährlich, wie dies später der Fall sein wird.
Der Staat erhalte gegenwärtig Leute, die er sonst nicht zu erhalten habe: die
auf Grund der Mobihsierung einberufenen Soldaten, diejenigen, welche die
Unterhaltsbeiträge geniessen, die Industrie und das Gewerbe einschliesslich
deren Arbeiter, welche im grossen und ganzen nur mit Militärlieferungen
beschäftigt sind.

   Unsere wirtschaftlichen Beziehungen zum Auslande seien sehr ungünstig, das
könne man aber nicht ändern. Denn wir seien mit vielen Bestellungen auf das
Ausland angewiesen, letzteres auf uns gar nicht, einerseits weil uns die Rohstoffe
fehlen, andererseits, weil der grösste Teil unserer Industrie für Militärlieferungen
herangezogen werde. Wenn sich das ändern wird, werde sich auch der Kursstand
unserer Valuta bessern. Die Aufnahme einer ausländischen Anleihe zur Deckung
unserer Mobilisierungserfordernisse sei derzeit und wohl auch für absehbare
Zeit nicht in Kombination zu ziehen. Während eines Feldzuges dürfe man keine
Experimente machen. Er sei mit dem Erfolg der Kriegsanleihe zufrieden. In
deutschen Bankkreisen habe man denselben für Österreich-Ungarn vor der ersten
Anleihe auf 500,000.000 geschätzt man habe aber drei Milliarden aufgebracht.
Bei der zweiten Anleihe habe man freilich gesehen, dass die Bevölkerung schon
etw^s erschöpft sei, und dass das Privatkapital, namentlich die kleinen Leute mehr
oder weniger schon alles hergegeben haben, was sie hatten. Man müsse daher
etwas pausieren. Nach Beendigung des Krieges werde man vielleicht an die
Aufnahme eines ausländischen Anlehens denken können. Momentan stehe uns
nur Deutschland zur Verfügung. Dort seien aber die Verhältnisse auch nicht so
glänzend, wie man das immer annehme. Mit Amerika habe man keine richtige
Verbindung. Auch im Ausland müsse man vorerst auf die eigenen Bedürfnisse
Rücksicht nehmen, bevor man gestatten könne, dass ein fremder Staat eine
Anleihe bekommt.

   Die Leistung Österreichs sei mehr als doppelt so gross wie jene Ungarns, weil
der Kriegsschauplatz überwiegend auf österreichischem Gebiete liege und, wie
er früher ausgeführt, noch andere Mehranforderungen vorliegen.

   Dr. T e 1 e s z k y stellt auf Grund der Darlegungen Baron Engels seihe Suppo-
sitionen hinsichtlich der finanziellen Lage Österreichs dahin richtig, dass nachdem
die zweite Kriegsanleihe für Österreich nicht drei Milliarden, sondern knapp 2.2
Milliarden ergab und die Vorschüsse bei den Banken nicht 500, sondern 600 Milliö-

                                                                                                               245
<pb/>nen betragen, eine Verschiebung um 900 Millionen stattfinde, somit die öster¬
reichische Finanzverwaltung nur bis Ende Juli Deckung habe.

   Der Vorsitzende bittet, die Diskussion auf jenen Teil der Vorlage des
königl. ungar. Finanzministers zu lenken, welcher besagt, dass er die Teilnahme
des Chefs des Generalstabes auch deshalb für notwendig halte, weil es ausser
Zweifel stehe, dass jene Zeitdauer, während welcher wir den Krieg wenigstens
von wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus führen können, wesentlich verlängert
werden könnte, wenn auf dem Gebiete der Kriegsführung auf der ganzen Linie
eine bedeutend grössere Sparsamkeit, als es bisher der Fall war, beobachtet würde.
Dies halte er jedoch nur unter Mitwirkung des Armee-Oberkommandos und in
dem Falle für erreichbar, wenn der Chef des Generalstabes sich davon überzeugt,
dass dies in erster Reihe im Interesse der Kriegführung nötig ist.

   Der Chef des Generalstabes ersucht, ihm zu sagen, auf welchem
Gebiete man sparen solle. Bei den Gebühren, den Pferden, dem Essen, und ob
man ihm den Vorwurf des Vergeudens mache ?

   Der kgl. ung. Finanzminister erwidert, es handle sich nicht um
einen Vorwurf der Vergeudung, sondern darum, dass durch entsprechende
Reformen eine zweckmässigere und rationellere Wirtschaftsführung zu sichern
wäre. Es sei für den fernstehenden sehr schwer, in die Details einzugehen. Die
ganze Frage habe er aber aufwerfen müssen, denn bei einer sparsameren Kriegs¬
führung sei es auch möglich den Krieg länger auszuhalten. Man könne wohl in
dieser Konferenz auf Details nicht näher eingehen, aber einige Punkte möchte
er doch berühren. So habe man eine Million Pferde in Verpflegung. Es komme
also auf zwei bis drei Soldaten in der Front ein Pferd. Dann sehe man im Hinter¬
land zu viel Leute, namentlich zu viel Offiziere, was man nicht recht begreift.
Es werden noch immer Kavallerie- und Artillerie-Freiwilligen-Schulen in viel zu
grossem Massstabe aufrecht erhalten, obwohl man diese Leute bei diesen Waffen
nicht brauche und sie dann zur Infanterie übersetze. In den Pferdespitälern werden
viele Pferde behandelt, die nie mehr dienstfähig werden. An der Donau habe man
Baracken errichtet, auf einem Inundationsgebiete, die natürlich nicht gebraucht
werden konnten, es sei nie ein Mann dort untergebracht worden, undjetzt verkaufe
man sie. Eine grosse Masse für den Heeresbedarf erworbenen Rindviehes sei
mangels entsprechender Vorkehrungen zugrunde gegangen. Derlei Vorkomm¬
nisse könne man in grosser Anzahl berichten. An und für sich seien dies kleinere
Posten, aber im ganzen mache das viel aus.

   Graf T i s z a konstatiert, dass er aus seinen Besprechungen im Etappenober¬
kommando die besten Eindrücke gehabt habe und auch guten Willen vorfand.
Leider scheinen die von dort abgehenden richtigen Befehle nicht immer pünktlich
ausgeführt zu werden. Freilich sei die Sache im Kriege sehr schwer durchzuführen
und lasse sich mit Friedensverhältnissen nicht vergleichen. Es sind aber doch
zahlreiche Mängel der wirtschaftlichen und administrativen Organisation unseres
Heeres, wobei sich vieles bessern liesse. Im Offizierskorps herrsche ein gewisses
Vorurteil gegen die administrativen Agenden und daraus entstehe eine ziemliche
Vergeudung von Material. Unsere Remonten-Assentkommissionen seien eine
vorzügliche Organisation, trotzdem werden Einkäufe von Nichtkennern vorge-

246
<pb/>nommen, die aus Mangel an Fachkenntnissen minderwertiges Material erstehen.
Ebenso leiden die von der Intendantur abgeschlossenenVerträge an dem Umstande,
dass keine Fachmänner beigezogen werden, und es sind verschiedene Verträge
bekannt geworden, in denen die grösste Vergeudung zutage trat. Die Requisitionen
werden oft von Feldwebeln, höchstens Trainleutnants vorgenommen, wobei die
grössten Gewalttätigkeiten und Missstände sich ergeben. Über alles das herrsche
grosse Erbitterung und man wird für die Schäden aufkommen müssen. Er bitte
dies ja nicht als einen Vorwurf betrachten zu wollen. In diesem Kriege mussten
alle lernen, beziehungsweise vieles umlernen. Es handle sich hauptsächlich darum,
einen starken Impuls von oben nach unten zu geben, hinsichtlich des sparsamen
Vorgehens und der wirtschaftlichen Schonung sowie um Reformen in der Organisa¬
tion der wirtschaftlichen Administration behufs Vermeidung unzweckmässiger
Verfügungen. Vielleicht müsse da eine Kommission eingesetzt werden.

   Der kgl. ung. Finanzminister weist auf einen Fall hin, wo man
Baracken gebaut habe, die 3-4 Millionen kosteten. In der Nachbargemeinde
seien 6.000 russische Gefangene. Man habe aber nicht diese zur Arbeit heran¬
gezogen, sondern auf Grund des Kriegsleistungsgesetzes Arbeiter aufgenommen,
denen man per Tag 3 Kronen und die Verpflegung gegeben hat. Ganze Trainkolon¬
nen sollen leer hin und herfahren. Er sei sich dessen bewusst, dass in einem Kriege
mit solchen Dimensionen die richtige Organisation des Trainwesens eine der
schwersten Aufgaben sei, und er bewundere es, dass hinsichtlich der Verpflegung
unter den schwierigsten Verhältnissen so Grossartiges geleistet wurde. Immerhin
bitte er, sich mit der von ihm aufgeworfenen Frage eingehendst zu befassen.

   Der Chef des Generalstabes nimmt die erteilten Aufklärungen
zur Kenntnis, wornach man sich nicht gegen das Kriegsführungssystem aus¬
gesprochen habe und keine Herabsetzung der Gebühren, Verpflegung und Fütte¬
rung wünsche. Hinsichtlich der unzweckmässigen Verfügungen werde er in seinem
Wirkungskreise die entsprechenden Veranlassungen treffen.

   Der kgl. ung. Ministerpräsident konstatiert, dass man hinsichtlich
des Menschen- und Ausrüstungsmaterials den Krieg im jetzigen Umfange sicher
noch 8 Monate führen könne. Was das finanzielle Ergebnis betrifft, so betrage die
bisherige Zinsenlast 628 Millionen. Der Bedarf an Zinsen für die nächsten 8 Monate,
mit rund monatlich 90 Millionen angenommen, ist 720 Millionen, die Gesamt¬
zinsenlast bis Ende Februar beziffert sich daher auf 1348 Millionen, was gleich
sei dem ganzen Ertrage der direkten und indirekten Steuern beider Staaten.Hiezu
kommen die Bedürfnisse für die Retablierung der Volkswirtschaft und der Armee
nach dem Kriege. Da müsse man sich fragen, wie man zu dem finanziellen Gleich¬
gewicht und zu halbwegs wirtschaftlich möglichen Verhältnissen gelangen werde.
Man müsse auf die Erlangung einer Kriegsentschädigung sehen, könne aber keine
grosse Hoffnung diesbezüglich haben. Er stimme Baron Conrad bei, dass das erste
Staatsbedürfnis eine starke Armee sei; man wird jedoch selbst bei den nötigsten
Auslagen auf finanzielle Unmöglichkeiten stossen. Vorläufig müsse man damit
rechnen, dass wir für die nächsten 8 Monate 12 neue Milliarden brauchen. Dies¬
bezüglich müsse er sich ganz auf den Standpunkt der Vorlage des königl. ungar.

Finanzministers stellen.

                                                                                                               247
<pb/>  In Anbetracht dessen, dass der Chef des Generalstabes dienstlich verhindert
ist, an der Konferenz am Nachmittag teilzunehmen, wird die Verhandlung über
die finanziellen Massnahmen abgebrochen und auf die Frage des Vorgehens bei
Eisenbahnbauten im Etappenbereiche übergegangen.

   Graf T i s z a setzt auseinander, dass die Frage des Baues der Bahn Cardak-
Jajce die prinzipielle Frage auf die Tagesordnung gebracht hat, inwieweit Eisen¬
bahnbauten im eigenen Gebiete ohne Einflussnahme der kompetenten Regierung,
respektive Regierungen vorgenommen werden könnten.

   Er sah sich bemüssigt, diesbezüglich einen modus procedendi vorzuschlagen,
welcher seiner Meinung nach allen militärischen Anforderungen Rechnung trägt
und doch die unbedingt notwendige Einflussnahme der Regierungen sichert und
hat auch die Hoffnung gehabt, die Zustimmung des Armee-Oberkommandos zu
seinem Vorschläge erhalten zu haben. Leider hat es sich später herausgestellt,
dass das Armee-Oberkommando nicht immer an der Auffassung festhält, dass
Eisenbahnbauten im Etappenbereiche eine ausschliesslich militärische Angele¬
genheit wären, bei welchen die kompetenten Kommanden ohne Rücksicht auf
die Regierung Vorgehen können. Zu seinem grossen Bedauern wäre er nicht
imstande, dieser Auffassung beizupflichten.

   Der moderne Krieg hat nämlich Dimensionen angenommen, welche alle ge¬
wohnten Verhältnisse umwälzen und eine entsprechende Korrektur der an die
veralteten Verhältnisse angepassten Vorschriften benötigen. Heute gehört der
überwiegend grösste Teil der Monarchie in den Etappenraum. Die wichtigsten,
weit hinter der Front liegenden Gebiete eines jeden Staates der Monarchie gehören
in denselben. Er könne sich folglich unmöglich auf den Standpunkt setzen, dass
Eisenbahnbauten auf diesem ganzen Territorium ohne Einwilligung, ja sogar
ohne Mitwissen der kompetenten Regierung vorgenommen werden können. Sollte
die Heeresleitung an diesem Standpunkte festhalten, so wäre er bemüssigt, bei
Einsetzung seiner ganzen Verantwortlichkeit die Allerhöchste Entscheidung Seiner
Majestät zu erbitten. Er glaube jedoch, seinen Vorschlag in einer Form machen
zu können, welche auch von militärischer Seite anstandslos angenommen werden
könnte, und schlägt vor, dass alle Pläne von Bahnbauten, welche nicht in die
Kategorie der Feldbahnen gehören, der betreffenden Regierung mitzuteilen seien.
Falls die Zustimmung der Regierung in 15 Tagen nicht erfolgt, soll eine münd¬
liche Verhandlung stattfinden und wenn keine Einigung erzielt wird, die Entschei¬
dung Seiner Majestät eingeholt werden. Ausnahmsweise könnte der Bau solcher
Bahnen, bei welchen selbst diese kleine Verzögerung mit gefahrvollen Folgen ver¬
bunden wäre, bei gleichzeitiger Mitteilung an die betreffende Regierung ohne
vorherige Einwillung derselben begonnen werden.

   Der kgl. ung. Handelsminister erklärt, dass er gezwungen sei, aus
eisenbahnrechtlichen Gründen zu dieser Sache das Wort zu ergreifen. Er habe
unter gewissen Bedingungen, darunter dem seinerzeitigen Abbruch, dem Baue
der Bahn Zenta-Csöka zugestimmt. Nun bekomme er eine Note des Kriegsmini¬
steriums, in welcher gesagt werde, dass »die Lösung der Frage, ob die Aufrechter-
hältung einer während des Krieges aus operativen Gründen erbauten Bahnlinie
auch nach dem Krieg notwendig und im Interesse der Verteidigung gelegen ist,

248
<pb/>den Gegenstand eines besonderen Einvernehmens der massgebenden Faktoren
nach erfolgter Demobilisierung zu bilden hätte«.

   Er müsse sich dagegen verwahren, dass über Bau oder definitiven Betrieb
einer öffentlichen Eisenbahn in ETngarn anderen Faktoren eine Entscheidung zu¬
stehen soll als denjenigen, die hiezu nach ungarischem Eisenbahnrecht kompetent
sind. Es ist ein Hoheitsrecht Ungarns, darüber zu entscheiden, ob daselbst eine
Bahn gebaut werden oder in Betrieb gehalten werden kann.

   Mit obiger Auffassung des ungarischen Handelsministers erklärt sich der
Kriegsminister einverstanden.

   Nach einer längeren Debatte, in deren Verlauf auch Graf Stürgkh sich namens
der österreichischen Regierung dem Standpunkte der ungarischen anschliesst,
wird der Antrag des Grafen Tisza von der Konferenz angenommen.

   Die Sitzung wird hierauf von 2 -- 4 Uhr unterbrochen.
   Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird die Beratung über das Memorandum
des königl. ungar. Finanzministers fortgesetzt. Der Vorsitzende ersucht den
Gouverneur der Österreichisch-Ungarischen Bank, seinen Standpunkt hinsichtlich
der Inanspruchnahme dieses Finanzinstitutes durch die beiden Regierungen zu
präzisieren.
   Dr. P o p o v i c s möchte zunächst einige Worte allgemeiner Bedeutung an
die Konferenz richten. Der Krieg bedeutet naturgemäss einen gewaltsamen
Eingriff in die normale Funktion des Wirtschaftslebens, welcher sich in erster Linie
in einer forcierten, massenweisen Umwandlung von Kapital und Arbeit in Ver¬
brauchsgüter äussert. Dimensionen und Dauer verschärfen diesen Eingriff und
führen dazu, dass nicht nur vorhandenes Kapital dieser Umwandlung unterzogen,
sondern auch die Zukunft antizipiert wird.
   Neben dieser allgemeinen nicht sofort fühlbaren schädlichen Wirkung können
symptomatische Effekte erzielt werden, welche einzelne wirtschaftliche Begleit¬
erscheinungen der Kriegführung als vorteilhaft erscheinen lassen. So kann auch
das Bild, welches unsere allgemeine wirtschaftliche Situation während des Krieges
zeigt, vorweg nicht nur als ungünstig bezeichnet werden. Der grosse Bedarf der
Kriegführung hat mittelbar und unmittelbar einer günstigen Extension einzelner
Zweige der Wirtschaft gedient. Bedeutende Einnahmen sind der Landwirtschaft
zugeflossen, solange der Vorrat an Produkten da war, der Industrie sofern sie
Kriegsbedarf erzeugt, ja selbst einzelnen Zweigen des Kleingewerbes haben sich
ergiebige Einnahmsquellen eröffnet. Die Unterstützungen an die FamiHenmit-
glieder der Einberufenen bilden für den Kleinverkehr eine fortlaufende Alimenta¬
tion selbst in jenen Kreisen, welche von der Geldwirtschaft teilweise abseits liegen.
Hingegen zeigen sich Einschränkungen in Betrieben, welche für den kommer¬
ziellen Bedarf arbeiten. Nicht unbedenklich ist die Erscheinung, dass einzelne
 Betriebe grosse Umgestaltungen machen mussten, um für Heereslieferungen arbei¬
ten zu können. Ganz darnieder liegt das Baugewerbe. Die durch die gesteigerte
 Nachfrage, das teilweise verringerte Angebot und die Wertverminderung des Geldes
eingetretene Verteuerung der Lebensführung wird auch als schwere Kalamität
 empfunden. Schwere Schädigungen erlitt das Geldwesen. Einerseits ist eine nicht
 organische Vermehrung der Umlaufsmittel eingetreten, andererseits hat die metal-

                                                                                                               249
<pb/>Hsche Deckung des Notenumlaufes stetig abgenommen. Während wir vor Kriegs¬
ausbruch einen Notenumlauf von 2.1 Milliarden Kronen bei einem Metallschatze
von 1.6 Milliarden Kronen ausgewiesen haben, sind wir am 7. Juni 1915 bei
einem Notenumlauf von insgesamt 6 Milliarden Kronen gegenüber einer metalli¬
schen Deckung von 943 Millionen Kronen angelangt. Während bei uns der Noten¬
umlauf sonach eine Zunahme von rund 3.9 Millionen oder in Prozenten ausge¬
drückt um 183 % zeigt, ist der Umlauf der papierenen Zahlungsmittel im Deutschen
Reich um 161%, in Russland um 111% und in Frankreich um 103% gestiegen.
Es ergibt sich hieraus, dass die Inanspruchnahme der Notenbank für die Zwecke
der Kriegführung unter den kriegführenden Staaten des Kontinentes bei uns am
grössten ist, trotzdem unter den zum Vergleiche herangezogenen Staaten die Mon¬
archie in absoluten Zahlen der Kriegsausgaben an letzter Stelle steht, was seine
Erklärung darin findet, dass die beiderseitigen Finanzverwaltungen bei Kriegs¬
ausbruch über verhältnismässig geringe Kassenbestände verfügten, dass ferner
die Grossbanken, welche die erste Kreditoperation bei Kriegsausbruch durch¬
führten, nicht ihre eigenen Anlagen mobilisiert, sondern sofort die Notenbank
in Anspruch genommen haben, endlich dass die normalen Kreditoperationen des
Staates trotz des überraschenden Resultates der Kriegsanleihen im Verhältnis
nicht so ergiebig waren wie anderwärts.

   Als günstiges Moment kann immerhin gelten, dass das Element des Misstrauens
in den Geldwert verhältnismässig gering in die Erscheinung tritt und sich vorerst
darin äussert, dass Hartgeld jeder Kategorie vom Verkehr aufgenommen und
zurückbehalten wird. Trotzdem die Bank seit Kriegsausbruch 315 Millionen an
Silbergulden und verschiedenen Teilmünzen der Kronenwährung in den Verkehr
gesetzt hat, zeigt sich nirgends ein Rückströmen an die Bankkassen, im Gegenteile
die Klagen über Kleingeldmangel wollen nicht aufhören.

   Bedeutend schwieriger wird sich die Lage jedoch nach Beendigung des Krieges
gestalten. Der Impuls, den die Wirtschaft durch die Massenkomsumtion der
Kriegführung fortlaufend erhält, wird zum grossen Teil aufhören, die Unter¬
stützungen an die Familienmitgliedern der Einberufenen werden auch zu Ende
gehen, die frei werdende männliche Bevölkerung wird nach neuen Erwerbsgelegen¬
heiten suchen, der Kapitalsbedarf für Ersatz der aufgebrauchten Güter, der
zurückgestellten Investitionen sich in ganz Europa einstellen. Hiezu wird noch
der grosse Bedarf, der an Roh- und Hilfsstoffen gänzlich entblössten wichtigsten
Zweige der Industrie (insbesondere der Textil- und chemischen Industrie) hinzu¬
treten. Endlich werden auf einmal jene Zahlungen an das heute feindliche Ausland
zu leisten sein, welche infolge von Zahlungsverboten suspendiert sind. Dabei
droht die weitere Gefahr, dass die Wertverminderung unseres Geldes in ihrem
vollen Ausmasse zur Geltung kommt, wodurch der auf seine Renten angewiesene
Kapitalist, der von seinen fixen Bezügen lebende Beamte am härtesten betroffen
wird und insoweit Uberwälzungsmöglichkeiten nur im spärlichen Ausmasse statt¬
finden können, werden unter diesen Verhältnissen auch die arbeitenden Klassen
schwer zu leiden haben. Eine gewisse Erleichterung für die nächste Zeit dürfte uns
das Resultat der Ernte verschaffen, welche, wenn auch aus den Sudetenländern in
jüngster Zeit nicht günstige Berichte einlaufen, das Ergebnis des Vorjahres bedeu-

250
<pb/>tend übersteigen dürfte. Natürlich wird es auch nach Beendigung des Krieges an
neuen wirtschaftlichen Impulsen nicht mangeln; eine Prognose in dieser Richtung
aufzustellen, scheint jedoch heute verfrüht, und zwar aus dem Grunde, weil wir die
internationale Wirtschaftslage mangels authentischer Behelfe nicht genau überblik-
ken und auch nicht wissen können, inwieweit bei diesen Impulsen spekulative Ele¬
mente mitwirken werden. Dass sich bei längerer Dauer des Krieges die Situation
fortlaufend verschlechtern wird, braucht wohl nicht besonders bewiesen zu werden.

   Fortlaufende schwere Sorgen verursacht der Bankleitung die Bewegung des
Goldes im Metallschatze der Bank. Während wir bei Kriegsausbruch noch einen
Goldbestand von 1.248 Milliarden Kronen ausgewiesen haben, ist derselbe bis
7. Juni 1915 auf 841 Millionen Kronen, also um 397 Millionen gesunken und ist
auch weiter ein konstantes Sinken des Geldvorrates zu gewärtigen. Diese Vermin¬
derung ist eingetreten, trotzdem die Bank sich einvernehmlich mit den beiden
Finanzministern sofort nach Kriegsausbruch anheischig gemacht hat, den Gold¬
schatz ausschliesslich für den Dienst der Staatsschulden in befreundeten oder
neutralen Staaten, den Bedarf der Heeresverwaltung, dann für Approvisionierungs-
zwecke endlich und ausnahmsweise für im Auslande untergebrachte Privat¬
schuldverschreibungen zur Verfügung zu stellen. Nebenbei bemerkt ist die Inan¬
spruchnahme aus dem letzten Titel bisher eine äusserst geringe gewesen. Während
derselben Zeit hat der Goldbestand der Russischen Staatsbank um 78 Millionen
Kronen abgenommen und erreicht noch immer den ansehnlichen Betrag von
fast 4 Milharden Kronen. Der Goldbestand der Bank von Frankreich hat um
179 Millionen Kronen abgenommen und beträgt dermalen 3.7 Milliarden Kronen.
Zugenommen hat der Goldschatz der Bank von England um 443 Millionen Kro¬
nen, selbst Italien wies noch in der letzten Zeit eine Zunahme von 29 Millionen
Kronen aus. Die Zunahme des Goldbesitzes der Deutschen Reichsbank beträgt
die ansehnliche Summe von 1.2 Milliarden Kronen, wodurch der Goldschatz
seit Kriegsausbruch sich von 1.6 auf 2.8 Milharden Kronen erhöht hat. Da unser
Wirtschaftsgebiet ausser der ungarischen Goldproduktion, welche jährheh 12--13
Millionen Kronen beträgt, keinen nennenswerten Goldzufluss aufweist, das
vorhandene gemünzte Gold, welches übrigens auch keinen grossen Betrag aus¬
macht (es wird auf 50 -- 60 Millionen geschätzt) aus den Verstecken kaum hervor¬
kommen dürfte, andererseits, wie erwähnt, die Goldentnahmen zu den oben
bezeichneten Zwecken fortlaufend und zwar in der letzten Zeit in gesteigerterem
Masse als in den früheren Perioden sich geltend machen, hält Redner es für
unumgänglich notwendig, dass die Frage der Stärkung des Goldvorrates der
Bank aufs ernsteste in den Kreis der Erwägung gezogen werde und zwar nicht
nur vom Standpunkte der Kriegsführung, für welche der vorhandene Goldvorrat
nach der bisherigen Inanspruchnahme zu schliessen und unter der Voraussetzung,
dass die dermalen bestehenden gesetzlichen Bindungen weitaus grösseren Teiles
des Goldbestandes aufgelassen ausreichen wird, sondern insbesondere für jenen
Goldbedarf, welcher sich unmittelbar nach Beendigung des Krieges stürmisch
einstellen wird. Namentlich wird sich der Bedarf an Auslandszahlungen für
Importe der Industrie und für die Zahlungen der Staatsschulden und der Emissio¬
nen von Verkehrsanstalten und sonstige private Schuldverschreibungen gegenüber

                                                                                                                                                                      251
<pb/>dem Auslande einstellen, an welches heute infolge des Zahlungsverbotes keine
Zahlungen geleistet werden. Dieser Bedarf dürfte viele Hunderte von Millionen
ausmachen.

   Für die Goldbeschaffung kämen nach der heutigen Situation, welche auch nach
Beendigung des Krieges andauern dürfte, die Vereinigten Staaten von Amerika
und das Deutsche Reich in Betracht. Da jedoch nach den Informationen des
Bankgouverneurs, die ganz jüngsten Datums sind, die ersten finanziellen Kräfte
der Union uns absolut nicht geneigt sind, ja dort die finanzielle Lage der Monarchie
ungünstig beurteilt wird und geradezu eine Animosität gegen die Emissionen der
Zentralmächte herrscht (es soll auch Deutschland in den Erwartungen, welche
es gegenüber den grossen deutsch-amerikanischen Kapitalisten hegte, sich gründ¬
lich getäuscht haben), ist auf die Union nicht zu rechnen und es bliebe uns nichts
anderes übrig, als uns an unseren Verbündeten mit dem grössten Nachdrucke zu
wenden. Die finanzielle Hilfe, die uns bisher Deutschland leistete und die sich übri¬
gens nicht in der Form einer definitiven Kreditoperation abspielte, hat sich in sehr
bescheidenen Grenzen bewegt und musste als ganz unzureichend bezeichnet werden.

   Auf die Frage, inwieweit die Österreichisch-Ungarische Bank bereit ist, weitere
finanzielle Beihilfe dem Staate zu Zwecken der Kriegsführung zu leisten, über¬
gehend, betont Dr. Popovics, dass seine diesbezüglichen Äusserungen schon aus
dem Grunde keinen verbindlichen Charakter haben, als die oberste Leitung der
Bank, der Generalrat, natürlich noch nicht Gelegenheit hatte, zu dieser Frage
Stellung zu nehmen; er sei aber überzeugt, dass auch der Generalrat der Bank,
von dem gleichen Patriotismus geleitet, den er bisher bewiesen, auch fernerhin
den Staatsverwaltungen zur Verfügung sein wird. Was die Frage anbelangt, wie
weit die Beistellung der finanziellen Hilfsmittel zur Kriegsführung seitens der
Bank gehen kann, so müsste eine direkte Beantwortung derselben dahin gehen,
dass als Grenze nur jener Betrag gelten kann, von welchen als rationell anzunehmen
ist, dass ihn die beiden Staatsverwaltungen mit der vollen Inanspruchnahme der
finanziellen Kräfte der Monarchie in absehbarer Zeit zu tilgen und damit geordnete
Währungsverhältnisse wieder herzustellen, in die Lage kommen. Natürlich kann
hierfür keine ziffermässige Grenze angegeben werden und ist dieselbe mehr oder
minder theoretisch.

   Immerhin ergibt sich hieraus, dass die Bereitwilligkeit der Bankleitung, dem
Staate weitere Vorschüsse zu erteilen, nicht eine bedingungslose sein könne. Dr.
Popovics meint darunter nicht die streng finanziellen Bedingungen. In dieser
Hinsicht glaube er, sich darauf berufen zu können, dass die Bank auch bei den
bisherigen Transaktionen mit den hohen Regierungen ein weitgehendes Entgegen¬
kommen bewiesen hat. Als oberste Bedingung für die Bank muss gelten, bei der
weiteren Inanspruchnahme der Bankmittel eine solche Grundlage zu finden,
welche die Liquidierung nach Eintritt normaler Verhältnisse, sowohl was die
Unterlage des Geschäftes wie die Rückzahlungstermine anbelangt, möglich
erscheinen lässt. Hiebei wird die Bank ausschliesslich durch ihre traditionelle
Rücksichtnahme auf die Ordnung der Währung geleitet. Das längere Andauern
ungeordneter Währungsverhältnisse würde der Wirtschaft nicht mehr gut zu
machende schwere Schäden beibringen und ausserdem unsere Währfähigkeit

252
<pb/>gänzlich untergraben. Aus demselben Grunde müsste die Bank bedingen, dass
an sie nur dann herangetreten wird, wenn die Sicherung des Geldbedarfes durch
andere Finanzmassnahmen nicht mehr möglich erscheint.

  Was die vom königl. ungar. Finanzminister aufgeworfene Frage anbelangt, dass
Ungarn die Bank nur im quotenmässigen Verhältnisse zugleich mit Österreich
in Anspruch nehmen kann, was die Bewegungsfreiheit des ungarischen Finanz¬
ministers, dem verhältnismässig geringere Quellen zur Verfügung stehen, als
Österreich, beeinträchtigen könnte, so dürfte von Seite der Bankleitung kein
Bedenken dagegen obwalten, dass die Abmachungen betreffend die weitere Inan¬
spruchnahme der Notenbank mit den beiderseitigen Staatsverwaltungen unter
Zugrundelegung des Quotenverhältnisses geschehen, dass aber dabei die ungari¬
sche Finanzverwaltung bei der faktischen Inanspruchnahme der Bankmittel
nicht immer terminmässig pari passu mit der österreichischen Finanzverwaltung
Vorgehen müsste. Natürlich behebt diese Bereitwilligkeit der Bank die Bedenken
des königl. ungar. Finanzministers nicht, eine Abhilfe für seine Situation wäre
jedoch nicht auf dem Gebiete der Transaktionen mit der Notenbank zu suchen.
Allerdings hat das Bedenken und der Wunsch des königl. ungar.Finanzministers
keine Aktualität, da nach der Äusserung des österreichischen Finanzministers
letzterer bedauerlicherweise auch vor der Notwendigkeit steht, sich wieder Geld
beschaffen zu müssen.

   Mit lebhaftester Befriedigung habe Redner den bisherigen Äusserungen entnom¬
men, dass die Ausgabe von Staatsnoten allgemein perhorresziert wird. Auch er
möchte sie von der Tagesordnung absetzen. Diese Massnahme müsste als in
ihrer Wirkung katastrophal bezeichnet werden, ganz abgesehen davon, dass es
schon aus ethischen Gründen nicht anginge, der Bankgesellschaft gegenüber,
welche dem Staate bisher schon in ganz hervorragender Weise entgegengekommen
ist, mit dem Bruche des Notenprivilegiums vorzugehen.

   Da bei längerer Kriegsdauer es unvermeidlich sein wird, an die Emission einer
dritten Kriegsanleihe zu schreiten, so möchte er es vom Standpunkte der Bank als
erwünscht bezeichnen, jetzt schon klar zu stellen, welcher Bedarf bis zu dem Zeit¬
punkte auftauchen wird, in dem durch diese Emission die fortlaufend in den
Verkehr gebrachten Umlaufsmittel wieder abgeschöpft werden können.

   Schliesslich möchte er die Gelegenheit benützen, vom Standpunkte der
Bankleitung einige Wünsche an die betreffenden Konferenzteilnehmer zu
richten.

   An den Mimster des Äussern möchte er die Bitte richten, Einrichtungen zu
treffen, damit die Bankleitung vom Eintritte wichtiger Ereignisse auf dem
Gebiete der äusseren Politik fortlaufend unterrichtet werde. Nicht nur das
Engagement des Vermögens der Bank im Interesse der Kriegsführung, sondern
auch ihre Stellung in der gesamten Volkswirtschaft und die richtige Erfüllung
ihrer Pflichten erfordern eine zuverlässige Orientiertheit auf dem Gebiete der
Begebenheiten in unseren internationalen Beziehungen. Die Etabherung eines
derartigen Informationsdienstes wurde schon während der Balkanwirren
mit dankenswerter Unterstützung der beiderseitigen Finanzminister ein¬
geleitet, hat aber zu keinen positiven Resultaten geführt.

                                                                                                                                              253
<pb/>   Dann möchte er den Kriegsminister und den anwesenden Stellvertreter des
Marinenkommandanten bitten, bei Anschaffungen für den Bedarf ihrer Ressorten
an Materialen der Beschaffung im Inlande, selbst wenn dieselbe teurer zu stehen
käme, den Vorzug zu geben. Die Käufe im Ausland erfordern Zahlungen in
Gold oder Goldeswert, was bei der von ihm geschilderten tristen Lage des Gold¬
bestandes der Notenbank bis zu den Grenzen der Möglichkeit zu vermeiden wäre.

   Endlich möchte er an die beiderseitigen Finanzminister das Ersuchen richten,
entsprechend dem Geiste der zwischen den Finanzverwaltungen und der National¬
bank getroffenen Abmachungen die Führung der Verwaltung sämtlicher ausländi¬
scher Guthaben und Zahlungsmittel der beiden Staatsverwaltungen, der staatlichen
Anstalten und Betriebe durch die Österreichisch-Ungarische Bank zu sichern,
in welcher Beziehung in letzter Zeit sich entgegengesetzte Tendenzen bemerkbar
gemacht haben.

   Der Vorsitzende dankt dem Bankgouverneur für seine Ausführungen
und bittet, nunmehr zu denselben Stellung zu nehmen.

   Der k.k. Ministerpräsident schliesst sich voll den Ausführungen
des k.k. Finanzministers an. Er teile seinen ablehnenden Standpunkt bezüglich
der Ausgabe von Staatsnoten und hinsichtlich des Zwangsanlehens. Dieses sei
vom sachlichen, kreditpolitischen und allgemein pohtischen Gesichtspunkte
bedenklich. In solchen Mitteln der Geldbeschaffung liege die Deklaration einer
finanziellen Notlage, die solange als möglich verschoben werden müsse. Der
Vorsitzende werde ihm zustimmen, dass sie auf die ganze internationale politische
Lage ausserordentlich abträglich wirken müsste. Er denke an ein auswärtiges
Anlehen, an deutsches Geld. Damit meine er nicht, was jetzt in Berlin im Begriffe
sei, abgeschlossen zu werden. Das ist nur eine Interimsabhilfe, die immer mehr
zusammengeschrumpft sei. Und dabei stelle man in Berlin doch immer das Ge¬
schäftliche in den Vordergrund. Es handelt sich darum, nach dem Friedensschlüsse
neben einer Kriegsentschädigung eine grössere Transaktion vorzunehmen, oder,
wenn man keine Kriegsentschädigung erhielte, eine umso grössere Aktion einzu¬
leiten, zur Deckung unserer Abgänge, Herstellung der Valuta u.s.w. Es dränge also
nicht so sehr die Gegenwart, als wie der Moment des Kriegsabschlusses, wo wir
mit unserem Verbündeten darüber reden werden müssen, damit das Deutsche
Reich uns dann entsprechende Bundeshilfe leiste, ebenso wie heute mit seinen
Armeekorps. Da gegenwärtig weder eine neue Anleihe noch die Emission von
Staatsnoten oder eine Zwangsanleihe in Frage kommt, bleibt nur die neuerliche
Inanspruchnahme der Bank für den gegenwärtigen Bedarf übrig, die ja dank der
befriedigenden Erklärungen des Gouverneurs in Aussicht steht.

   Der Vorsitzende erklärt, dass er die Frage der finanziellen Beteiligung
Deutschlands schon seit längerer Zeit in Erwägung gezogen und diesbezüglich
interveniert habe. Das jetzige kleine Geschäft, das wie der k.k. Ministerpräsident
so treffend bemerkte, zusammengeschrumpft sei, beruhe nicht auf üblem Wollen,
die Ursache liege in der Veränderung der Grundlage, auf welcher das Geschäft
aufgebaut worden sei. Es stand seinerzeit im Zusammenhänge mit den territorialen
Opfern, die die Monarchie bringen sollte. Deutschland konstatiert daher, dass die
Sache nicht mehr ein Politicum sei, sondern ein finanzielles Geschäft.

254
<pb/>    Deutschland habe seine finanzielle Situation offen dargelegt und erklärt, es
 müsse mit seinem Goldvorrat haushalten. Anderseits dürfen wir dem Deutschen
 nicht verhehlen, in welchem Masse wir auf seine finanzielle Unterstützung reflektie¬
 ren. Deutschland hat nicht nur Interesse an der Erhaltung unserer Wehrkraft,
 sondern auch an der Gesundung unserer Valutenverhältnisse. Er habe übrigens
 nicht ermangelt, schon seinerzeit diesen unseren Anspruch anzumelden und
 Deutschland habe ihn anerkannt und seine Bereitwilligkeit, uns zu helfen, ausge¬
 sprochen, daran aber eine Menge Wenn und Aber geknüpft. Es habe auf seine
 eigenen kolossalen Bedürfnisse von rund 50 Milliarden hingewiesen, dem ein
 Nationalvermögen von nur 250 Milliarden entgegensteht. Es sei heute nicht im¬
 stande, positive, wenn auch noch so allgemeine Verpflichtungen zu übernehmen.
 Auf diesen unsern Anspruch müssen wir also mit allem Nachdrucke zurückkom¬
men und auf einer grundsätzlichen Zusage und auf dem Einbekennen des Prin-
zipes, dass die finanzielle Hilfe auch im Interesse Deutschlands gelegen sei, bestehen.

   Er konstatiere, dass hinsichtlich der Vermeidung einer Zwangsanleihe, einer
 Staatsnoten-Emission und der gegenwärtigen Aufnahme einer fremden Anleihe
volle Übereinstimmung herrscht und somit nur die Inanspruchnahme des Noten¬
institutes erübrigt.

   Der kgl. ung. Finanzminister ist damit einverstanden, dass die Auf¬
nahme einer auswärtigen Anleihe hauptsächlich erst für die Zeit nach dem Kriege
wichtig sei, nicht aber damit, dass man auch erst dann verhandle und abschliesse.
Trotz der von dem Vorsitzenden bekanntgegebenen Bereitwilligkeit Deutschlands
hege er die grösste Befürchtung, dass wir nach dem Kriege sehr schlecht behandelt
werden. Auch jetzt gewähre uns Deutschland nicht die nötige wirtschaftliche und
finanzielle Unterstützung, wie dies zum Beispiel England seinen Verbündeten
gegenüber tue. Noch ärger werde dies nach dem Kriege sein. Es herrschen sicht¬
lich Bestrebungen, die Monarchie wirtschaftlich ins Schlepptau des Deutschen
Reiches zu nehmen. Man denke an eine Zollgemeinschaft, mit welcher leider
auch bei uns kokettiert werde. Man werde, wenn wir bis zur Zeit nach dem Kriege
warten, uns vielleicht die jetzige kurzfristige 800 Millionen Mark-Anleihe in eine
langfristige verwandeln, aber wahrscheinlich nicht mehr geben. Er sehe allerdings
ein, dass Deutschland, welches angeblich monatlich 2 Milliarden Mark für den
Krieg ausgebe, stark belastet sei. Trotzdem sei die Sachlage so, dass das Deutsche
Reich bis Ende Juli, vielleicht bis Ende August ohne Inanspruchnahme der Noten¬
bank gedeckt sei, während wir schon jetzt 5.6 Milliarden von der Bank bekommen
haben. Unser Goldschatz ist wesentlich gesunken, wogegen jener Deutschlands
sich bedeutend gesteigert hat. Er könne den Standpunkt des Deutschen Reiches,
jetzt nicht zu helfen, nicht akzeptieren. Man müsse jetzt während des Krieges,
verhandeln und eine wenn auch nur nach Beendigung des Krieges zu gewährende
Anleihe sicherstellen. Er richte deshalb die dringende Bitte an den Vorsitzenden,
wenn sich der geeignete Zeitpunkt ergibt, welchen der Minister des
Äussern vielleicht zusammen mit dem Armee-Oberkommando wahrnehmen könn¬
te, jedenfalls aber noch während des Krieges, ein ausgiebiges, teiweise in Gold be¬
stehendes deutsches Anlehen sicherzustellen, welches nach Beendigung des Krieges
zu effektuieren wäre. Er müsse den Vorsitzenden ferner bitten, den Standpunkt

                                                                                                   255
<pb/>einzunehmen, dass wir von nun an keine weiteren Anleihen an auswärtige Staaten
geben können. Wenn solche abgeschlossen werden müssen, dann möge es Deutsch¬
land selbständig tun. An die Kriegsverwaltung müsse er das Ersuchen richten,
im Interesse der Schonung unserer Valuta die auswärtigen Beschaffungen soweit
als möglich einzuschränken, was wie er einsehe, nur bis zu einem gewissen Grad
möglich sein werde. Schliesslich bitte er beide Regierungen und das Kriegsministe¬
rium, in der Behandlung unseres Exportes liberaler zu sein. Der Export werde
viel zu weitgehend unterbunden.

   Wenn wir vom militärischen Standpunkte bis Ende Februar aushalten können,
müssen wir dafür sorgen, dass wir dies auch vom finanziellen Standpunkt aus kön¬
nen. Es wäre daher verfehlt, vorläufig nur für den Bedarf zweier Monate zu sorgen.
Wir bedürfen bis Ende Februar 12 Milliarden. Falls eine neue, Ende September
oder anfangs Oktober zu emittierende Kriegsanleihe vier Milliarden ergäbe, was
nach der Ernte immerhin möglich, aber allerdings eine sehr optimistische Suppo-
sition sei, so blieben acht Milliarden zu bedecken, welche wir soferne eine Zwangs¬
anleihe und die Emission von Staatsnoten vermieden werden sollen, von der Bank
in Anspruch nehmen müssten. Der Gouverneur habe gemeint, dass bei dieser
Inanspruchnahme es sich nur um einen Betrag handeln könne, der unser Geld¬
wesen nicht ruiniert. Theoretisch und objektiv genommen ist das vollkommen
richtig. Wenn man aber diesen Standpunkt in der Praxis einnehmen würde, so
müsste man, da wir diese Grenze bereits erreicht wenn nicht überschritten haben,
entweder die Kriegführung einstellen oder zu den andern abgelehnten Mitteln
greifen. Aus den bisherigen Erörterungen folge, dass man die Bank bei einer
Kriegsdauer bis Februar bis zum Betrage von acht Milliarden heranziehen müsse.
Wir müssen daher eine solche Abmachung mit der Bank treffen, dass wir über deren
Notenpresse illimitiert verfügen können. Im Besitze dieser Rückendeckung könne
man dann auch wenigstens einen bedeutenden Teil des notwendigen Geldes bei
den Banken nehmen und werde es relativ leicht bekommen. Nicht als langfristige
Anleihe, sondern als kurzfristige oder als sogenanntes Taggeld. Die beiden Finanz¬
verwaltungen werden nämlich alles aufzubieten haben, damit sie im Interesse der
Wahrung des Geldwertes die Notenpresse der Österreichisch-Ungarischen Bank
nur in dem äussersten Falle und nur bis zu dem unumgänglich notwendigen
Masse in Anspruch nehmen und dass sie ihr Erfordernis durch Inanspruch¬
nahme der auf dem Geldmärkte zur vorübergehenden Placierung verfügbaren
Geldbeträge auf laufende Rechnung oder gegen Schatzwechsel und auf
kurzen Fälligkeitstermin kündbare Kassenscheine decken. Die Finanzminister
anderer Staaten haben allein die Verantwortung für die Wahrung des
 Geldwertes zu tragen und können selbständig über die Notenpresse verfügen,
bei uns müssen infolge der Einheit des Wirtschaftsgebietes und des Geld¬
wesens diese Fragen seitens beider Regierungen einvernehmlich gehandhabt
werden. Was die drei Bitten des Bankgouverneurs betreffe, so hatten bezüglich
 der ersten seinerzeit Verhandlungen stattgefunden, doch sei die Frage nicht
 ausgetragen worden. Der Krieg habe die Österreichisch-Ungarische Bank unvor¬
 bereitet getroffen und sie war aus technischen Gründen nicht in der Lage, die
 notwendigen Geldzeichen sogleich zur Verfügung zu stellen. Er schliesse sich daher

 256
<pb/>der Bitte des Gouverneurs an, dass die Bank vom Ministerium des Äussern von
den wichtigen Ereignissen rechtzeitig orientiert werde. Bezüglich der dritten Bitte
habe er sich bereits in demselben Sinne geäussert. Hinsichtlich des zweiten Petits,
dass die Valuta ausländischer Anleihen der Österreichisch-Ungarischen Bank zur
Verfügung gestellt werde, bitte auch er, dass die Valuta der nächsten Anleihe
der Bank vollständig übergeben werde, da sie sonst nicht in der Lage wäre, ihren
elementarsten Aufgaben bezüglich der Devisenpolitik zu entsprechen.

   Der Vorsitzende erwähnt, dass hinsichtlich der Möglichkeit des Ab¬
schlusses einer Anleihe in Deutschland Behauptung gegen Behauptung stehe,
nämlich diejenige, die er hier höre, und die von deutscher Seite vorgebrachte.
Natürlich glaube er der ersteren. Aber in Berlin sagt man, dass Deutschland
überschätzt werde, dass es jedoch nicht nur ein Ohr, sondern auch ein Herz
habe. Er sei selbstverständlich bereit, in Berlin zu intervenieren, und erbitte sich
die Angabe konkreter Summen. Man dürfe sich aber keiner Illusion hingeben und
nicht darauf rechnen, während des Krieges etwas zu erreichen. In Berlin herrsche
jetzt eine Nervosität, die man früher nicht gekannt habe, und zwar auf politischem,
diplomatischem und finanziellem Gebiete.

   Was die an auswärtige Staaten gewährten Anleihen betrifft, so falle das albani¬
sche und bulgarische vor seine Zeit, bezüglich des türkischen sei er in einer Zwangs¬
lage gewesen, da man gewisse Stimmungen in Konstantinopel wahrgenommen
habe, die uns zu diesem finanziellen Opfer gezwungenhaben. Weitere solcheAnlehen
stünden nicht in Aussicht. Gegebenenfalls werde er sich jedoch den ausgesproche¬
nen Wunsch vor Augen halten. Auch den Wunsch wegen Informierung der Bank
nehme er zur Kenntnis. Er sehe auch den Vorteil pohtischer Orientiertheit ein
und werde bestrebt sein, diesem Petit entgegenzukommen.

   Dr. P o p o v i c s weist darauf hin, dass unbedingt eine Zusage Deutschlands
wegen eines Goldanlehens noch während des Krieges erreicht werden müsse.
Dies sei umso notwendiger, als zwar jetzt die Veröffentlichung der Wochenaus¬
weise der Bank unterdrückt sei, nach Einstellung der Feindseligkeiten wird man
sie aber verlangen und wir werden kaum resistieren können.

   Der k.k. Finanzminister gibt seiner Befriedigung Ausdruck, dass auch
der königl. Ungar. Finanzminister sich seinem Plane, den er seit Beginn des Krieges
vertreten, der aber nicht ganz durchgedrungen war, nämlich sich durch die Öster¬
reichisch-Ungarische Bank unbedingt eine Rückendeckung zu schaffen, anschliesse.
Unser Programm werde also sein: an die breite Öffentlichkeit oder an den engeren
Geldmarkt mit Anlehen zu appellieren und wenn das zeitweilig nicht möglich ist,
nach Massgabe der Marktlage kurzfristige Kreditoperationen, unter Rückendek-
kung durch die Notenbank, in die Wege zu leiten. Er stimme auch bezüglich
des Zeitpunktes einer neuen Kriegsanleihe mit Dr. Teleszky überein. Bezüglich
des Wunsches der Österreichisch-Ungarischen Bank könne er erklären, dass er
gerne bereit sei, Gold, welches er erhalte, überhaupt und auch die Ergebnisse eines
grossen in Deutschland aufzunehmenden, für die Retablierung unserer Währungs¬
verhältnisse bestimmten Anlehens der Österreichisch-Ungarischen Bank zur Ver¬
fügung zu stellen. Was aber die gegenwärtig in Betracht kommenden Anleihen
betreffe, so haben diese eine ganz andere Bestimmung und er könne nur die

17 Komjäthy: Protokolle  257
<pb/>eventuell über seinen eigenen Bedarf hinausgehenden Summen der Bank zur
Verfügung stellen, weil er beziehungsweise die k.k. Postsparkasse die auf diese
Weise erworbenen, ohnehin geringfügigen ausländischen Geldmittel voraus¬
sichtlich selbst bloss für die eigenen Zahlungen brauche. Diese Anlehen könne er
nicht als Valuta-Anlehen betrachten. Bezüglich der aufgeworfenen Frage über die
Höhe eines eventuellen grossen Anlehens in Deutschland denke er mindestens an
eine Milliarde, natürlich ohne Einrechnung der bisher negotierten kleinen
Markanlehen und abgesehen von diesen. Dieses Valuta-Anlehen dürfe aber nicht
wie die bisherigen ein kurzfristiges sein und sollte auch unter konvenablen Bedin¬
gungen abgeschlossen werden.

   Der Gouverneur der Österreichisch-Ungarischen Bank möchte einen Unter¬
schied in den Erklärungen der beiden Finanzminister hinsichtlich der Beschaffung
der Geldmittel für die Kriegsführung feststellen. Während Baron Engel beide
Eisen im Feuer halten wolle, denke Dr. Teleszky doch an die Inanspruchnahme
der Rückendeckung erst nach Erschöpfung aller anderen Mittel.

   Der österreichische Finanzminister unterscheide ferner zwischen den jetzigen
in Deutschland aufgenommenen Anlehen und dem künftigen Valutaregulierungs-
anlehen. Da müsse er doch auf das Übereinkommen der Bank mit den beiden
Regierungen über den staatlichen Golddienst hinweisen, wonach die Notenbank
hinsichtlich der Gold-Zahlungen den Auslandsdienst übernommen habe und in
dessen Sinne die Notenbank Anspruch auf die Verwaltung aller ausländischen
Zahlungsmittel habe, die in den Bestitz der beiden Staaten der Monarchie gelan¬
gen. Die Zwecke, zu welchen die auswärtigen Anleihen aufgenommen werden,
seien nebensächlich. Die Hauptsache sei die einheitliche Disposition über die
auswärtigen Zahlungsmittel.

   Der kgl. ung. Ministerpräsident ist entschieden der Ansicht, dass
alle finanziellen Auslandstransaktionen bei der Österreichisch-Ungarischen Bank
konzentriert seien, weil dies mit dem Wesen der Bank Zusammenhänge. Sie dürfe
nicht Parallelaktionen ausgesetzt sein und er würde es nur für natürlich halten,
wenn die Bank ihre Mitwirkung von dieser Konzentration abhängig machen würde.
Auch unter normalen Verhältnissen könne eine Ausserachtlassung dieses Grund¬
satzes unangenehme Folgen nach sich ziehen. Im jetzigen Augenblick könnten
die Konsequenzen unberechenbar sein. Was die Frage der auswärtigen Anleihen
anbelangt, so müsse er gegenüber dem Vorsitzenden erwähnen, dass hier nicht
Behauptung gegen Behauptung vorliege, sondern unser Standpunkt sich auf eine
Fülle fachmännischer, sachlicher Beweise stütze. Ohne in diese hier einzugehen,
will er nur auf eine Tatsache hinweisen: Deutschland habe immer Geld, wenn es
dasselbe wirklich ausleihen wolle. Er verweise diesbezüglich auf die Milliarde,
welche Deutschland Italien geben wollte, und auf jene Summe, welche er bereit
sei, Rumänien zur Verfügung zu stellen. Man müsse da mit einem gewissen
Nachdruck und mit den Argumenten des Sachverständigen Vorgehen. Bei allen
solchen Verhandlungen steht im Auslande der Finanzminister neben dem Minister
des Äussern. Bei uns jedoch muss infolge der komplizierten Struktur unseres
Staatswesens unsere Diplomatie die Mitwirkung der berufenen Vertreter unserer
Wirtschafts- und Finanzpolitik entbehren. Bei aller Anerkennung der Tätigkeit

258
<pb/>des Prinzen Hohenlohe auf diplomatischem Gebiete sei er doch naturgemäss auf
finanziellem Gebiete Herrn Helfferich nicht gewachsen. Diesbezüglich könne man
das Verhältnis wie das des Kindes zum Erwachsenen bezeichnen. Es müssten
verantwortliche sachkundige Organe des Staates nach Berlin geschickt werden,
die den Kampf und die Parade führen können. Deutschlands Taktik sei, uns
finanziell und wirtschaftlich in eine Sackgasse zu treiben. Redner zweifle nicht
an der Bundestreue Deutschlands und würdige dessen kriegerische Leistungen
vollkommen, auf wirtschaftlichem Gebiete jedoch sei dieses stets auf die eigenen
Interessen bedacht. Mit minimalem Wohlwollen hätte man in Berlin auf einige
Jahre befristete Schatzscheine nehmen können. Deutschland arbeite offensichtlich
darauf hin, dass bei Friedensabschluss alle unsere Verpflichtungen fällig werden,
alle unsere Gelderfordernisse sich auf diesen Termin konzentrieren und wir ganz
auf Deutschland angewiesen, in ein hilfsbedürftiges Abhängigkeitsverhältnis
gebracht werden. Es sei dies auch ein Mittel zum Zwecke, uns wirtschaftlich von
Deutschland abhängig zu machen.

   Es bestehe eine starke Agitation gegen unsere wirtschaftliche Selbständigkeit.
In Ungarn lasse man diesbezüglich keine Diskussion zu, wogegen in diesem Belange
in Österreich eine starke Strömung wahrnehmbar sei, obwohl doch nicht zu ver¬
kennen ist, dass das Aufgeben der Selbständigkeit die österreichische Industrie
schädigen müsse. Die wirtschaftliche Einigung sei gleichbedeutend mit wirtschaft¬
licher Abhängigkeit. Deutschland wäre nicht nur der an sich stärkere, es würde
auch als dritter Partner unsere Divergenzen ausspielen.

   Eine Zollunion oder dergleichen bedeute aber nicht nur die wirtschaftliche
Abhängigkeit von Deutschland sondern es würden sich auch die politischen
Folgen für unsere Grossmachtsstellung einstellen. Er bitte deshalb die öster¬
reichische Regierung das Präveniere zu spielen und darauf Einfluss zu nehmen,
dass man die Zollunion nicht gleichsam auf dem Präsentierteller Deutschland
entgegenbringe. Man müsse gegen die Enunziationen hoher Beamten Stellung
nehmen und ihnen nicht gestatten, sich für diese Idee zu exponieren.

   Er seinerseits glaube auch, dass gegenwärtig nicht der Moment sei für eine
Anleihe in Deutschland, man müsse aber unausgesetzt auf die Notwendigkeit
einer solchen hinweisen und im geeigneten Augenblicke, bei dem Eintreten ge¬
wisser politischer Ereignisse, diese Anleihe verlangen, wobei zu den einschlägigen
Verhandlungen unsere allerersten Fachleute entsendet werden müssen.

   Der Bankgouverneur habe als die Grenze, bis zu welcher die Bank Vorschüsse
erteilen könne, jenen Betrag bezeichnet, von dem anzunehmen sei, dass er unter
normalen Verhältnissen zurückbezahlt werden könne. Diese Grenze sei jedoch
längst überschritten, so dass man unbekümmert um diese -- theoretische wohl
richtige -- Beschränkung bis zum Ausmasse des wirklichen Bedarfes weitergehen
müsse. Freilich soll alles Mögliche getan werden, um die tatsächliche Inanspruch¬
nahme der Bank auf das mögliche Minimum zu reduzieren. Wir brauchen bis
Mitte Oktober, dem angenommenen Zeitpunkte der neuen Kriegsanleihe, zirka
5 Milliarden. Die Bank müsse also die Mittel geben, diese Lücke zu füllen, natür¬
lich in der Weise, dass das fliessende Geld am Geldmärkte in möglichst grossem
Umfange im Wege kurzfristiger Bankgeschäfte herangezogen werde und die

     17* 259
<pb/>Bank die Verpflichtung übernehme, nötigenfalls diese kurzfristigen Anleihen zu¬
rückzuzahlen. Er schlage ferner vor, die laufenden Bankgeschäfte der Notenbank
zu übertragen, d.h. den Regierungen durch sie das flüssige Geld der Banken zu
verschaffen.

   Der kgl. ung. Finanzminister verweist bezüglich der letzten Anregung
darauf, dass nach seinen Informationen der Bankgouverneur denselben Gedanken
gehabt habe, wie Graf Tisza, was jedenfalls sehr für die Sache spreche. Was die
bei der Notenbank zu schaffende Rückendeckung betreffe, so müsse er darauf
bestehen, dass dieselbe sich bis zur Grenze des voraussichtlichen Bedarfes,
d.i. nach dem jetzigen Sachverhalte bis zu 8 Milliarden ausdehne.

   Dr. P o p o v i c s meint, es werde schwer sein vom Generalrate 8 Milharden
auf einmal zu verlangen.

   Hierauf erwidert Dr. Teleszky, dass gewiss 5 leichter als 8 Milliarden
zu haben sein werden. Was würde man aber machen, wenn der Generalrat nach
der erfolgten Emission der Kriegsanleihe die weiteren 3 Milliarden ablehne?

   Müsste man zur Ausgabe von Staatsnoten schreiten, so benötige man allein
zwei Monate für die technische Durchführung, d.h. zum Drucken der Noten.
Er glaube, dass der Einfluss des Gouverneurs und der beiden Regierungen hin¬
reichen werde, um jetzt die Zusage bezüglich der 8 Milliarden zu erreichen.
Dann würde man beruhigt sein und nicht immer ein Damoklesschwert über sich
haben. Ist der Generalrat nicht traitabel, werde man nolens volens auf die Staats¬
noten greifen müssen; man muss aber diesbezüglich die Situation klar sehen
und deshalb vom Generalrate jetzt all das verlangen, was zur Vermeidung der
Emission von Staatsnoten während der ganzen Dauer des Krieges, die man vor
Augen hat, für notwendig erscheint. Er wiederholt aber, dass die Notenpresse
nur in dem äussersten Falle in Anwendung gebracht werde. Geld sei in überflüssi¬
gem Masse da. Die Banken wissen nicht, was sie mit dem Geld tun sollen, und
wenn es weiter so geht, werden sie die Einlagen zurückweisen, was die Leute
stutzig machen müsse, indem sie sich sagen, das Geld sei nichts mehr wert,
und die Devalvation wird dadurch in gesteigertem Masse ins Rollen gebracht.

   Der k.k. Finanzminister glaubt, man müsse die Sache noch studieren,
jedenfalls könne er sich nicht in der Frage der transitorischen Kreditoperationen
und ihrer Modalitäten jetzt schon binden. Wenn man bei kurzfristigen Darlehen,
zum Beispiel sechsmonatlichen, mehr als 6% erhalte, wird da jemand noch Kriegs¬
anleihe zeichnen? Man dürfe den Erfolg einer Kriegsanleihe, die auch weiterhin
im Auge zu behalten sei, nicht von vornherein untergraben. Auch müsse der
Finanzverwaltung die freie Schlussfassung über die Modalitäten der Schulden¬
kontrahierung, wenn sie hiefür die Verantwortung tragen soll, Vorbehalten bleiben,
zumal hiebei nur die konkreten Verhältnisse des jeweihgen Zeitpunktes mass¬
gebend sein müssen.

   Der kgl. ung. Finanzminister sagt, man müsse vom Markte abschöpfen,
was möglich sei, coute que coute. Die Befürchtung Baron Engels bezüglich der
Kriegsanleihe könne er nicht teilen, weil dies ganz andere Gelder seien. Ausserdem
hinge der Erfolg der Kriegsanleihen nicht mit dem Geschäfte, sondern mit dem
Patriotismus und der Opferwilligkeit zusammen. Er erwähnt zum Beispiele, dass

260
<pb/>ohne Losschlagen Italiens die zweite Kriegsanleihe in Ungarn mit einem Misserfolg
geendet hätte. Wenn der Krieg weiter dauert und die Einlagen der Grossbanken
weiter wachsen, werden diese ihnen eine Bürde und sie werden froh sein, dass sie
deren durch die Kriegsanleihe loswerden können.

   Der k.k. Ministerpräsident reflektiert auf eine Bemerkung des
Grafen Tisza wegen der Strömung in Österreich zugunsten der Zollunion. Diese
Bewegung sei spontan von Wien ausgegangen, aus politischem Gefühle für eine
Annäherung an Deutschland. Den Zeitungen sei verboten worden, einschlägige
Questionäre und Artikel zu bringen. Eine Reihe von Politikern sei jedoch nach
Deutschland gefahren, was man nicht verhindern habe können. Nach Rück¬
sprache mit dem Grafen Berchtold habe man seinerzeit Erörterungen in gewissen
Zirkeln gestattet und auch fallweise gewisse Zeitungsartikel zugelassen. Eine
intensivere Gestaltung der Sache sei nicht wahrzunehmen. Man könne ein Ablau¬
fen konstatieren und da sei es vielleicht besser, von Regierungswegen keine repres¬
sive Tendenz zu verfolgen, was noch dazu nicht ganz leicht wäre. Hinsichtlich
der Beamten sei eine strenge Weisung ergangen, sich Enunziationen zu enthalten,
widrigenfalls gegen sie vorgegangen werden würde.

   Der gemeinsame Finanzminister meint, dass vom Abschluss
einer Zollunion wohl keine Rede sein könne, da seines Erachtens die essentiellsten
Voraussetzungen fehlen, unter welchen diese Form einer wirtschaftlichen Ver¬
ständigung in Betracht kommen kann. Wenn auch Österreich-Ungarn ein wert¬
volles Absatzgebiet für das Deutsche Reich ist, so kann andererseits nicht übersehen
werden, dass auch wir insbesondere nach dem Kriege auf den Absatz dorthin
angewiesen sein werden und uns hüten müssen, Deutschland in anderen Ländern
als Rivalen gegenüber zu finden. Auch müsse man gestehen, dass Österreich-
Ungarn zu seiner industriellen Entwicklung, insbesondere zur Spezialisierung seiner
Industrie das Kapital brauche und wir kaum, wie früher, von Frankreich England
u.s.w. solches erwarten dürfen. Es wäre daher nicht angebracht, durch ein wirt¬
schaftlich nicht freundliches Verhältnis uns auch den deutschen Kapitalsmarkt
zu sperren. Von diesen Gesichtspunkten aus sollten nach seiner Meinung die
wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Deutschen Reiche geregelt werden.

   Diesen Ausführungen Dr. von Koerbers stimmt Graf Tisza zu.
   Der Vorsitzende resümiert folgendes: Beide Regierungen werden sich
an die Notenbank hinsichtlich der allgemein gutgeheissenen Erzielung einer
Vereinbarung wenden. Das einzuhaltende Programm ist einer Erörterung Vorbe¬
halten. In den Vordergrund trat das Prinzip Dr. Teleszkys, sich zunächst durch
die Rückendeckung bei der Bank der sogenannten Taggelder zu versichern.
Bezüglich der zwischen den beiden Finanzministern bestehenden Divergenzen
wird von ihnen ein Meinungsaustausch beabsichtigt.
   Hinsichtlich der gemeinsamen Auslagen für das kommende Budgetjahr weist
Graf S t ü r g k h darauf hin, dass man im österreichischen Abgeordnetenhause
im Jahre 1905 einen Gesetzentwurf eingebracht habe, um für das Budgetjahr
1906 hinsichtlich der gemeinsamen Auslagen vorzusorgen. Dieser Entwurf, wel¬
cher in seinem § 1 die Beitragsleistung Österreichs in der Form von Vorschüssen
im Auge hatte, gelangte nicht zur Verhandlung, sondern wurde zurückgezogen.

                                                                                                                                              261
<pb/>weil im Mai 1906 die Delegationen zusammentreten konnten. Eine ähnliche Situ¬
ation liege jetzt vor. Die ungarische Regierung habe ein sechsmonatliches Budget¬
provisorium, für welches das Budget des Vorjahres richtunggebend sei. Im Absatz
2 des § 2 dieses Provisoriums werde gesagt, dass es sich auch auf jenen Betrag be¬
ziehe, welcher bezüglich der gemeinsamen Auslagen erforderlich sei, und zwar
bis zur Feststellung durch die Delegationen beziehungsweise nach Massgabe der
österreichischen Leistung.

   Graf T i s z a erwidert hierauf, dass, wenn die Delegationen vor dem 1. Jänner
1916 zusammentreten, die von Grafen Stürgkh zitierten Bestimmungen hinfällig
werden.

   Die Konferenz müsse nun beschliessen, fährt Graf Stürgkh fort, für
6 Monate die quotenmässigen Mittel auf Basis des letzten Budgets der gemein¬
samen Regierung zur Verfügung zu stellen. Für Ungarn sei diesbezüglich das
eigene Budgetprovisorium massgebend, für Österreich der § 14 des Staatsgrund¬
gesetzes.

   Baron Engel sagt, es lägen keine internen gemeinsamen Budgets vor.
Eine besondere Vorsorge für die Bestreitung der gemeinsamen Auslagen in dem
österreichischen Provisorium zu treffen, wäre sonst nicht notwendig, weil das
österreichische Budgetprovisorium ganz allgemein gehalten sei und auch die
Quote für die gemeinsamen Auslagen umfasst. Unter den gegebenen Verhältnissen
würde aber in unser Budgetprovisorium ein Passus aufgenommen werden, analog
jenem in Ungarn. Nachdem für den gemeinsamen Haushalt für das Jahr
1915/1916 aber jedenfalls ein Wirtschaftsplan notwendig sein werde, um darnach
intern die Gebarung einrichten zu können, empfehle es sich, die budgetären Auf¬
stellungen des Vorjahres zugrunde zu legen und dementsprechend eine Aufstellung
zu machen.

   Der kgl. ung. Finanzminister schlägt vor, die Kredite des Normal¬
budgets des Vorjahres zur Verfügung zu stellen. Die in den Delegationsbeschlüssen
II und III erhaltenen Kredite könnten pro 1915/1916 entfallen wegen des engen
Zusammenhanges mit dem Mobilisierungskredite. Sollte in einem Ressort die
Notwendigkeit erwachsen, über einen oder den andern Spezialkredit zu verfügen,
so hätte es sich an beide Regierungen zu wenden, welche voraussichtlich zustim¬
men werden. Bei einer Meinungsverschiedenheit hätte die gemeinsame Minister¬
konferenz zu entscheiden. Die übrigen Delegationsbeschlüsse entfallen für das
nächste Jahr von selbst. Dem Ministerium des Äussern werden ausserhalb seines
Normalbudgets die entsprechenden Summen, welche seinerzeit für Unterhalts¬
beiträge und dergleichen den beiden Finanzverwaltungen zu verrechnen sind,
sowie bisher auch weiter von Monat zu Monat zur Verfügung gestellt werden.

   Die Konferenz nimmt diese Vorschläge an.
   Graf T i s z a bemerkt, dass es zu seiner lebhaftesten Befriedigung geglückt
sei, die durch das Nichtzustandekommen der Delegationen aufgetretene Schwierig¬
keit für die nächsten 6 Monate zu lösen, ohne tiefgreifende staatsrechtliche Fragen
aufzurollen. Im Parlament sei die Sache nicht zur Sprache gekommen. Man habe
eine Indemnität für 6 Monate bewilligt und die Delegationsfrage ganz ausgeschal¬
tet. Der gleiche Vorgang könnte jedoch nicht befolgt werden, wenn es sich um

262
<pb/>die weiteren 6 Monate handeln wird, da damit die wichtigen Bestimmungen des
Artikel XII vom Jahre 1867 über jährliche Votierung des gemeinsamen Budgets
durch die Delegationen nicht eingehalten werden und der verfassungsmässige
Einfluss der Delegation auf die Erledigung der gemeinsamen Angelegenheiten
hinfällig wird. Da tauche eine schwierige staatsrechtliche Frage auf. Ein Embryo
eines Präzedenzfalles sei im Jahre 1897 festzustellen. Damals erwartete man, dass
keine österreichische Delegation gewählt, kein gemeinsames Budget votiert
werden würde. Es wurde ein Gesetzentwurf vorbereitet, der davon ausging, dass
die Delegationen eine zweifache Aufgabe haben: Die Votierung des gemeinsamen
Budgets und die parlamentarische Kontrolle gegenüber der gemeinsamen Regie¬
rung. Wenn nun keine Delegationen stattfinden, so haben beide Parlamente
nicht die Möglichkeit, diese Rechte auszuüben. Der Entwurf enthielt nun die
Bestimmung, dass das gemeinsame Budget vom ungarischen Parlament durch¬
beraten und unter Voraussetzung der Reziprozität Österreichs votiert werde.
Die gemeinsamen Minister hätten vor dem Parlamente zu erscheinen gehabt, sich
jedoch durch die ungarische Regierung vertreten lassen können. Dieser Entwurf
wurde Seiner Majestät unterbreitet; eine diesbezügliche Stellungnahme der Krone
ist jedoch unterblieben, da sich die Verhältnisse in Österreich inzwischen soweit
gebessert hatten, dass die Delegation gewählt wurde und hiemit der fragliche
Gesetzentwurf in definitiver Form nicht zustande kam.&#39;

   Wenn nun keine Delegation gewählt werden kann, so müsse etwas Ähnliches
geschehen. Der § 5 des ersten Ausgleichgesetzes vom Jahre 1867 besagt, dass,
solange die Konstitution in Österreich nicht eingeführt sei, über die gemeinsamen
Angelegenheiten der ungarische Reichstag und der ungarische König im gemein¬
samen Einverständnisse verfügen. Und nach § 25 desselben Gesetzes ist bei Behand¬
lung der gemeinsamen Angelegenheiten der beiden Staaten der Monarchie Voraus¬
setzung, dass in Österreich das konstitutionelle Leben funktioniert. Es bezieht
sich diese Voraussetzung freilich nur auf die in diesem Gesetze festgesetzte Art
der Erledigung der gemeinsamen Angelegenheiten, nicht auf Wesen und Umfang
derselben. Was gemeinsam ist und was nicht, setzt schon die pragmatische Sank¬
tion fest. Diesbezüglich hat der Gesetzartikel XII vom Jahre 1867 nicht einen
konstruktiven, sondern einen deklarativen Charakter.

   Anders verhält es sich mit der Art der Erledigung derselben. Kann diese in der
diesem Gesetze bestimmten Weise nicht erfolgen, so müsse man interimistisch
eine andere Formel finden. Es sei seine Pflicht, betont Graf Tisza, darauf hinzu¬
weisen, dass er als verantwortlicher Leiter der ungarischen Regierung dieser
Frage nicht ausweichen könne. Es wäre dann unvermeidlich, dass die ganze
Ausgleichsfrage in die Debatten einbezogen und staatsrechtliche Fragen erörtert
werden, was er gewiss -- wenn nur möglich -- vermeiden möchte. Er würde es
also für sehr erfreulich halten, wenn es möglich wäre, in einer kurzen Reichsrat¬
session die Delegation wählen und von dieser die Indemnität votieren zu lassen.
Natürlich falle es ausschliesslich in die Kompetenz Österreichs, hierüber zu ent¬
scheiden. Wenn es aber nicht geschehe, müsse er einen Gesetzentwurf ausarbeiten
lassen, ähnlich jenem des Jahres 1897. Es würde denselben im Entwürfe der öster¬
reichischen Regierung mitteilen und mit ihr beraten.

                                                                                                               263
<pb/>                   Graf S t ü r g k h antwortet darauf, dass sich Graf Tisza nicht verhehle, dass
                durch das Aufwerfen dieser Frage die grösste Gefahr für die schwierig eingelebten
                Formen der Gemeinsamkeit entstünde. In der ganzen Entwicklung des Verfas¬
                sungslebens seit 1867 gibt es zwei Momente, wo die Form zu defizieren schien.
                Zunächst der von Grafen Tisza erwähnte Fall, wo zur Zeit der Ministerium Thun
                und Bänffy infolge der Agitation des Abgeordneten Wolf es den Anschein hatte,
                dass die Delegationen nicht zustande kämen. Er könnejetzt nicht konstatieren, ob
                Österreich von dem Gesetzentwürfe Kenntnis erhalten habe. Der zweite Fall
                betreife das Jahr 1906 und ergab sich infolge ungarischer Schwierigkeiten. Es
                wurde damals die vorschussweise Bestreitung der gemeinsamen Auslagen in
                Aussicht genommen. Im ersten Falle wäre an Österreich die Schuld gelegen
                gewesen, im zweiten an den ungarischen parlamentarischen Verhältnissen das
                Verschulden gelegen. Jetzt stehe die Situation anders. Wir leben im Kriegs¬
                zustände, wo die Erörterung der auswärtigen Politik in einer Körperschaft, wel¬
                cher der Kritik derselben ex professo zustehe, nicht zulässig sein könne. Er müsse
                dagegen Stellung nehmen, nicht weil in Österreich ein Hindernis vorliege, sondern
                weil er sich nicht vorstellen kann, dass eine Delegationssession unter der Herr¬
                schaft der kriegerischen Verhältnisse ohne schwere Schädigung derselben statt¬
                finden könne. Das Hindernis liege in der Sache selbst. Das ungarische Parlament
                hat getagt. Aber diese Körperschaft habe infolge der Geschicklichkeit der gegen¬
                wärtigen Regierung nur hie und da die auswärtigen Verhältnisse gestreift. Anders
                verhalte es sich mit der Delegation, die über nichts anders zu reden hätte, als über
                die auswärtige Politik und die Heeresverwaltung, in welchem letzteren Belange
                sie nebst der vollen Anerkennung für die Armee unzählige Personalfragen, Miss¬
                bräuche etc. Erörterungen unterziehen würde. Niemand könne sie daran hindern.
                Es sei von sekundärer Bedeutung, ob die Delegation in Österreich zustande käme
                oder nicht, aber aus inneren und aus politischen Gründen halte er deren Zusam¬
                mentreten für unmöglich. Für anomale Zeiten müsse man anormale Verfügun¬
                gen treffen, analog wie für das erste halbe Jahr; es sei doch nur ein quantitativer
                Unterschied, ob diese Verfügungen für ein halbes oder für ein ganzes Jahr gelten.

                   Graf Tisza erwidert, dass ihm keine Durchberatung des Budgets vor¬
                schwebe, sondern nur die Bewilligung einer Indemnität mit nur einer Debatte.
                Was die ungarische Delegation betreffe, so könne er die Verantwortung für eine
                ruhige Debatte tragen. Auch im Parlamente wurden Heeresvorlagen behandelt,
                es kamen die auswärtigen Angelegenheiten und administrativen Mißstände beim
                Heere zur Sprache. Trotzdem ist nichts geschehen, was schädlich für die Interessen
                der Monarchie gewesen wäre. Im Gegenteil habe die länger als einen Monat
                dauernde Session des ungarischen Reichstages gewiss nur nützliche Folgen für
                das Ansehen und die Stellung der Monarchie gehabt. Auch auf die Delegierten
                aus der Opposition sei ein gewisser Verlass. Was Österreich betreffe, so liege das
                nicht in seiner Kompetenz. Es müssten aber die Konsequenzen einer Nichtein¬
                berufung gezogen werden, da es im Gesetze ausdrücklich heisse, dass die Delegatio¬
                nen jährlich zusammenzutreten haben.

                   Baron Harkänyi bringt namens des königl. ung. Ackerbauministers
                folgendes vor: Es sei notwendig, dass der Kriegsminister energische Vorkehrungen

                  264

/
<pb/>treffe, damit die Kriegsgefangenen aus einzelnen Gefangenenlagern der Land¬
wirtschaft ehestens zur Verfügung gestellt werden. Trotzdem dem Ackerbaumini¬
sterium die eheste Erledigung zugesagt worden sei, habe er von den erbetenen
50.000 Mann erst 7.400 erhalten. Es herrsche diesbezüglich grosse Unorientiertheit.
Die diesjährige Ernte sei nicht nur Sache Ungarns, sondern von der grössten Wich¬
tigkeit für die ganze Monarchie. Mit Ausnahme des Militärkommandos Kaschau
sei man auf jenes von Pozsony verwiesen worden und jetzt sage dieses, dass es
keine Gefangenen habe. Die Gefangenen dürfen laut Zusage des Kriegsministers
20 km von der Etappenlinie verwendet werden. Das Balkankommando verweigere
aber dies. Das Militärkommando in Temesvär hat alle Gesuche an das Kriegs¬
ministerium geleitet, trotzdem der Kriegsminister zugesagt habe, dass die Ent¬
scheidung in Petrovaradin getroffen würde. Das Militärkommando in Kassa
gebe überhaupt keine Gefangenen her. Die Kriegsüberwachungskommission
teilte jüngst mit, die Abgabe der Gefangenen könne nicht erfolgen, weil kein
Überwachungspersonal vorhanden sei. Er bitte die Gefangenen auch mit weniger
Überwachungspersonal, jedoch ehestens abgehen zu lassen; man werde an Ort
und Stelle für die Ergänzung des Überwachungspersonals sorgen.

   Der Kriegsminister erklärt, er habe schon die entsprechenden Befehle
erteilt und er werde die Sache jetzt untersuchen. Bemerken müsse er aber, dass
wenn die Gefangenen Häuser anzünden werden oder dergleichen, man die Schuld
dem Mangel an Überwachungspersonal zuschreiben werde.

   Graf T i s z a weist darauf hin, dass in dieser Sache in Südungarn grosse Er¬
bitterung herrsche. Er ersucht, energisch einzugreifen. Jeder Tag seivonWichtigkeit.

   Baron Harkänyi bespricht nun die Benzinfrage. Nach der Budapester
Konferenz schien es, als ob die Deckung des Bedarfes gesichert sei. Jetzt sage
man, man könne nichts abgeben. Da das Benzin für die kleinen Landwirte
äusserst notwendig ist, bitte er, man möge sofort 300 Zisternenwaggons und im
Juli und August je 150 solche Waggons liefern.

   Baron Harkänyis drittes Petit betreffe die Preise für die Pferdeinanspruch¬
nahme. Man zahle jetzt für ein Reitpferd 825 K, für ein schweres Zugspferd
1000 K, für ein leichtes 850 und für ein Packpferd 400 K. Er beantrage folgende
Stufen: 1400, 1500, 1450 und 600 Kronen. Es sei dies umso notwendiger, weil
die Preise stark gestiegen sind, und es häufig vorkomme, dass ein Landwirt ein
Pferd teuer ersteht und dieses sofort um den weit geringeren fixen Preis requiriert
werde.

   Graf T i s z a schliesst sich dem an und weist darauf hin, dass das Militärärar
ja auch die Fleischpreise heute doppelt so teuer zahle, wie zu Beginn des Krieges.

  Hierauf wird die Sitzung um 1I2 9 Uhr abends geschlossen.

              Original-Reinschrift. -- Die Einsichtnahme wurde auf dem Mantelbogen des
          Protokolls, mit Ausnahme von Generalstabschef Conrad, von sämtlichen Teilnehmern
          des Ministerrates bestätigt, der österreichische Handelsminister Schuster hat, worauf
          im Einsicht-Bogen auch verwiesen wird, den Bogen unterschrieben, auf welchem die
          Teilnehmer angeführt sind. Auf dem letzten Blatt rechts die Unterschrift Buriäns, links
          die des Protokollführers Walterskirchen. Die Kenntnisnahme durch den Herrscher

                                                                                                                265
<pb/>         fehlt. -- Ebd. das maschinengeschriebene Konzept mit unzähligen, hauptsächlich aus der
         Feder des Protokollführers Günther stammenden Korrekturen. Am Schluß die Unter¬
         schrift Günthers. (Die ersten 8 Bogen des Protokolls wurden, wie aus den Korrekturen
         ersichtlich, von Walterskirchen, die übrigen von Günther verfaßt.)

                                                                                                     12.

                                                                                         Wien, 8. Juli 1915

         Der Ministerrat behandelt die politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte des
         Getreideimports aus Rumänien, die mit der Befriedigung des deutschen Erdölanspruchs
         zusammenhängenden Fragen und einige weitere Wirtschafts- und Finanzprobleme.

            Die Fragen der Getreideversorgung der Monarchie kamen in den Sitzungen des
         gemeinsamen Ministerrates während des Krieges wiederholt zur Sprache (dazu siehe
         den Kommentar zum Protokoll vom 9. September 1916). Über die »Kriegeszentralen«
         und Gesellschaften orientiert Redlich in seinem, im Kommentar zum Protokoll vom 3.
         Februar 1915 erwähnten Werk (hauptsächlich auf S. 179 ff.), sowie das ebendort
         zitierte Werk von Szterenyi--Ladänyi (vor allem S. 265 ff.). Über das Problem des
         Nickelgeldes siehe Popovics: a.a.O., S. 77 IT. sowie Ivdnyi: a.a.O. S. 89--90 und 199.

Protokoll des zu Wien am 8. Juli 1915 abgehaltenen Ministerrates für gemeinsame
Angelegenheiten, unter dem Vorsitze des Ministers des k.u.k. Hauses und des
Äußern Baron Buriän

   K.Z. 60. - G.M.K.P.Z. 523.

   Gegenwärtige: der k.k. Ministerpräsident Graf S t ü r g k h, der kgl. ung.
Ministerpräsident Graf T i s z a, der k.u.k. gemeinsame Finanzminister Dr. von
K o e r b e r, der k.u.k. Kriegsminister FZM. Ritter von K r o b a t i n, der
k.k. Handelsminister Dr. von Schuster, der kgl. ung. Handelsminister
Baron Harkänyi, der k.k. Ackerbauminister Dr. Zenker, der kgl. ung.
Ackerbauminister Baron G h i 11 ä n y, der k.k. Finanzminister Freiherr von
Engel, der kgl. ung. Finanzminister Dr. Teleszky, der k.k. Minister
für öffentliche Arbeiten Dr. T r n k a, der kgl. ung. Minister am Allerhöchsten
Hoflager Baron R o s z n e r.

   Schriftführer: k.u.k. Generalkonsul von Joannovics.

   Gegenstand: 1. Die Organisation des Getreideimportes aus Rumänien. 2.Die
Deckung des deutschen Petroleumbedarfes. 3. Feststellung der Quote für die
Zurückgabe der im Kriege verwendeten Pferde an die beiden Staaten der Mon¬
archie. 4. Verwaltung des mobilen und immobilen Vermögens der italienischen
Staatsangehörigen. 5. Einziehung der Nickelmünzen.

266
<pb/>