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Nr. 29 Ministerkonferenz, Wien, 20. Juli 1852 - Retrodigitalisat (PDF)

  • ℹ️ anwesend:
  • RS.; P. Wacek; VS. Buol-Schauenstein; BdE. und anw. (BuoI 21. 7.), Bach 31. 7., Baumgartner, Thinnfeld, Csorich, K. Krauß; abw. Thun, Stadion.

MRZ. – KZ. 2566 – (Prot. Nr. 28/1852) –

Protokoll der am 20. Juli 1852 in Wien abgehaltenen Ministerkonferenz unter dem Vorsitze des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten und des kaiserlichen Hauses Grafen v. Buol-Schauenstein.

I. Antrag der katholisch-deutschen Bruderschaft in Neapel um Unterstützung zum Bau einer Kapelle

Der vorsitzende Minister der auswärtigen Angelegenheiten Graf Buol-Schauenstein brachte das von der kaiserlichen Gesandtschaft in Neapel unterstützte Gesuch der dortigen katholischen deutschen Bruderschaft (Confraternità della Madonna dell'Anima) um einen Beitrag von Seite der österreichischen Regierung zum Baue einer Kapelle auf adem Friedhofe der Bruderschafta aus Anlaß einer zwischen ihm und dem Finanzministerium darüber bestehenden Meinungsdifferenz zum Vortrage1. Die Bruderschaft di Santa Maria dell'Anima, bemerkte der Minister Graf Buol-Schauenstein, habe sich immer als unter dem österreichischen Schutze stehend betrachtet, habe auch von dieser Seite Unterstützungen an Meßbüchern, Meßkleidern u. dgl. erhalten, sei aber in der neueren Zeit in ihren Vermögensverhältnissen sehr herabgekommen und nicht imstande, die gedachte, zu ihren gottesdienstlichen Handlungen erforderliche Kapelle ohne fremde Beihilfe zu erbauen. Die kaiserliche Gesandtschaft in Neapel trägt auf eine Unterstützung von 1000 f. zum Bau der Kapelle für die genannte Bruderschaft an. Der vortragende Minister ist geneigt, diesen Antrag bei Sr. Majestät aus politischen Rücksichten zu unterstützen. Die bprotestantischen Deutschenb zu Neapel haben sich der Unterstützung Preußens zu erfreuen, und die Russen ermangeln nicht, um sich Einfluß zu verschaffen und zu erhalten, die nichtunierten Griechen überall, wo sie sich befinden, zu unterstützen. Der Finanzminister habe sich jedoch lediglich aus finanziellen Rücksichten gegen diese Unterstützung ausgesprochen.

Bei der hierüber vorgenommenen Abstimmung haben sich alle übrigen Konferenzmitglieder mit dem referierenden Minister in dem Antrage geeinigt, daß bei den obwaltenden politischen Rücksichten und bei dem Umstande, daß die mit den Verhältnissen der gedachten Bruderschaft genau bekannte kaiserliche Gesandtschaft in Neapel auf eine Unterstützung von 1000 f. für dieselbe anträgt, dieser Bruderschaft zum Bau ihrer Kapelle ein Beitrag von 1000 f. Allerhöchstenorts bewilligt werden dürfte2.

Ah. E. Dient zur Kenntnis. Franz Joseph. Trentschin, am 12. August 1852.