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Nr. 56 Ministerrat, Wien, 27. April 1849 - Retrodigitalisat (PDF)

  • RS.; P. Ransonnet; VS. Schwarzenberg; anw. Krauß, Bach, Cordon, Thinnfeld, Kulmer; BdE. (Schwarzenberg 28. 4.), Krauß 29. 4., Bach 29. 4., Cordon 29. 4., Thinnfeld 29. 4., Kulmer; außerdem anw. Zedwitz (nur bei III.); abw. Stadion, Bruck.

MRZ. 1305 – KZ. 1189 –

Protokoll der Sitzung am 27. April 1849 unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten, Ministers des Äußern und des Hauses Fürsten Schwarzenberg.

I. Schwierigkeiten bei Ausgabe der Anweisungen auf die Einkünfte Ungarns

Der Kriegsminister erwähnte der Schwierigkeiten, welchen die Ausgabe der „Anweisungen auf die Einkünfte des Königreichs Ungarn“ unterliegt1. Man verweigert häufig die Annahme an Zahlungs statt für Lieferungen. Baron Krauß bemerkte, der Grund hievon sei wohl in den dermaligen ungünstigen Kriegsereignissen zu suchen. Bei diesem Anlaß stellte der Finanzminister an den GM. Freiherrn Cordon das Ersuchen, die Kriegskassen anzuweisen, daß sie sich für die Vorbereitung der 3%igen Anweisungen tätiger als bisher zeigen möchten2.

II. Stellung des lf. Kommissärs gegenüber der Bischofssynode in Wien

Minister Bach besprach die dem lf. Kommissär gegenüber der Versammlung ader Bischöfea in Wien anzuweisende Stellung3, und man vereinigte sich zu dem Beschlusse, daß es zweckmäßiger wäre, denselben nicht an den Sitzungen selbst Anteil nehmen zu lassen, nachdem die Interessen der Regierung dort viel wirksamer und mit Vermeidung von Schwierigkeiten durch einige der Regierung ergebene Bischöfe, namentlich durch den von Seckau, Rauscher, vertreten werden könnten. Der lf. Kommissär, wozu der Ministerialrat Baron Pratobevera gewählt wurde, hätte bloß als Verbindungsglied zwischen bder Versammlungb und dem Ministerium zu dienen4.

III. Beförderung der russischen Hilfstruppen auf den ungarischen Kriegsschauplatz

Über Anregung des Baron Krauß wurde die Frage in Erwägung gezogen, ob es nicht besser wäre, die russischen Hilfstruppen mittelst der Eisenbahn mit wesentlichem Gewinn an Zeit von Ostrau nach Preßburg, Gänserndorf oder Göding [zu] befördern, als sie auf dem antrengenderen Wege durch das Waagtal auf den Kriegsschauplatz zu führen5.

Diese Beratung, welcher auch Oberst Graf Zedwitz beigezogen wurde, führte zu dem Beschluß, vorerst die Äußerung des FZM. Baron Welden einzuholen, welche der beiden Marschrouten sich mit seinem Operationsplan am besten kombiniere6.

IV. Änderung des Münzfußes der österreichischen Silbermünzen

Der Finanzminister hielt einen Vortrag über die Notwendigkeit, den Münzfuß der österreichischen Silbermünzen etwas geringhältiger zu machen, weil der zu große Feingehalt der österreichischen Münzen die Folge hat, daß deren Umprägung in fremden Münzstätten Vorteil bringt, sodaß die neugeprägten k.k. Zwanziger schnell wieder aus der Zirkulation verschwinden. Bei der Wahl eines neuen Münzfußes könne man entweder den süddeutschen oder den preußischen, oder endlich den französischen adaptieren7. Es seien hier viele Rücksichten von ganz verschiedener Art ins Auge zu fassen, worunter der rechtliche Standpunkt ganz besondere Schwierigkeiten darbietet. Um nun in dieser wichtigen Angelegenheit mit aller Vorsicht vorzugehen, wird das Finanzministerium vor allem Vertrauensmänner vom Fache, namentlich aus dem Handelsstande, vernehmen und dann mit den übrigen beteiligten Ministerien in Verhandlung treten8.

V. Kriegskostenforderung an Sardinien

Bezüglich der von Sardinien geforderten Entschädigung9 erklärte Freiherr v. Krauß, daß man sich auch mit 40 Millionen Gulden zufriedenstellen könnte, wofern diese Summe in kürzerer Zeitfrist bezahlt würde10.

Ah. E. Ich habe den Inhalt dieses Protokolles zur Wissenschaft genommen. Franz Joseph. Olmütz, den 2. Mai 1849.