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Nr. 343 Ministerkonferenz, Wien, 27. Mai 1856 – II - Retrodigitalisat (PDF)

  • ℹ️ anwesend:
  • RS.; P. Marherr; VS. Buol-Schauenstein; BdE. und anw. (Buol 27. 5.), Bach 3. 6., Thun, K. Krauß, Toggenburg, Bruck.

MRZ. – KZ. 1822 –

Protokoll II der zu Wien am 27. Mai 1856 abgehaltenen Ministerkonferenz unter dem Vorsitze des Ministers des Äußern und des kaiserlichen Hauses Grafen v. Buol-Schauenstein.

[I.] Anschluß der lombardischen und piemontesischen Bahnen

Der Handelsminister brachte zur Kenntnis der Konferenz das Resultat der bisherigen Unterhandlung wegen des Anschlusses der lombardischen Eisenbahn an jene des Königreiches Sardinien.

Unsererseits ist Novara als Vereinigungspunkt vorgeschlagen worden; piemontesischerseits schien man Bedenken gegen den Eintritt bis Novara zu haben und schlug als Vereinigungspunkt die Station Trecate vor. Die Annahme dieses letzteren Punktes wäre aber mit der Unbequemlichkeit für den Waren- und Personenverkehr verbunden, daß nicht nur dort, sondern auch in der nächsten Station Novara, welche eigentlich der Knotenpunkt für die sich dort vereinigenden piemontesischen Bahnen ist, die Waggons gewechselt und umgeladen werden müßten. Es ist also in jeder Beziehung zu wünschen, daß die Station Novara (von der eigentlichen Stadt und Festung Novara ist ohnehin nicht die Rede) als Anschluß- und Wechselstation gewählt werde.

Nachdem die lombardische Bahn vor drei Jahren zu jenem Punkte nicht gelangen darf, so drängt österreichischerseits nichts zum Abschlusse, und nachdem auch – wie der tg. gefertigte Vorsitzende bemerkte – politische Rücksichten eine Beschleunigung der diesfälligen Entscheidung nicht erheischen, so wurde auf Antrag des Handelsministers einstimmig beschlossen, vorderhand die Unterhandlung mit den piemontesischen Abgeordneten über den Anschlußpunkt abzubrechen und abzuwarten, ob sie sich in der Folge dem österreichischen Projekte geneigt finden werden1.

Ah. E. Ich nehme den Inhalt dieses Protokolls zur Kenntnis. Franz Joseph. Laxenburg, 8. Juni 1856.