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Vorwort - Retrodigitalisat (PDF)

|| S. 11 PDF || Das Österreichische Komitee für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle erlitt im Jahre 1978 einen schweren Verlust durch den Tod seines ersten, langjährigen Vorsitzenden, Friedrich Engel-Janosi. Am 19. Juli 1978 erwies das Österreichische Komitee dem Schreiber dieser Zeilen die Ehre, ihn zu seinem Vorsitzenden zu wählen. Gleichzeitig wurde Übereinstimmung darüber erzielt, daß es im Interesse der langfristigen finanziellen und personellen Sicherung der Edition zielführend wäre, diese als Abteilung dem Österreichischen Ost-und Südosteuropa-Institut einzugliedern, das ja bereits seit der Planung der Edition mit den administrativen Agenden befaßt gewesen war. An der wissenschaftlichen Verantwortung des Österreichischen Komitees für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle ändert sich nichts. Der Vorsitzende des Komitees wurde in den Vorstand des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts berufen, Frau Dr. phil. Waltraud Heindl wurde zur Leiterin der Abteilung „Edition der Ministerratsprotokolle 1848-1918“ bestellt. Demgemäß wird diese Edition nunmehr gemeinsam vom Österreichischen Komitee für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle und vom Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Institut herausgegeben.

Der hier vorgelegte Band erscheint in äußerlich veränderter Form. Im Interesse der unge­schmälerten Beibehaltung der bislang angewandten Editionsgrundsätze schien es den Herausgebern angebracht, die tendenziell steigenden Publikationskosten durch größte Bescheidenheit in der äußeren Gestaltung in Grenzen zu halten. An der bewährten Vollständigkeit der Edition und Gründlichkeit der Kommentierung wurde ohne Abstriche festgehalten. Der Zweck der Edition ist es, eine der wichtigsten Geschichtsquellen der Donaumonarchie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit einem den strengsten Ansprüchen gerecht werdenden Kommentar ausgestattet, weltweit zugänglich zu machen. Die Herausgeber hoffen, daß die Edition in ihrem neuen Kleid den Weg zu einer immer größeren Zahl von Forschern und Studierenden finden wird.

Mit dem vorliegenden Band wird die inhaltliche wie die formale Einleitung in die Hand des jeweiligen Bandbearbeiters gelegt. Die von Frau Dr. Waltraud Heindl, einer Schülerin Friedrich Engel-Janosis und Mitarbeiterin der ersten Stunde, verfaßte Einleitung bietet einen gründlichen Überblick über die Hauptprobleme, die der Ministerkonferenz im Zeitraum vom 15. März bis 9. Oktober 1853 vorlagen. Im Mittelpunkt der Einführung steht die Neuorganisation der staatlichen Verwaltung, insbesondere in den Ländern; dieses Thema findet in der Einleitung eine den größeren zeitlichen Zusammenhang berücksichtigende Analyse, || S. 12 PDF || die über den Zeitraum von März bis Oktober 1853 hinausreicht. Eine derartige Untersuchung ist im Hinblick auf die Neuerungen der systematisch „durchorganisierten“ neoabsolutistischen Verwaltung, etwa das starke Hervorkehren kompetenz­mäßiger, „instanzmäßiger“ Abgrenzungen (Josef Redlich), von großer Wichtigkeit. Tabellen zur Verwaltungsorganisation sollen den Überblick über den „durchorganisierten“ Verwaltungsaufbau der neoabsolutistischen Monarchie erleichtern.

Die Zusammenarbeit mit dem Ungarischen Komitee für die Veröffentlichung der Ministerrats­protokolle ist seit den Anfängen dieses großen, bilateral konzipierten Editions­unternehmens erfolgreich gewesen. Seit 1977 hat die Bildung eigener Kommissionen der Ungarischen sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur gemeinsamen Erforschung der Geschichte Österreichs und Ungarns zu einer Intensivierung der gegenseitigen Kontakte geführt. In diesen Kommissionen sind sowohl auf ungarischer als auf österreichischer Seite die Vorsitzenden und weitere Mitglieder beider Komitees vertreten. Anläßlich der ersten Plenarsitzung beider Kommissionen in Budapest im September 1978 konnten Gespräche über die weitere Planung und Zusammenarbeit bezüglich der Edition der Ministerratsprotokolle geführt werden.

Besonderer Dank gebührt Herrn Univ.-Dozent Dr. Oszkár Sashegyi, Generaldirektor-Stellvertreter a. D. des Ungarischen Staatsarchivs, der im Auftrag des Ungarischen Komitees für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle in einem Gutachten vom 7. März 1979 zur Edition des vorliegenden Bandes Stellung genommen hat. Der Gutachter, ein hervorragender Kenner der Verwaltungsstruktur des neoabsolutistischen Regimes, hat klärend und hilfreich zu einer Reihe von Detailfragen Stellung genommen; alle Anregungen seines Gutachtens sind in dem hier vorgelegten Band verwertet worden. Darüber hinaus vermerkt das Gutachten, daß im vorliegenden Band die bereits im ersten Band dieser Abteilung angewandten Methoden der Quellenbearbeitung und des Editionsapparates unverändert zur Anwendung kommen. Das Gutachten stellt fest, daß auch der vorliegende Band dem Buchstaben wie dem Geist der Vereinbarung der beiden Komitees entspreche. Diese Feststellung gereiche der ungarischen Seite „umso mehr zur Freude, als gerade in der Beurteilung der österreichischen Regierungspolitik des hier behandelten Zeitabschnittes zwischen den Historikern Meinungsverschiedenheiten obwalten, die zu überbrücken der vorliegende Band in hervorragender Weise geeignet zu sein scheint“.

Die Herausgeber sind allen Institutionen zu Dank verpflichtet, die zur Ausführung dieses Editionsvorhabens beigetragen haben und weiter beitragen. Die Herausgeber wissen dankbar das wohlwollende Interesse zu schätzen, das Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger und der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Frau Dr. Hertha Firnberg, anläßlich von Vorsprachen der Vorsitzenden des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts und des Österreichischen Komitees für die Veröffentlichung der Ministerratsprotokolle zum Ausdruck gebracht haben. Last not least gilt der Dank der Herausgeber dem bewährten, unermüdlichen Einsatz des mit der Redaktion betrauten Kollegen o. Univ.-Prof. Dr. Helmut Rumpler und der Band­bearbeiterin, Frau Dr. Waltraud Heindl.